1 | 22 Videoclipartige Plastikperformances waren gestern, meint NDR 2 Redakteur und ESC-Kenner Thomas Mohr. Und behielt recht. Der Trend ist durch. Jamala aus der Ukraine ist das Gegenteil. Wahrhaftig, professionell, berührend. Sie benötigt keine Strichmännchen, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
2 | 22 Im Song "1944" verarbeitet Jamala die eigene Familiengeschichte. Sie singt von Terror und Vertreibung - sehr ernsthaft, sehr berührend. Ein niveauvoller Kontrapunkt zu dem Blabla der Konkurrenz.
4 | 22 Anna Mundt hat Lateinamerikastudien und Journalistik studiert. Bevor sie zum NDR kam, hat sie als Onlinerin und Videojournalistin gearbeitet. Mittlerweile ist sie Volontärin und hat am liebsten eine Kamera in der Hand. Weil Musik und Konzerte immer schon ein fester Bestandteil in ihrem Leben waren, fühlt sie sich beim ESC bestens aufgehoben.
5 | 22 Es ist ziemlich cool, dass Australien wieder teilgenommen hat. Noch cooler wäre es gewesen, wenn der altehrwürdige ESC nächstes Jahr mit dem gesamten Zirkus den Kontinent gewechselt hätte - schade, dass das nicht geklappt hat und sowieso nicht geht. Dami Ims Song "The Sound of Silence" startet geheimnisvoll und düster und entfaltet sich dann zu einer echten Hymne, die einfach nicht mehr aus dem Kopf verschwinden will.
6 | 22 Obwohl der Song durchaus anspruchsvoll ist, trifft sie jeden Ton. Außerdem schafft sie es, wie eine Diva auszusehen und trotzdem total unangestrengt und entspannt zu sein. Deshalb war Dami Im meine Favoritin fürs Finale.
7 | 22 Mairena Torres Schuster hat auch schon ordentlich ESC-Erfahrung im Gepäck: Seit Malmö 2013 ist sie als Video-Journalistin im eurovision.de-Team hinter den Kulissen dabei und hat sich mittlerweile zur echten Expertin entwickelt.
8 | 22 Es ist eigentlich unmöglich, die perfekt inszenierte Show von Måns im vergangenen Jahr zu toppen. Aber Russland wollte es mit Sergey Lazarev einfach so sehr, dass zu viel Pop, zu viel Animation und zu viel sympathischer Mann tanzend im Universum herausgekommen ist. Umso weniger der russische Beitrag berührt, desto weiter kommt er. Die Russen haben dieses Jahr zwar nicht gewonnen, aber sind auf dem dritten Platz gelandet.
9 | 22 Eurovision.de-Teamchef Jürgen Werwinski wusste, es ist mehr Wunsch als Gewissheit. Aber wie moderierte Alina Stiegler die Italienerin Francesca Michielin im Songcheck so schön an: "Mit ihrer zauberhaften Stimme könnte sie uns auch das Telefonbuch vorsingen und wir würden es lieben."
10 | 22 Und auch der ESC-Kenner war dem italienischen Charme erlegen. Zudem gab es keine bombastische Bühnenshow, kein ablenkendes Feuerwerk. Zarte Blumen umrahmten Francesca und spätestens als sie den Zuschauern eine keimende Blumenzwiebel reichte, schmolzen viele dahin - Platz 16.
11 | 22 Überraschenderweise gab es auch sprachlich keine Experimente. Sie singt nicht wie die Österreicherin auf Französisch oder wie die Spanierin auf Englisch, nein, sie singt in ihrer Muttersprache - zumindest überwiegend. Der englische Part ist die einzige Schwäche, die hoffentlich wegen ihrer Anmut überhört wurde.
12 | 22 Unsere Moderatorin Alina Stiegler hat schon in den ESC-Songcheck-Sendungen mit ihren Gästen alle Titel genau unter die Lupe genommen - sie kennt sich also bestens aus.
13 | 22 Neben all den durchchoreografierten Licht-, Dance-, und Animationsshows prasselte Douwe Bob wie ein wohltuender Regen auf uns ein. Endlich einer, der nur auf seinen Song und auf sich selbst setzt - statt das ganze Bühnen-Feuerwerk abzufeuern. Jury und Zuschauer honorierten diese Entschleunigung auf der Bühne und wählten ihn auf Platz 11.
14 | 22 Salome Zadegan hat Medienwissenschaften studiert. Privat hängt sie am liebsten auf Konzerten herum, beim ESC ist sie zum ersten Mal dabei. Frankreich hat mit Amirs "J'ai cherché" einen sehr guten Song zustande gebracht. Unverkennbar französisch, aber dennoch mit einem gut gelaunten Sommerhit-Refrain, den jeder mitsingen kann und einer Melodie, die sich sofort einprägt.
15 | 22 Man möchte dazu mit offenem Verdeck an irgendeiner Strandpromenade entlangfahren oder wenigstens dazu tanzen und klatschen. Letzteres ist im Song ja sogar zu hören. "J'ai cherché" ist nicht irgendein Stück Popmusik, dazu bleibt der Song zu lange in Erinnerung - und das schon nach dem ersten Hören.
16 | 22 Bei 26 nacheinander auftretenden Künstlern machte der Franzose mit seiner natürlichen und frischen Art Eindruck und brachte sein Land auf Platz 6. Zum Künstler selbst bleibt noch zu sagen, dass Amir als Franzose jüdischen Glaubens mit nordafrikanischen Wurzeln den europäischen und den ESC-Gedanken wie kaum ein Zweiter verkörpert.
17 | 22 Unser "Dr. Eurovision" Irving Wolther hat sogar über den ESC promoviert und ist auch schon lange eine feste Größe im eurovision.de-Team. Auch wenn sie auf Platz 13 landet: Zoë aus Österreich ist für ihn die klare Gewinnerin dieses Song Contests. Kein anderer Teilnehmer hat die Herzen der Fans dermaßen im Sturm erobert, kein anderer durch seine bloße Anwesenheit für eine derartige Jubelstimmung gesorgt.
18 | 22 Vor allem aber besitzt kein anderer auf der Bühne eine solche Präsenz: Als Zuschauer durchlebt man die drei Minuten auf der Bühne gemeinsam mit der jungen Interpretin und spürt in jedem Augenblick die Freude und die Begeisterung, die sie empfindet - und dabei ist es völlig gleichgültig, ob man "Loin d'ici" mag oder nicht.
19 | 22 Schon seit vielen Jahren begleitet Jan Feddersen das Event und sorgt mit zahlreichen Kommentaren für Diskussionen. Und auch jetzt hatte er wieder eine klare Meinung: Schweden!
20 | 22 Frans hat zwar nicht gewonnen, aber den fünften Platz belegt. "If I Were Sorry" ist ein cooles Lied, keine zugedröhnte Pyro- und Artistiknummer. Ein sehr kleiner, sehr junger Mann steht auf der Bühne und verarbeitet seinen Liebeskummer. Traurig schön: Der Kandidat, der gegen die Aufplusterung des ESC aufbegehrt.
21 | 22 Für Mentor Bürger Lars Dietrich war natürlich Jamie-Lee die absolute Favoritin, da sie ihn von Anfang an mit ihrer außergewöhnlichen Ausstrahlung in ihren Bann gezogen hat. Ihre Stimme, ihr spezieller Look und der Song beeindrucken ihn immer wieder.
22 | 22 Im Gegensatz zur Konkurrenz wirkt ihre Performance nicht aufgesetzt, sondern echt. Auch der Song ist authentisch cool und kommt im Vergleich nicht so krampfhaft extra für den ESC zusammen geschustert rüber. Das sahen Jury und Zuschauer allerdings anders: Jamie-Lee landete auf dem letzten Platz.