Vom Castingsternchen zum Popstar
Kaum einer vor ihm hat die australischen Charts dermaßen beherrscht wie Guy Sebastian. Auch beim australischen ESC-Debüt ist der Sänger mit Platz fünf sehr erfolgreich.
Was für eine Erfolgsgeschichte: Guy Sebastian ist im Jahr 2003 der erste Gewinner der Casting-Show "Australian Idol", verkauft dann sein Debütalbum "Just As I Am" in der ersten Woche in Australien so oft wie noch nie jemand zuvor und weiß gar nicht wohin mit all seinen Gold- und Platin-Auszeichnungen. Dass der Sänger es tatsächlich vom Castingsternchen zum Popstar geschafft hat, verwundert aber kaum, denn neben seiner Stimme bringt der Australier mit malaysischen Wurzeln auch gewisse Extras mit: Sebastian sieht gut aus, ist der Typ Schwiegermutter-Liebling und wirkt trotzdem wie einer, der nicht sofort abhebt. Einfach perfekt, findet die australische Rundfunkanstalt SBS und schickt den Sänger für die erstmalige Teilnahme des Kontinents anlässlich des 60. ESC-Geburtstages 2015 ins Rennen um die Song-Contest-Krone. Mit "Tonight Again" schafft er es im Finale auf den fünften Platz.
Ein australischer Chartstürmer
Am 26. Oktober 1981 kommt Guy Theodore Sebastian in Klang in Malaysia zur Welt. Als er sechs Jahre alt ist, zieht seine Familie mit ihm nach Australien - zunächst nach Melbourne, später nach Adelaide. Seine Gesangskarriere nimmt Guy früh in Angriff: Mit 14 Jahren wird er Mitglied eines Kirchenchors, mit dem er auch außerhalb Australiens auftritt. Musik sieht er bald nicht mehr nur als Hobby, sondern auch als Einnahmequelle: Als er mit der Schule fertig ist, verdient Sebastian sein Geld als Gesangslehrer und Tontechniker.
2003 trifft der Nachwuchskünstler dann eine Entscheidung, die sein Leben für immer verändern soll: Er bewirbt sich für die erste Staffel von "Australian Idol" - und gewinnt. Als Belohnung nimmt ihn BMG unter Vertrag. Sebastians erste Single "Angels Brought Me Here" schießt sofort auf Platz 1 der australischen Charts und schafft es auch in Neuseeland weit nach vorne.
Sein Debütalbum verkauft sich fast eine halbe Millionen Mal und wird mit sechsfach-Platin ausgezeichnet. Acht Alben gehen seitdem insgesamt auf das Konto des Sängers - alle schaffen es in die australischen Top Ten, zwei sogar ganz nach vorne an die Chartspitze. Fernab des fünften Kontinents gelingt es Guy Sebastian ebenfalls, sich mit seiner Musik einen Namen zu machen. Er nimmt in den USA ein Album auf, tourt durch die Staaten und vermeldet dort erste Charterfolge. Mit "Battle Scars", einem gemeinsam mit Rapper Lupe Fiasco aufgenommenen Song, hält er sich 20 Wochen in den US-Billboard-Charts. 2013 gibt's dafür Platin - damit gehört Guy Sebastian zu den wenigen Australiern, die in den USA mit ihrer Musik wirklich erfolgreich sind.
Jurymitglied und Wohläter
Doch nicht nur musikalisch läuft es für den Popsänger rund. 2010 steigt er bei der Casting-Sendung "The X Factor" ein, bei der er drei Jahre hintereinander als Juror mitmacht - 2011 und 2012 gewinnt sogar jeweils sein Schützling die Show. 2012 ist auch privat ein herausragendes Jahr für den Sänger: Seine Frau Julie bringt das erste gemeinsame Kind zur Welt - Sohn Hudson wird geboren. Doch nicht nur für Klein Hudson dürfte Papa ein Vorbild sein, denn Sebastian engagiert sich sehr für den guten Zweck. Er ist offizieller Botschafter des Roten Kreuzes und von World Vision. 2013 gründet er sogar zusammen mit seiner Frau die Sebastian Foundation, die sich für Hilfsbedürftige einsetzt.
So viel Engagement wird nun mit einem Startplatz beim weltgrößten Musikwettbewerb belohnt - dem ersten und vermutlich letzten für Australien überhaupt. Der Künstler hat dafür extra zusammen mit David Ryan Harris und Louis Schoorl ein Lied komponiert und alleine dafür den Songtext geschrieben. Er startet mit dem souligen Power-Popsong "Tonight Again". Allzu weiche Knie dürfte der Gedanke an die riesige Song-Contest-Bühne dem Popstar aber nicht machen, schließlich ist Guy Sebastian große Auftritte gewohnt. Auf der Liste seiner Zuschauer stehen unter anderem Papst Benedict und Queen Elizabeth. Und minimalste Berührungspunkte zum ESC gibt es in seiner Karriere auch: 2008 tritt der Sänger zusammen mit Olivia Newton-John auf, die als erste Australierin für Großbritannien 1974 in Brighton beim Song Contest mitmachte und seitdem als ESC-Aushängeschild des fünften Kontinents gilt. Im Finale beweist Guy Sebastian, dass er nicht nur die Charts, sondern auch die ESC-Punktetafeln fest im Griff hat. Der Mann aus Down Under erreicht mit seinem fünften Platz mehr als einen Achtungserfolg.