Roadtrip nach Baku
Antje und Felix fahren mit dem Auto nach Aserbaidschan zur Endrunde des Eurovision Song Contest. Am 29. April werden sie an der Esprit-Arena in Düsseldorf starten. Dann liegen über 5.000 Kilometer, 8 Länder, 16 Städte vor ihnen und auf eurovision.de können die Leser quasi auf der Rückbank ihre Abenteuer hautnah miterleben. Seit fast einem Jahr planen die beiden ihren Roadtrip nach Baku, aber neun Tage bevor es endlich losgehen soll, können sie es noch gar nicht fassen:
Hallo, ich bin Antje und ich möchte euch erzählen, wie es überhaupt zu der Idee kam. Als ich das Finale des ESC aus Düsseldorf mit Freunden sah und der Sieger bekannt gegeben wurde, fand ich das Ganze etwas lächerlich. Das größte Musik-Event Europas soll 2012 in Baku stattfinden? Ein Freund von mir machte sich auch gleich darüber lustig, dass das Finale dann bestimmt nicht in einer Arena, sondern in einem Ziegenstall stattfinden würde - klarer Fall von Chauvinismus und Unwissenheit.
Karte: Alle Stationen von Düsseldorf bis Baku
Letzteres kann man entschuldigen: Auch ich hatte nie etwas von Baku gehört und die Statusmeldungen bei Facebook am nächsten Tag bestätigten mir: Nicht nur ich war unsicher, inwiefern Aserbaidschan überhaupt zu Europa gehört. Meine Neugier war geweckt und die Situation in meinen Augen schon sehr skurril, also war die Schnapsidee nicht weit: Ab geht’s mit dem Auto nach Baku! Ein Roadtrip der alten Schule, Fliegen ist etwas für Langweiler.
Die Schnappsidee zum Schlagerfest
Der ESC hat mich zwar nie so sehr interessiert, jedenfalls nicht über das halbherzige Verfolgen des Finales hinaus, aber die Verbindung zu Aserbaidschan begeisterte mich regelrecht. Auf einmal war der ESC nicht mehr das Schlagerfest vergangener Tage, sondern Treffpunkt von den verschiedensten Menschen, Kulturen und Stilrichtungen. Ganz Europa trifft sich für einen kurzen Moment an einem Ort - nicht für irgendwelche Krisengipfel, sondern um Musik zu machen und zu feiern.
Doch auch wenn meine Begeisterung groß war und ich mit viel Enthusiasmus allen möglichen Leuten von der Schnapsidee erzählte, nahm ich mich dabei anfangs selber nicht ganz ernst. Es wäre nicht meine erste Idee, die sich wieder im Sande verläuft. So hatte ich die Idee schon fast vergessen, als ich letzten Juni mit Felix und anderen Freunden nach einem Konzert zusammensaß. Mitgerissen von der Stimmung des Konzertes erzählte ich von der Idee, mit dem Auto nach Baku zu fahren. Während die anderen ebenso wie ich die Idee für verrückt hielten, verstummte Felix und beugte sich über den Laptop. Eine halbe Stunde später hatte er Route, Kosten für den eventuellen Rückflug und mögliche Autos für den Trip im Internet herausgesucht. Auch er war von der Idee begeistert und in dem ihm typischen Tatendrang sah er keinen Grund, sie nicht zu verwirklichen.
Diese Begeisterung kam bei Felix jedoch nicht von ungefähr. Zwar war er genauso wie ich verliebt in die Vorstellung, mit einem alten Auto durch uns unbekannte Länder zu fahren, aber eine nicht ganz unbedeutende Rolle spielte wohl auch, dass Felix 2011 als Volunteer beim ESC in Düsseldorf gearbeitet hat und ihn die gute Stimmung und die ausgelassene Atmosphäre dort nachhaltig beeindruckt haben. Erst war ich etwas überrascht, wie ernst Felix das Ganze nahm, ging aber trotzdem darauf ein - wem schadet schon ein kleines Gedankenexperiment? Bis tief in die Nacht sprachen wir darüber, wann wir wo starten würden, was wir für ein Auto bräuchten und wie die Benzinpreise in den entsprechenden Ländern wohl wären. Irgendwann ging ich dann nach Hause, hundemüde und davon überzeugt, dass es bei diesem Gespräch bleiben würde.
Der Partner mit einem Plan
Als ich am nächsten Tag aufgestanden war, fuhr ich in aller Gewohnheit meinen PC hoch. Auf dem Bildschirm erschien eine Nachricht von Felix. Er hatte bis in die frühen Morgenstunden einen Blog eingerichtet, die Route bei Google-Maps markiert, einen Countdown für den Beginn der Reise gestartet und auch einfach mal den ersten Blogeintrag geschrieben. Ich war baff. Damit hatte ich nicht gerechnet. Zum ersten Mal fragte ich mich, ob ich das wirklich will: Mit dem Auto nach Baku fahren? Aber nach gar nicht langem Überlegen war die Sache auch für mich entschieden: Ich will das Abenteuer. Ich will nach Baku. Ich will zum Finale des Grand Prix.
Seit diesem folgenschweren Tag haben Felix und ich viele Planungstreffen und Gespräche hinter uns gebracht, allerdings konnten wir das große Organisations-Chaos kurz vor der Abfahrt trotzdem nicht vermeiden: Sind die Visa in trockenen Tüchern? Ist das Auto fit für die Reise? Wie kommen wir zurück nach Hause? Wir arbeiten daran, halten euch auf dem Laufenden und warten gespannt darauf, dass es endlich losgeht mit unserem Roadtrip nach Baku.