Bulgarien: Miro
Wer sich am 28. Februar 2010 die Mühe gemacht hat, den bulgarischen Vorentscheid zu verfolgen, der konnte sich nicht des Eindrucks erwehren, dass die Bulgaren eine Schwäche für Eurodance-Beats haben. Dank der treibenden Rhythmen, direkt importiert aus den 90er-Jahren, verflog die für das Televoting reservierte Zeit wie im Flug. Am Ende triumphierte ein Song, der ebenfalls perfekt in diese Dekade gepasst hätte.
Erfolgreiche Eigenkomposition
Der Vorentscheid war vom bulgarischen Fernsehen als reiner "Song"-Contest organisiert worden. Die Verantwortlichen hatten sich im Oktober 2009 früh auf Miroslav Kostadinov als ihren Wunschkandidaten geeinigt. Die Auswahl eines passenden Wettbewerbsbeitrages sollte aber den Zuschauern überlassen werden. Sänger Kostadinov, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Miro präsentierte fünf Songs, deren stilistische Bandbreite von Rock über Pop bis Tango und eben Eurodance reichte. Das Votum viel eindeutig aus: "Angel si ti", der einzige vom Interpreten selbst verfasste Titel im Rennen, erhielt überragende 48 Prozent der Stimmen.
Sieg im zweiten Versuch
Ein vorprogrammierter Sieg und als Sahnehäubchen der Erfolg seiner eigenen Komposition - dieser Vorentscheid war für Miro mehr als eine Entschädigung für seinen ersten Auftritt beim Eurovision Song Contest. Bei der bulgarischen Qualifikation im Jahr 2007 stand der 34-Jährige noch gemeinsam mit seiner Partnerin Galina "Galya" Kurdova auf der Bühne. Die beiden hatten sich 1999 zum Duo KariZma zusammen getan und gehörten seit ihrem ersten Hit "Sie haben es gewagt" im Jahr 2001 zu den festen Größen der bulgarischen Musikszene. Doch ihr folkloristisch angehauchter Grand Prix Beitrag "Fool For You" musste 2007 dem Siegertitel "Water" von Elitsa Todorova & Stoyan Yankulov knapp den Vortritt lassen.
Das Ende des Duos
Obwohl KariZma erst im Jahr 2006 ihr erstes und einziges Album "Prediger" veröffentlicht hatten und sich ihr zweiter Platz durchaus sehen lassen konnte, gingen Miro und Galya nach dem Vorentscheid mehr und mehr getrennte Wege. 2008 beglückte Miro die Fans schließlich mit seinem Soloalbum "Omirotvoren" - ein bulgarisches Wortspiel, dem mit einer Übersetzung nur schwer beizukommen ist.
Englisch kontra Bulgarisch
Das Problem der sprachlichen Zugänglichkeit stellt sich für Miro auch bei seinem Grand Prix Titel "Angel si ti". Beim Vorentscheid präsentierte der Sänger die Nummer komplett auf Bulgarisch, wollte dies dem internationalen Publikum in Oslo aber nicht zumuten. Leider entschied sich der Sänger für einen nicht besonders gelungen Kompromiss: Er begann seinen Auftritt im zweiten Halbfinale in seiner Muttersprache und schwenkte erst bei der zweiten Strophe auf Englisch um. Der Mix verschiedener Sprachen ist durchaus nicht unüblich beim Grand Prix, aber diesmal senkten Televoter und Juroren die Daumen - eine Eurodance-Nummer weniger im Finale.