Moskau verbietet Schwulen-Parade
Die Stadtverwaltung Moskaus hat eine für den 16. Mai, den Finaltag des Eurovision Song Contest, geplante Schwulen-Parade verboten. Ein Sprecher des Rathauses sagte, solche Paraden habe es in Moskau nie gegeben und dabei solle es auch bleiben. Der Organisator des geplanten Protestmarsches, Nikolai Alexejew, erklärte, er wolle dennoch an den Plänen festhalten. Er hoffe sehr, dass sich auch Teilnehmer des Grand Prix an dem Marsch beteiligen würden.
"Abartige" und ihre "satanischen Handlungen"
Alexejew hatte nach eigenen Angaben die Genehmigung einer Parade am 16. Mai quer durch Moskau beantragt. Ziel war es, die internationale Aufmerksamkeit an diesem Tag zu nutzen, um auf die Diskriminierung von Homosexuellen hinzuweisen. Mit Spannung war die Reaktion der Moskauer Stadtverwaltung erwartet worden. Diese hatte Schwulen-Paraden zuvor mehrfach verboten. Versuche, sich solchen Verboten zu widersetzen, wurden teilweise gewaltsam beendet. Bürgermeister Juri Luschkow hatte immer wieder davor gewarnt, "Homosexualität öffentlich zur Schau zu stellen". Die "Abartigen" und ihre "satanischen Handlungen" seien nicht akzeptiert, auch wenn Homosexualität seit 1993 in Russland nicht mehr strafbar ist.
Aufgrund der großen internationalen Aufmerksamkeit war der Bürgermeister zuletzt unter Druck geraten, etwas mehr Toleranz zu zeigen. Diesem beugte er sich jedoch offenbar nicht. In der Vergangenheit war es bei ähnlichen Veranstaltungen zu Ausschreitungen auf Moskaus Straßen gekommen, als sich Schwulen-Aktivisten, Homosexuellen-Gegner und Polizei teilweise blutige Auseinandersetzungen lieferten.
Während der Grand Prix-Zeit vom 9. bis 17. Mai sollen Tausende Polizisten auf den Straßen Moskaus für Ordnung sorgen. In diesen Tagen werden rund 300.000 Menschen zu den Konzerten erwartet - unter anderem auch zum Public Viewing auf dem Roten Platz. Die Millionenstadt Moskau wollte sich mit der wohl größten Unterhaltungsshow der Welt als moderne Metropole präsentieren. Im Vorfeld trübten allerdings bereits der Preiswucher der russischen Ticketmafia, die überteuerten Hotels und das angekündigte Verbot von Schwulen- und Lesbenparaden die Freude vieler Fans auf den Grand Prix.
Wie anachronistisch in Russland mit dem Thema Homosexualität umgegangen wird, zeigte sich jüngst am Beispiel von Oscar Loya von Alex swings Oscar sings"!. Genüsslich und als skandalöse Meldung verpackt wiesen einige russische Medien darauf hin, dass der US-Amerikaner unlängst seine Beziehung mit einem Mann öffentlich machte. So sehr der Grand Prix auch ein Magnet für Schwule und Lesben sein mag, in Russland gilt Outing noch immer als Tabubruch.