Ungarn: Boggie
Politische Botschaften sind beim ESC zwar nicht erlaubt, Ungarin Boggie bittet 2015 mit "Wars For Nothing" dennoch für Frieden auf der Welt. Am Ende belegt sie im Finale Rang 20.
Sie kann Pop, Jazz, Folk und Chanson. Doch für die Teilnahme am Eurovision Song Contest sucht die Ungarin Boggie ein einfaches Lied aus: eine Friedenshymne. In "Wars For Nothing" beklagt die zum Zeitpunkt ihres ESC-Starts 28-jährige Budapesterin den schlechten Zustand unserer Erde. Die als Boglárka Csemer geborene Sängerin erzählt von unschuldigen, weinenden Seelen, von den Kindern, die zu den Sternen fliegen - ein Euphemismus fürs Sterben.
Damit setzt sie sich beim ungarischen Vorentscheid "A Dal" durch, der Jahr für Jahr erfolgreiche Künstler hervorbringt. Darunter ByeAlex, der 2013 Europa mit seinem poetischen Song "Kedvesem" bezaubert. Und auch Boggie nimmt im ersten Halbfinale in Wien schon mal die erste Hürde - sie schafft die Qualifikation und zieht ins Finale ein.
Karriere mit zwei Studioalben
Bühnenerfahrung bringt die Künstlerin mit den aristokratischen Gesichtszügen - in den Medien wird sie mit der britischen Herzogin Kate verglichen - zuhauf mit. Sie tritt auf Jazzfestivals auf, etwa beim "Jazz Sur Seine"-Festival in Paris, sowie in New York, München, den Niederlanden und natürlich in Ungarn. Zwei Studioalben kann sie vorweisen. Aus ihrem gleichnamigen Debütalbum stellt Boggie den Song "Noveau Parfum" 2014 als Video ins Netz. Den ursprünglich ungarischen Text singt sie in dem Video auf Französisch (sie hat ein Jahr lang in Paris gelebt). Darin fragt sie, warum sie Parfüm nutzen oder Luxusmarken kaufen soll. Ein kritischer Beitrag, der allerdings vor allem durch seine Machart mehr als sieben Millionen Mal angeschaut wird.
Videokritik an Retusche von Bildern
Beim Singen filmt die Kamera Boggies Kopf und Torso und man kann einem fiktiven Bildbearbeiter dabei zusehen, wie ihr Aussehen optimiert wird. So wird der Hals verdünnt, die Hautfarbe verändert, die Frisur optimiert und es werden die Augen mit dunklem Make-up verändert. All das digital. Ein aufwendiges Video, das zeigt, wie Popstars zu Marken werden, mit denen sie nicht viel gemein haben.
Flashmobs mit ihrem Song
Den Song "Wars For Nothing" komponiert Boggie gemeinsam mit ihrem Bandpianisten Áron Sebestyén und der niederländisch-ungarischen Komponistin Sára Hélène Bori. Mit Sebestyén verbindet Boggie seit 2009 zudem das Csemer Boglárka Quartet, das für Jazzmusik steht. Beim offiziellen Video zu ihrem Beitrag setzt die Sängerin auf Schlichtheit, um die Friedensbotschaft stärker hervorzuheben: Es zeigt einen Flashmob bei ihrem Auftritt vor einer Basilika in Budapest, zu dem sie auf ihrer Facebookseite aufgerufen hatte. Und auch vor dem ESC in Wien wiederholt sie solche Flashmobs in verschiedenen europäischen Städten. Im ESC-Finale 2015 kann sie ihre Botschaft jedenfalls noch einmal loswerden. Dort kommt sie allerdings über einen 20. Platz nicht hinaus.