Fans fragen - ESC-Macher antworten
ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber und der ESC-Delegationsleiter Christoph Pellander haben das Datum des deutschen Vorentscheids im Livestream bekannt gegeben. Zudem standen sie den Fragen der ESC-Fans Rede und Antwort. Die wichtigsten Fragen und Antworten gibt es hier nochmal in der Übersicht.
Wann ist der deutsche Vorentscheid 2019?
Christoph Pellander: Ja, wir können das verkünden. Es gibt einen Sendetermin und das ist der 22. Februar. Die Show wird diesmal an einem Freitagabend um 20.15 Uhr live im Ersten laufen. Auch bei One und auf der Deutschen Welle (und im Livestream auf eurovision.de, Anm. d. Red.) ist der Vorentscheid live zu verfolgen. Mit zwei wunderbaren Moderatorinnen: Barbara Schönebergerund Linda Zervakis und mit einem wunderbaren Kommentator namens Peter Urban. Und vielleicht dem einen oder anderen, den wir heute noch nicht nennen werden. Es muss ja auch noch Überraschungen geben.
Wie kam es, dass man mit der Austragung des Vorentscheids von Donnerstag auf Freitag gewechselt ist? (Frage von Hans-Joachim)
Thomas Schreiber: Aus einem ganz einfachen Grund: Am Donnerstag gibt es mit "Germany's next topmodel" eine Sendung, die auch wesentlich vom Televoting lebt. Am Samstag gibt es "DSDS", also haben wir uns einen Sendetag gesucht, an dem der Vorentscheid nicht in direkter Konkurrenz zu Sendungen mit dieser Form der aktiven Teilhabe steht. Auch unsere ganze Programmplanung und der zeitliche Abstand zum Head of Delegation Meeting im März war ausschlaggebend.
Wird die Sendung länger sein als im vergangenen Jahr?
Schreiber: Wir rechnen im Moment mit einer Sendelänge von circa 120 Minuten. Da es aber eine Live-Sendung ist, kommt es da immer auch zu Abweichungen.
Wie schwer war es, unter den 965 Einreichungen diese sechs Kandidaten herauszukristallisieren? (Frage von Dimitri Christofias)
Pellander: Zwei Mini-Korrekturen: Nur ungefähr die Hälfte davon waren Bewerbungen. Die zweite Hälfte bestand aus Kandidaten, die uns von Experten vorgeschlagen wurden. Wir haben da genreübergreifend gesucht. Es gab dann ein recht hartes Wochenende - oder eher eine Woche - wo wir in Acts, die für den ESC geeignet und die weniger geeignet sind sortiert haben. In einer Gruppe von sechs Personen haben wir das so auf 200 Acts reduziert. Mit diesen Acts haben wir ähnlich wie im vergangenen Jahr gearbeitet. Wir haben zwei Jurorengruppen gehabt, die weiter aussortiert haben. Vor dem Song Writing Camp in Berlin hatten wir noch eine Zwischenstation mit 15 Kandidaten in Köln. Teilweise standen die Musiker aus zeitlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung, so dass wir am Ende diese Sechs hatten. Wir haben immer gesagt, dass wir noch zwei zusätzliche Wege einschlagen wollen. Zum einen den Weg des Konzeptsongs und zum anderen den Weg des Complete Acts. Letzteres heißt, dass wenn eine - vielleicht auch namhafte - Band sagt: "Wir haben große Lust am ESC teilzunehmen und haben auch schon ein Lied. Was haltet ihr davon?" Dann verschließen wir uns davor nicht. Beim Konzeptsong überlegen wir gemeinsam mit Songwritern und Produzenten Themen von denen wir glauben, dass sie auf der ESC-Bühne funktionieren. Die so entstandenen Songs wurden wieder in unseren beiden Jurorengruppen getestet und so entstand der angekündigte siebte Act.
Es gibt einen siebten Act. Wer ist es?
Pellander: Es ist ein Duett. Es sind zwei sehr charmante junge Damen, eine aus Hannover, die andere aus Wiesbaden. Carlotta Truman und Laurita sind ihre Namen, aber sie treten als das Duett Sisters an. Die Frage wird kommen: Sind sind keine Schwestern.
Schreiber: Der Song wurde von einem internationalen Songwriter-Team für den ESC geschrieben und uns angeboten. Wir haben, wie Christoph schon gesagt hat, eine ganze Reihe von Kompositionen, die nicht aus dem Songwriting Camp kamen, den Jurys vorgestellt.
Sind beim Vorentscheid Songs unterschiedliche Musikgenres dabei? Was könnt ihr uns schon über die Lieder verraten? (Frage von Maximilian)
Schreiber: Es ist kein deutschsprachiges Lied dabei. Es gibt keinen Hiphop, keinen Rap und kein Country. Es sind sehr schöne Balladen und auch Up-Tempo-Nummern dabei, die alle für den ESC geschrieben wurden. Musikalisch ist die Bandbreite schon mehr im Bereich Pop zu verorten. Es gibt aber auch dramatische Nummern und mindestens ein Lied, bei dem ich mir Tränen vorstellen kann. Die Songs, die am 22. Februar zu hören sind, sind die mit den stärksten Ergebnissen und bei denen sich die Künstler am wohlsten fühlen. Denn die finale Entscheidung muss derjenige treffen, der dann auf der Bühne sagen muss: Das bin ich und das bin ich nicht.
Wir werden die Songs erst am Tag des Vorentscheids hören können. Warum?
Pellander: Wir wollen vermeiden, dass sich durch das Einsetzen im Radio oder durch irgendwelche Werbeaktionen schon vorher irgendwelche Favoriten durchsetzen. Das ist beim ESC nicht ausschlaggebend. Die Menschen entscheiden am Abend der Sendung, aufgrund dessen was sie hören und was sie sehen. Dem wollen wir uns annähern und deswegen werden wir die Songs auch erst am 22. Februar veröffentlichen.
Habt ihr eine Vorahnung, wer den Vorentscheid gewinnen könnte? (Frage von Bastian)
Pellander: Ich habe überhaupt kein Bauchgefühl, wer am 8. Mai unsere Partnerin oder unser Partner für den Flug nach Israel sein wird. Es gibt auch noch keine Reihenfolge für den Vorentscheid. Die finale Startreihenfolge werden wir nach den Einzelproben in Berlin festlegen. Dabei spielen aber vor allem technische und organisatorische Gründe eine Rolle.
Songs, die sich auf eine Aussage stützen, waren oft erfolgreich. Gehen die sieben Songs in diese Richtung? (Frage von Jonas Müller)
Pellander: Sie sind alle nicht belanglos und ich würde sagen kein Song, der am 22. Februar zu hören ist, ist im Mainstream zu verorten. Sie haben alle eine Message. Dementsprechend wird auch die Inszenierung ausfallen.
Wie und von wem werden die Kandidaten bei der Entwicklung der Bühnen-Performance unterstützt? (Frage von Eduard)
Schreiber: Wir haben die Künstler gebeten, uns - soweit vorhanden - Vorschläge zu schicken. Die Inszenierung wird von demselben Team durchgeführt, mit dem wir schon beim ESC in Düsseldorf zusammengearbeitet haben und die auch letztes Jahr für die Inszenierung von Michael Schulte verantwortlich waren. Regisseur Ladislaus Kiraly wird auch "Unser Lied für Israel" inszenieren, zudem ist da noch der Bühnenbildner Florian Wieder, der Lichtdesigner Jerry Appelt und der Produzent Matthias Alberti.
Wie ernst ist denn eigentlich Ihr Bedauern, dass der Prinz-Blog abgeschaltet wird? (Frage von Melodie Festival Fan)
Schreiber: Ich finde es immer gut, wenn es mehr als eine Stimme gibt. Es ist ein Forum, das ich regelmäßig verfolgt habe. Es ist ja auch bekannt, dass ich mich manchmal über den Ton von Kommentaren gewundert habe. Aber der ESC lebt von den Fans und dann braucht der ESC auch Foren, in denen die Fans sich austauschen. Da ist schon mit einem unglaublichen Aufwand sehr viel Gutes entstanden. Man muss ja nicht immer einer Meinung sein. Ich finde es schade, dass der Prinz Blog aufhört, freue mich aber auf das Neue, das bei Twitter oder Instagram entstehen wird.
Wie können die Fans denn jetzt mit Ihnen in Kontakt treten? (Frage von Alexander und Tobias)
Schreiber: Wir werden versuchen, so etwas wie heute häufiger anzubieten. Wenn es andere Interessenten an solch einem Blog gäbe, werden wir das auch lesen. Ich kann die Fans nur ermuntern zu partizipieren. Fragen, die bei eurovision.de oder auf deren Facebook-Seite landen, werden entweder vom Team eurovision.de oder von uns eigentlich immer beantwortet.
Wie wird der Vorentscheid am 22. Februar ablaufen?
Schreiber: Den genauen Ablauf der Sendung verraten wir logischerweise noch nicht. Jeder Song wird einmal zu hören sein und danach wird abgestimmt. Anschließend werden die Ergebnisse der beiden Jurys und der Zuschauer bekannt gegeben. Die Eurovisions-Jury wird zwei Sprecher haben: eine deutsche Kollegin, Anke Gifhorn, und ein internationales Eurovisions-Jury-Mitglied.
Welche Künstler werden in der Experten-Jury sitzen? (Frage von Eric)
Schreiber: Sowohl die 100 Eurovisions-Jury-Mitglieder als auch die 20-köpfige Fachjury werden erst am Sendungstag bekannt gegeben. Wir möchten vermeiden, dass der Versuch unternommen wird, auf die Jurymitglieder Einfluss zu nehmen.
Wo gibt es Tickets für den Vorentscheid?
Pellander: Ab dem 10. Januar können Tickets bei tvtickets.de bestellt werden. Die Tickets kosten 39 Euro. Wir sind etwas günstiger geworden, dafür wird die Halle möglicherweise etwas voller. Es gibt 800 Plätze und wir können jeden animieren, für die Show am 22. Februar nach Berlin zu kommen. Es wird wirklich eine tolle Sendung. Nicht nur aufgrund der tollen Kandidaten, sondern auch aufgrund der Intervall-Acts. Im letzten Jahr hatten wir nur einen Intervall-Act, in diesem Jahr werden es wahrscheinlich zwei oder drei.
Wie wird denn die Bühne aussehen? (Frage von Elias)
Schreiber: Das ist eine gute Frage. Wir haben den selben Bühnenbildner. Also Florian Wieder hat die Bühne für Tel Aviv entworfen und Florian Wieder hat auch die Bühne für "Unser Lied für Israel" entworfen. Es wird aber viele Elemente geben, die nicht vergleichbar sind. Die Bühne in Tel Aviv ist sehr spitz und geht in den Saal hinein. Unsere wird eher quadratisch sein und das Publikum wird drumherum sitzen. Es wird ein bisschen anders am Bühneboden aussehen, aber wir werden vielleicht eine kleine Überraschung an der Wand haben, die es auch in Israel geben könnte. Wir werden auch LED-Flächen haben, aber man muss ja noch nicht alles verraten.
Wurden die Mitglieder der internationalen Jury nach bestimmten Mustern gewählt? (Frage von EscFan)
Schreiber: Wir haben versucht Jurymitglieder zu finden, die schon für ihr Land Jurymitglied waren und wollten keine Jurymitglieder haben, die schonmal voll daneben gelegen haben. Wir versuchen in der Jury 20 Länder abzubilden. Das wird hoffentlich auch gelingen, dass wir sozusagen 20 Jurymitglieder aus 20 Ländern haben und es werden auch demografische Merkmale wie Alter und Geschlecht berücksichtigt. Aber auch ob jemand schon mal beim ESC aufgetreten ist. Wir versuchen da eine breite Mischung abzubilden.
Werden beim deutschen Vorentscheid auch Michael Schulte oder Lena zu sehen sein?
Schreiber: Natürlich wird Michael vor Ort sein, vielleicht auch in einer neuen Rolle. Aber Michael muss da sein, das ist klar. Und Lena: Zu den Intervall-Acts haben wir noch nichts gesagt. Aber das wäre eine schöne Idee.
Pellander: Es wäre nur schön, wenn sie nicht nur zu sehen sind, sondern auch zu hören wären, wenn sie denn da sein sollten.
Schreiber: Michael wird zu hören und zu sehen sein. Über die anderen Intervall-Acts können und wollen wir noch nichts sagen.
Beim Vorentscheid gibt es sieben englische Songs. Wäre es auch mal möglich, einen französischen Song im Vorentscheid zu haben?
Schreiber: Es gibt keine Sprachvorgabe von uns. Es können deutsche Lieder sein und es gab auch bei den Titeln über die wir am Ende gesprochen haben ein oder zwei deutsche Lieder. Die sind aber nicht so bewertet worden. Wenn sie sich an den Vorentscheid 2016 erinnern, da ist Alex Diehl mit einem deutschen Lied aufgetreten und da haben wir damals auf die Bühne den Text auf englisch und französisch projiziert, um die grundsätzliche Bedeutung zu illustrieren.
Wird denn der Song dieses Mal besser vorab promotet? (Frage von P54)
Schreiber: Wir sind im intensiven Austausch mit den Radios. Aber es ist natürlich eine Entscheidung jedes einzelnen Radiosenders, welche Titel er spielt. Es war im letzten Jahr so, dass Michael Schultes Lied ein sehr großer Radiohit geworden ist. Aber wenn jetzt die Frage ist "Wird er promotet?", dann klingt das so als ob ich anordnen soll, dass der in so und so viel Radios gespielt werden soll. Das kann ich nicht anordenen und das will ich auch nicht. Selbst wenn ich es wollte, kann ich es nicht anordnen, weil jeder Radiosender, jeder Musikchef, jeder Wellenchef für sein Programm verantwortlich ist. Es gibt eine unterschiedliche Offenheit bei den verschiedenen Radiosendern zum ESC. Es gibt Sender, die eher mit dem ESC fremdeln und es gibt Sender, die sich sehr damit identifizieren. Das wird auch sehr von den Kompositionen abhängen. Wir haben das Ziel, dass die Titel, die wir jetzt haben, schon für Aufmerksamkeit im Radio sorgen werden.
Wird es Musikvideos zu jedem Song geben oder wird das erst gedreht, wenn der Gewinner feststeht? (Frage von Nando)
Pellander: Es gibt bei dem ein oder anderen Künstler durchaus bereits die Überlegung, ein Musikvideo zu drehen. Das darf er auch. Michael hat das im letzten Jahr auch gemacht. Es ist nicht unser primäres Ziel nach dem Vorentscheid, da haben wir andere Aufgaben und der Künstler, die Künstlerin, wird ein größeres Programm vor sich haben. Es kann gut sein, dass da auch eine Radiotour durch Deutschland ansteht und man viel unterwegs ist. Es ist aber nicht ausgeschlossen. Dazu können wir noch nichts Finales sagen.
Gibt es Bestrebungen in Zukunft Halbfinals durchzuführen und den Vorentscheid an mehreren Tagen zu veranstalten?
Schreiber: Wir sind ein ganzes Jahr damit beschäftigt. Wir hatten insgesamt vier Abstimmungsrunden über einen Zeitraum von mehreren Monaten hinweg. Wir wollen eine Situation schaffen, in der wir mit fertigen Songs antreten. Würden wir zu den Verfahren von "Unser Star für Oslo" zurückkehren, dann hätten wir mögliche Künstler, die mit Cover-Songs antreten. Ich weiß nicht, ob das noch zeitgemäß ist. Am Ende würde das Publikum entschieden haben: "Das sind unsere Künstler. Und was singen die jetzt?" Deswegen heißt die Sendung ganz bewusst nicht mehr "Unser Star für Oslo", sondern "Unser Lied für Israel". Der Eurovision Song Contest ist ein Songwettbewerb und wir legen großen Wert darauf, mit Songwritern, mit Komponisten, mit Autoren, mit Produzenten und mit Textdichtern aus aller Welt zusammenzuarbeiten. Das geht nicht, wenn man über mehrere Stufen nachdenkt. Wir sind der Auffassung, dass die Tatsache auf einem einmaligen Eindruck zu entscheiden, der richtige Weg ist.
Was ist das Ziel für Tel Aviv?
Pellander: Ich wäre sehr zufrieden mit einer Platzierung in den Top Ten. Das ist mein Ziel und es wäre fantastisch, wieder dort zu landen. Je weiter oben desto besser, aber Top Ten wäre ein schönes Ergebnis.
Schreiber: Top Ten ist unser Ziel, aber man muss ganz deutlich sagen, dass es drei Faktoren gibt, die dafür ausschlaggebend sind. Und wie die zusammenspielen weiß man erst auf der internationalen Bühne. Der Faktor eins ist der Künstler, der Faktor zwei der Song und der Faktor drei ist die optische Umsetzung. Das ist jetzt keine Reihenfolge. Selbst mit einer großartigen Inszenierung, die aber von der Kamera nicht richtig eingefangen wird, kann man verlieren. Es muss eine Einheit werden und da machen wir uns viele Gedanken. In Lissabon ist das eine Einheit geworden. Da passte alles zusammen. Das streben wir natürlich auch in diesem Jahr an. Die Gedanken, die wir uns machen, machen sich aber 41 andere Länder auch. Wir haben aber in früheren Jahren auch schon erlebt, dass wir uns was ausgedacht haben, was dann aber auf der Bühne überhaupt nicht funktioniert hat. Das ist verschiedenen Ländern schon so gegangen. Man kann ein Gefühl dafür haben, ob das, was wir uns ausgedacht haben, auf der Bühne wirklich funktioniert, aber erst in dem Moment bekommen, in dem du es in Tel Aviv auf der Bühne siehst. Der vierte Platz von Michael ist ein Ansporn, aber man muss auch mit einer gewissen Demut und mit großem Respekt da rangehen. Wenn wir jetzt sagen: Eine Top Ten-Platzierung ist unser Ziel, dann klingt das wie eine Selbstverständlichkeit. Die Top Ten-Platzierung zu erhalten, ist aber keine Selbstverständlichkeit. Aber wir sind zuversichtlich, dass das Verfahren, das wir haben, uns sehr dabei helfen wird, die richtigen Songs und die richtigen Künstler auszuwählen.