Vorentscheide: Indie-Band trifft Sternenjäger
Finnische Kreativplattform
Mittlerweile im dritten Jahr hat das Vorentscheidungsformat "Uuden Musiikkin Kilpailu" sich als innovative Plattform für finnische Musiker der unterschiedlichsten Genres etabliert. Neben der vorbildlichen cross-medialen Aufbereitung im Internet, machte vor allem die Aufmachung der Show mit herrlich selbstironischen Einspielern, einer großartigen Inszenierung, coolen Juroren und vor allem einem sehr abwechslungsreichen musikalischen Feld die finnische Vorentscheidung zu einem echten TV-Genuss. Alleine die Kostüme inspirierten einen walisischen Fan zum Tweet des Abends: "Finnland zeigt wie die Welt aussehen würde, wenn Lady Gaga Präsidentin wäre." Jury und Publikum setzten allerdings nicht auf schrille Outfits, sondern auf radiotaugliche Popmusik in Coldplay-Manier: Mit ihrem Song "Something Better" ging die fünfköpfige Indie-Band Softengine nicht nur als Vorentscheidungssieger hervor, sondern dürfte dank ihres Mädchenschwarm-Potenzials eine steile Karriere vor sich haben - und das nicht nur in Finnland.
Schweizerischer Glücksgriff
Während die finnische Vorentscheidung moderne Musik im zeitgemäßen Gewand präsentierte, bewies die schweizerische Auswahl zur gleichen Zeit, dass es auch anders geht. Die ganze Sendung wirkte wie in den 90er-Jahren stecken geblieben, und man fragte sich unweigerlich, ob die aufwendigen Auswahlverfahren der regionalen schweizerischen Fernsehanstalten wirklich keine jugendlicheren Klänge hervorbringen können. Das bedeutet allerdings nicht, dass nicht der eine oder andere hübsche Song im Wettbewerb war, auch wenn die Beats per Minute durchweg auf helvetisches Niveau heruntergeregelt waren. In einer zweiten Runde durften die sechs Finalisten weitere musikalische Facetten zeigen, wodurch die eigentlichen Beiträge etwas in den Hintergrund rückten. Glücklicherweise fielen Jury- und Publikumsvotum dann auf den 28-jährigen Sebastiano Paù-Lessi, alias Sebalter: Sein "Hunter Of Stars" ist eine wunderbar eingängige Bluegrass-Nummer mit den besten Aussichten auf einen Spitzenplatz für die Schweiz seit 20 Jahren.