"Diesmal will ich Spaß haben!"
Dana International gilt als Diva - kein Wunder, dass ihr ESC-Siegersong von 1998 eben diesen Titel trägt. Die Israelin, die nach 13 Jahren wieder antritt, präsentiert sich unnahbar und unerreichbar, sagt Pressekonferenzen ab und gibt ungern Interviews. Im Gespräch mit eurovision.de fand sie jedoch offene Worte - persönlich wie politisch.
eurovision.de: Dana, Sie haben eine Pressekonferenz abgesagt. Es heißt, dass Sie die meisten Fragen der Journalisten nerven. Welche Frage können Sie denn nicht mehr hören?
Dana: Wie ich mich wohl fühlen werde, wenn ich nicht das Finale erreiche?
eurovision.de: Dann werden wir diese Frage nicht stellen.
Dana: Nein, es ist schon in Ordnung diese Frage zu stellen. Sie zwingt mich auch, darüber nachzudenken.
eurovision.de: Was ist denn für Sie das wichtigste Thema im Moment? Was beschäftigt Sie?
Dana: Ich glaube einfach, dass niemand vorhersagen kann, wer es ins Finale schaffen wird und wer nicht. Es kommt schließlich darauf an, was in den drei Minuten auf der Bühne passiert und danach wird entschieden, nicht davor. Jedes Jahr gibt es wieder die Wettquoten und viele glauben zu wissen, wer den ersten Platz erreichen wird. Tatsächlich landen diese vermeintlichen Favoriten häufig auf den hinteren Plätzen.
eurovision.de: Was heißt das für Sie?
Dana: Ich bin mir im Klaren darüber, dass es unmöglich ist, vorherzusagen, wie das Halbfinale ausgeht. Ich drücke mir einfach die Daumen und hoffe, dass ich mein Bestes geben werde, sodass ich es ins Finale schaffe. Aber wenn es nicht klappt, werde ich nicht in Tränen ausbrechen. Ich werde ein Lächeln aufsetzen und weiterarbeiten.
eurovision.de: Ist es nicht sehr riskant, wieder beim ESC anzutreten?
Dana: Ich verstehe überhaupt nicht, warum das riskant sein soll, dass ich ein zweites Mal antrete. Ich bin nicht das Lena-Mädchen aus Deutschland! Mein Sieg ist 13 Jahre her. Und es gibt in Europa jede Menge junger Leute, die meinen Song "Diva" überhaupt nicht kennen. Der ist Geschichte. Ich blicke darauf zurück wie auf lang zurückliegende Geschichte. Ich habe das Ganze lange genug ruhen lassen, um als ganz neue Künstlerin wiederzukehren. Ich riskiere überhaupt nichts und kann eigentlich nur gewinnen. Für mich geht es darum, möglichst viel Gutes aus dem ESC rauszuziehen.
eurovision.de: Sie haben gesagt, dass Sie - im Gegensatz zu 1998 - heute ganz genau wissen, wofür Sie stehen. Wofür denn?
Dana: Damals war ich so jung und orientierungslos. Ich habe einfach alles mitgemacht, was die Leute von mir verlangt haben. Wenn ich von morgens um sieben Uhr bis abends um sieben Uhr Interviews geben sollte, war das schon in Ordnung für mich. Tatsächlich hatte ich aber wegen all dieser Termine überhaupt keinen Spaß am ESC 1998. Für dieses Mal habe ich mir geschworen, es anders zu machen: Statt zwei Pressekonferenzen mache ich nur eine, ich gebe nicht so viele Interviews und trete nicht in jeder Fernsehshow auf. Diesmal will ich einfach Spaß haben.
eurovision.de: Wir hätten noch eine politische Frage...
Dana: Nur zu.
eurovision.de: Auch arabische EBU-Staaten könnten am Eurovision Song Contest teilnehmen - wenn sie akzeptieren würden, dass auch Israel teilnimmt.
Dana: Lassen Sie es mich abkürzen: Sie brauchen weder Tunesien noch Ägypten beim Eurovision Song Contest. Marokko hat 1980 einmal teilgenommen und ist auf einem der letzten Plätze gelandet. Sie können sich überhaupt nicht vorstellen, wie die Sängerin und die gesamte Delegation unter der Niederlage gelitten haben müssen, als sie ohne Erfolge in ihr Land zurückgekehrt sind. Es ist einfach eine andere Herangehensweise in den arabischen Staaten. Das gilt genauso für Sport wie Fußball und Tennis. Die Ergebnisse müssen stimmen. Marokko hat nie wieder teilgenommen.
Wir als Israelis versuchen Teil der europäischen Atmosphäre der Eurovision zu sein. Wenn ich auf dem 25. Platz lande und nach Hause komme, wird mir keiner Vorwürfe machen. Die Leute würden mir gratulieren und alles wäre in Ordnung. In arabischen Ländern wäre das ganz anders: Dort wäre das ein Staatsakt. Wenn ein Land wie Ägypten beispielsweise keine Punkte geben würde. Ich glaube, das zöge eine diplomatische Krise nach sich.