ESC 2025: Polen schickt Justyna Steczkowska mit "Gaja"
1995 stand Justyna Steczkowska mit dem Song "Sama" zum ersten Mal auf der ESC-Bühne in Dublin. 30 Jahre später tritt sie mit "Gaja" beim Eurovision Song Contest in Basel erneut für Polen an.
Jetzt hat es die ambitionierte Steczkowska doch geschafft. Im Vorjahr musste sie sich noch Lunas "Tower" denkbar knapp geschlagen geben. Ein Jahr später triumphiert sie mit "Gaja" beim polnischen Vorentscheid - und das nur durch die Gunst der Zuschauer.
Polen setzt auf ein reines Zuschauervoting
Und auch sonst merkt man: Die polnische Rundfunkanstalt TVP hat sich Gedanken gemacht. Durchs Programm führte unter anderem Michał Szpak, der Polen 2016 vertrat und zudem der letzte polnische Teilnehmer war, den (wie dieses Jahr) ausschließlich die Zuschauer wählten. Neben ihm trat zudem auch Baby Lasagna, Gewinner der Zuschauervotes beim letztjährigen ESC in Malmö, unter anderem mit seinem Song "Rim Tim Tagi Dim" als Pausenact auf. Nachdem viele ESC-Fans in Polen aufgrund des letztjährigen Verfahrens enttäuscht waren, wirkte die Show fast wie eine Art Wiedergutmachung: das Einbinden von ehemaligen Teilnehmern, ESC-Prominenz aus dem Vorjahr und der Fokus auf die alleinige Entscheidung der Zuschauer. Fanherz, was willst du mehr?
Gaja: Mutter Erde oder Mutter Justyna?
In Justyna Steczkowskas Song "Gaja" geht es um "Mutter Erde". Gaia steht in der griechischen Mythologie für die Urmutter und die personifizierte Erde. Steczkowska singt in dem Lied über die Verbindung zwischen Mensch und Natur und über Gaia als schöpferische Kraft, als Göttin. Auch die Zerstörung der Natur kann aus den Zeilen herausgelesen werden. Das Lied hat eine fast spirituelle Atmosphäre und ist von diversen mystischen Klängen untermalt. Als bekannt wurde, dass "Gaja" am Vorentscheid teilnehmen wird, erschien nur ein paar Tage später eine stark modifizierte Version. Schnell war klar: Der Song will nicht nur zum ESC, er will ESC sein. Es gibt nichts, was fehlt: Tänze, Dancebreaks, ruhige Passagen, schnelle und kraftvolle Passagen, lang gehaltene Töne. Überforderung im richtigen Maß?
Wird Steczkowska dem Hype gerecht?
Wenn Polen im ersten Halbfinale am 13. Mai performt, feiert Justyna Steczkowska ein rundes Jubiläum feiern. Denn auf den Tag genau vor 30 Jahren, stand sie am 13. Mai 1995 bereits im Finale des ESC in Dublin. Damals eröffnete sie den Contest. In diesem müsste sie sich zunächst in besagtem Halbfinale beweisen. Die Chancen auf einen Finaleinzug scheinen aber nicht schlecht zu stehen. Auch, weil es Steczkowska verstanden hat, ein Gesamtkonzept vorzustellen. Dazu gehört der Auftritt im Vorentscheid, aber auch andere Faktoren. Da gab es beispielsweise die "TikTok Gaja-Challange", in der so lange wie möglich der Ton auf dem letzten "A" von "Gaja" gehalten werden sollte. Da ist generell ihre Social-Media-Präsenz. Und da ist das Gespür dafür, dass der Song "Gaja" so wie er ursprünglich war, zu kurz und monoton war.
Frühere Teilnahme nur ein Nebenfaktor
In Interviews betont sie kaum bis selten, dass sie schon mal 1995 teilgenommen hat, sondern beschreibt vielmehr das, was es laut ihr auf der ESC-Bühne braucht. Sie spricht beispielsweise davon, dass der ESC mehr als ein Wettbewerb ist. Das man sich gut vorbereiten muss und sich überlegen solle, welche Message man senden will. Sie hat den ESC jedes Jahr verfolgt und ist, wie sie selbst sagt, Fan des Wettbewerbs. Das merkt man und das ist gleichzeitig erfrischend, weil eine Teilnahme vor 30 oder 20 Jahren nichts darüber aussagt, wie gut sich Acts mit dem ESC wirklich auskennen, wie gut sie ihre Chancen realistisch einschätzen können und - am wichtigsten: wie gut ihr eigenes Lied tatsächlich ist.