Vorentscheide: Die ersten vier Songs für Moskau
The Image of Albania
Wie in jedem Jahr eröffnete das "Festival i Këngës" Ende Dezember den Finalreigen für den ESC in Moskau. Der albanische Ableger des San-Remo-Festivals erlebte in seiner 47. Edition einen deutlichen Professionalisierungsschub, sowohl was die Bühnenshow als auch die Modernität der musikalische Beiträge betrifft. Vor allem Einflüsse aus dem R&B- und HipHop-Bereich bereicherten das musikalische Repertoire. Mit knappem Vorsprung siegte die gerade einmal 16-jährige Kejsi Tola mit dem Titel "Më Merr Në Ëndërr" (Nimm mich mit in deinen Traum), die dem Publikum durch ihren Sieg bei der nationalen DSDS-Staffel bekannt ist. Das verbindet sie mit ESC-Pionierin Anjeza Shahini ebenso wie das Autorenteam, das 2004 für die bislang beste Platzierung Albaniens sorgte. In der Heimat ist der Beitrag nicht unumstritten: Konservativeren Gemütern klingt er nämlich zu türkisch.
Silvesterknaller
Auch die 23-Jährige Hadise (Acikgöz) wurde durch eine Casting-Show bekannt. Obwohl sie sich für keinen der vorderen Plätze qualifizieren konnte, legte sie dort den Grundstein für eine steile Pop-Karriere. So steil, dass die sprachbegabte R&B-Sängerin mittlerweile den Spieß umdrehen konnte und selbst diverse Casting-Formate moderiert. Entsprechend professionell wird auch ihre ESC-Teilnahme aufgezogen: Komponiert wurde "Düm Tek Tek" (frei übersetzt: Bumm, Bumm, Bumm) von Sinan Akcil, mittlerweile Hitgarant für einheimische Popgrößen wie Izel Çeliköz und Mustafa Sandal, die erste Präsentation erfolgte medienwirksam in einer großen Silvestershow kurz nach Mitternacht. Obwohl der Titel beim ersten Hören ein wenig blass wirkt, entfaltet er rasch heftige Ohrwurmqualitäten. Schon jetzt gehört er bei jeder türkischen Party zum festen DJ-Repertoire.
Never change a winning team
Seit 2007 wählt Weißrussland seine nationalen ESC-Beiträge im Rahmen der Vorentscheidungsshow "Eurofest". Und seit 2007 sind die nationalen Beiträge einander verblüffend ähnlich: dramatisch aufmöblierte Rockschlager in moll, die im Finale mit aufwendigen Choreographien mal mehr, mal weniger erfolgreich über ihren Mangel an Originalität hinwegtäuschen. Nach Auskunft von Sänger Petr Elfimov soll "Eyes That Never Lie" in Moskau allerdings weniger durch Bühneneffekte als durch einen stimmgewaltigen Vortrag glänzen. Seine Gesangserfahrung dürfte ihm auch die Gunst der Zuschauer gebracht haben, die erstmals alleine über den Sieg entscheiden konnten. Leider ist der 29-jährige Publikumsliebling durch eine eher herbe englische Aussprache gehandicapt. Doch er hat einen weiteren Trumpf: die Ähnlichkeit mit Eiskunstläufer Jewgeni Pluschenko!
Hot Stuff
Im dritten Jahr seiner ESC-Teilnahme zeigt Montenegro bereits erste Abnutzungserscheinungen: War der Beitrag des jungen Balkanstaats 2007 noch in einer aufwendigen Vorentscheidung bestimmt worden, reichte es 2008 nur noch zu einer Publikumsabstimmung über den Interpreten. Für Moskau schließlich überließ das montenegrinische Fernsehen die Auswahl ganz einer siebenköpfigen Jury. Aus insgesamt 22 Beiträgen von 13 verschiedenen Teams wurde mit "Just Get Out Of My Life" nicht nur der erste englischsprachige Beitrag des Landes ausgewählt, sondern auch ein Titel, dessen Donna-Summer-Appeal jedem schwedischen Melodifestival zur Zierde gereichen würde. Nicht umsonst wurde die 23-Jährige Sängerin Andrea Demirovic bei der Songproduktion von dem spanischen ESC-Fan José Juan Santana Rodriguez unterstützt.