Startschuss aus Mazedonien
Noch im Juni war es alles andere als klar, ob Mazedonien beim 60. Jubiläums-ESC in Wien mit dabei sein würde: Eine Online-Abstimmung, die über Teilnahme oder Nichtteilnahme entscheiden sollte, fiel eindeutig zugunsten der Song-Contest-Gegner aus (wobei böse Zungen in den Fanforen behaupteten, dass die vielen Stimmen für den Rückzug vom ESC vor allem aus Griechenland stammten). Dennoch entschied sich das mazedonische Fernsehen einen Monat später, das Ergebnis zu ignorieren und den nationalen Beitrag 2015 wieder im Rahmen des traditionsreichen Skopje Fest auszuwählen, nachdem die Direktnominierung von Esma & Lozano 2013 und Tijana 2014 nicht den gewünschten Erfolg gebracht hatte. Und das war eine gute Entscheidung!
Fanclubtreffen mit Orchester
Das Festival wirkte dank Live-Orchester ausgesprochen atmosphärisch und konnte mit einer Menge guter Stimmen aufwarten, auch wenn die meisten Kompositionen seltsam aus der Zeit gefallen waren. Moderator Vasil Zafirčev, der zu den führenden Theaterschauspielern des Landes zählt, verlieh der Veranstaltung durch seine schrägen Hommagen an große ESC-Erfolge wie "Nocturne", "Bandido" oder "Insieme: 1992" den liebenswert-amateurhaften Charme eines Fanclubtreffens. Gewohnt professionell dagegen verkürzten Karolina Gočeva und Kaliopi die schier endlose Zeit bis zur Wertung.
Das europatauglichste Lied
Sieben Länderjurys aus Österreich, Aserbaidschan, Bulgarien, Rumänien, der Türkei (!), den Niederlanden und Kroatien hatten ihre Punkte bereits bei der Generalprobe am Tag zuvor abgegeben. Deren Favoritin Tamara Todevska mit der Powerballade "Brod što tone" (Sinkendes Schiff) wurde dann aber vom Publikum auf den zweiten Platz verwiesen. Der Sieger des Abends, Daniel Kajmakoski, dürfte mit dem Mainstream-Popsong "Lisja Esenski" (Herbstlaub) ohnehin das europatauglichste Lied gehabt haben - schließlich wurde der Beitrag auch von dem Schweden Joacim Persson geschrieben.