Finnland: Teräsbetoni
Für Finnland war der 53. Eurovision Song Contest kein Musikwettbewerb, sondern eine Schlacht, die es in Belgrad zu schlagen galt. Das klingt ziemlich martialisch, trifft aber ziemlich genau den Ton des diesjährigen finnischen Grand Prix Beitrages "Missä miehet ratsastaa". Auf Deutsch heißt der Titel, mit dem die Heavy-Metal-Band Teräsbetoni am 1. März den Vorentscheid in Helsinki gewann, "Dort wo die Männer reiten". Wer sich die Mühe macht, den finnischen Liedtext zu übersetzen, erfährt, dass im Feld Helden gefragt sind und keine Feiglinge. Und die erste Schlacht haben die Männer mit den langen Haaren und den nackten Oberkörpern gewonnen. Im Finale von Belgrad waren sie allerdings weniger erfolgreich: Platz 22 war das Ergebnis ihres Auftritts in Belgrad.
Wahrer Metal aus Finnland
Ihren ersten Plattenvertrag verdanken Jarkko Ahola (Leadgesang u. Bass), Arto Järvinen (Gesang u. Gitarre), Viljo Rantanen (Gitarre) und Jari Kuokkanen (Schlagzeug) nach eigener Aussage dem Internet. 2003 veröffentlichte das Quartett im Netz seine ersten Eigenkompositionen und klopfte an die Türen der Plattenfirmen. Laut Arto Järvinen, ging dann alles sehr schnell seinen Weg: "Sofort hatte unsere Website Hunderte von Besuchern pro Tag und nach zwei Tagen bekamen wir auch schon einen Anruf von einer Plattenfirma", beschrieb der Gitarrist 2005 in einem Interview für das Online-Magazin Metal-District den Karrierestart. Ebenfalls 2005 kam das Debütalbum "Metallitotuus" auf den Markt - begleitet von über 200 Live-Auftritten. Unter anderem spielten Teräsbetoni beim größten deutschen Metal-Open-Air im schleswig-holsteinischen Wacken. Das Touren zahlte sich aus: "Metallitotuus" erlangte in Finnland Platin-Status und wurde bei den Emma Awards, dem bedeutendsten finnischen Musikpreis, zum "Album des Jahres" gekürt.
Selbstironie im Lederkostüm
Mittlerweile hat die Band drei Longplayer veröffentlicht und gehört zur Speerspitze des True Metal. Diese Unterart des Heavy Metal geht auf die US-Band Manowar zurück, die seit 1980 als "lauteste Band der Welt" ihre Musik lebt. Dazu gehören die Beschwörung von Ehre, Stolz und Männlichkeit und das Tragen von Fell- und Lederkostümen auf der Bühne. Verehrt werden mystische Kämpfer, die lieber auf dem Schlachtfeld sterben als am heimischen Lagerfeuer. Aber während bei Manowar schon mal ein Plattenvertrag mit dem eigenen Blut unterschrieben wird, gehört bei Teräsbetoni eher eine Portion Selbstironie mit zum Geschäft.
So urteilte ESC-Experte Dr. Irving Wolther bei seiner Analyse des finnischen Vorentscheids für eurovision.de treffend: "'Missä miehet ratsastaa' ist mehr als eine simple Heavy-Metal-Nummer, sondern eine parodistische Hommage an den traditionellen ESC-Schlager, die mit Hu-Ha-Rufen die Dschinghis-Khan-Thematik unterstreicht" - und selbst vor dem in Schlagern beliebten tonalen Wechsel im letzten Refrain nicht halt macht, erklärt der Experte.