ESC-Halbfinals: Favoritenstau trotz Abwechslung
Seit Malmö 2013 wird die Startreihenfolge der Acts beim Eurovision Song Contest nicht mehr ausgelost, sondern von den Show-Produzenten bestimmt. Gelost wird nur noch, wer in welcher Hälfte eines Halbfinals auftritt und die Startnummer des Gastgebers im Finale. Unter Fans kursieren verschiedene Mythen und Theorien zur Startreihenfolge. Zum Beispiel: Die höheren Startnummern versprächen immer größeren Erfolg; die zwei hingegen sei ein Todesslot. Das stimmt nicht ganz: Startplatz zwei führte in den vergangen zehn Jahren in immerhin elf von 20 Fällen zu einem Finaleinzug. Allerdings sieht auch die European Broadcasting Union (EBU) ein, dass ein späterer Startplatz bessere Chancen bietet. Auch dieses Jahr gibt es die Regel, dass bei Punktgleichheit zweier Beiträge und absolut identischen Votings von Jury und Publikum schließlich derjenige vorne landet, dessen Startplatz niedriger ist. Diese Regel machte Ann Sophie 2015 in Wien zur Letztplatzierten, obwohl die Österreicher The Makemakes ebenfalls null Punkte bekamen.
Nieten und Favoriten im ersten Halbfinale
Glaubt man den Buchmachern, dann starten gleich fünf Favoriten für den diesjährigen ESC in der ersten Hälfte des ersten Halbfinals. Fast alle diese Länder singen allerdings so spät wie möglich. Tschechiens Mikolas Josef startet auf Platz fünf, hinter Sennek aus Belgien. Netta aus Israel singt auf der sieben. Die Estin Elina Nechayeva auf neun und Equinox aus Bulgarien auf der zehn komplettieren die erste Hälfte. Ein Land, das sich bisher immer qualifizieren konnte, steht an der eins: Aisel aus Aserbaidschan eröffnet das Halbfinale mit "X My Heart". Island und Albanien, die in den Wetten sehr schlecht stehen, müssen auf zwei und drei überbrücken.
Die Schweiz, Irland und Zypern zum Schluss
In der zweiten Hälfte des ersten Semifinales stimmt die Abwechslung aus schnellen und langsamen Titeln. Die drei Popnummern aus Finnland, der Schweiz und Zypern sind durch die Balladen aus Armenien und Irland voneinander getrennt. Zypern auf dem letzten Startplatz 19 bekommt durch diesen eine größere Chance auf einen Finaleinzug. Irland und die Schweiz haben sich schon länger nicht mehr qualifiziert und dürfen kurz zuvor auf die Bühne. Das erste Halbfinale bietet mehr als nur zehn gute Songs und vermeintliche Finalisten - hier wird die Wahl besonders spannend.
Rybak wieder früh
Im zweiten Halbfinale könnte kaum ein Künstler Startplatz eins wohl so gut ausfüllen wie Alexander Rybak. Der Norweger liefert mit "That’s How You Write A Song" eine Anleitung zum Komponieren für seine Mitbewerber. Auch in Moskau 2009 startete Rybak recht früh im zweiten Halbfinale. Von Startplatz sechs aus brach er damals Punkterekorde beim Eurovision Song Contest. Die sechs geht dieses Jahr an Russland und Julia Samoylova, die bereits 2017 in Kiew beim ESC singen sollte, aber nicht in die Ukraine einreisen durfte. Die Rumänen konnten sich bislang immer fürs Finale qualifizieren und müssen nun auf Startplatz zwei zeigen, was sie können. San Marino stand erst einmal im Finale - Startplatz vier und der letzte Platz bei den Wettanbietern sind nicht gerade Mutmacher für 2018.
Australien so spät wie möglich
Australien hingegen startet wieder einmal so spät wie möglich, auf Startplatz neun. In der noch sehr kurzen Eurovisions-Geschichte des Landes zeigten sich die Produzenten oft recht gastfreundlich: Dami Im landete etwa 2016 in Stockholm in Halbfinale und Finale jeweils auf den spätest-möglichen Startplätzen. Dieses Jahr bieten beide Halbfinals eine große Abwechslung von Genre und Tempo der Songs sowie männlichen und weiblichen Interpreten. Auf den Startplätzen 16 und 17 treten allerdings Montenegro und Slowenien an - beide mit Songs in Landessprache, die aus dem Slawischen stammen. Das ist recht unglücklich. Die Ukraine auf dem letzten Startplatz wird - wie immer - kaum Probleme haben, sich zu qualifizieren. Mélovins "Under The Ladder" ist ein temporeicher Rausschmeißer aus der Show, allerdings hätte man seitens der Portugiesen diesen und andere aussichtsreiche Startplätze auch mal weniger sicheren Qualifikanten geben können.