Großbritannien: Andy Abraham
Seit im Jahr 2003 das Popduo Jemini Großbritannien zum ersten Mal in seiner glorreichen Grand Prix Geschichte den letzten Platz bescherte, lastet auf den britischen Kandidaten der "Fluch von Riga". Schuld war der nicht ganz fehlerfreie Vortrag von Gemma Abbey und Chris Cromby. Die Televoter straften ihren Song "Cry Baby" mit null Punkten ab und seit dieser dunklen Stunde erreichen nur noch wenige Länderpunkte für die Briten die andere Seite des Ärmelkanals. Selbst die Queen ist vermutlich "not amused" - und auch 2008 änderte sich nichts an dem schlechten Abschneiden. Großbritannien kam auf den letzten Platz, mit der gleichen Punktzahl wie Polen und Deutschland.
Vom Müllmann zum Popstar
Andy Abraham steht für eine dieser Wohlfühlgeschichten, wie sie nur von Casting-Kandidaten geschrieben werden können. Der 43-jährige Londoner, dessen Vorfahren es von der Karibikinsel Grenada in die britische Hauptstadt verschlagen hatte, besaß zwar schon immer ein herausragendes musikalisches Talent, aber den Lebensunterhalt für sich und seine Familie verdiente Abraham mit wenig glamourösen Jobs - beispielsweise in einer Druckerei oder, wie bereits erwähnt, bei der Müllabfuhr. 2005 änderte eine gefälschte Bewerbung das Leben des zweifachen Familienvaters radikal: Weil Ehefrau Denise eine gewisse Erfahrung darin hatte, seine Unterschrift zu imitieren, verhalf sie ihrem ahnungslosen Ehegatten zu einem Vorsingen für die britische Casting-Show "The X Factor".
Abraham, der bis dahin bei diversen Talentsuchen sein Glück gesucht, aber nicht gefunden hatte, schaffte es in die engere Auswahl und entwickelte sich während der Sendung dank seiner sanften Stimmen zu einem der Publikumslieblinge. Erst im Finale musste sich "Mister Smooth" seinem Konkurrenten Shayne Ward knapp geschlagen geben. Für den zweiten Platz gab es immerhin einen professionellen Plattenvertrag und Abraham nutzte seine Chance: Sein Debütalbum "The Impossible Dream" verkaufte sich seit der Veröffentlichung 2006 geschätzte 300.000 Mal und wurde mit Platin ausgezeichnet. Im selben Jahr kam bereits das Nachfolgewerk auf den Markt doch der neue Star am britischen Pophimmel schien schon wieder zu verglühen: "Soul Man" kam nur auf 50.000 verkaufte Einheiten.
Comeback beim englischen Vorentscheid
Aber Andy Abraham hatte wenig Lust zu den Mülltonnen auf Londons Straßen zurückzukehren und beim diesjährigen britischen Vorentscheid bot sich eine neue Herausforderung. Diesmal verdankte er seinen Erfolg nicht Ehefrau Denise, sondern der Grand Prix Ikone Terry Wogan. Der Moderator kommentiert seit einer halben Ewigkeit den Contest für die BBC und zählte bei "Eurovision: Your Decision" zu den Juroren. Sir Wogan nominierte Abraham mit einer Wildcard für die Endrunde, nachdem dessen Song "Even If" in der Qualifikation zunächst nicht den Geschmack der übrigen Jury-Mitglieder getroffen hatte. Im Finale am 1. März war nur die Meinung der Fernsehzuschauer gefragt und die wählten die soulige Popnummer zu ihrem Favoriten.