Im Audi nach Aserbaidschan
Antje und Felix fahren mit dem Auto nach Aserbaidschan zum Eurovision Song Contest. Am 29. April werden sie an der Esprit-Arena in Düsseldorf starten. Dann liegen über 5.000 Kilometer, 7 Länder und 16 Städte vor ihnen. Auf eurovision.de können die Leser quasi auf der Rückbank ihre Abenteuer hautnah miterleben. Apropos Rückbank: Heute berichtet Felix über die Unterschiede zwischen Wunsch und Wirklichkeit beim Autokauf.
Endlose Straßen, bunte Städte, schöne Landschaften, am Lagerfeuer sitzen, während die Sonne langsam im Meer versinkt. Der Gedanke an einen Roadtrip hat in meiner Vorstellung immer Gefühle von Freiheit, Ungebundenheit und Abenteuerlust geweckt. Zu diesem Gedankenspiel gehört immer auch das perfekte Auto: ein VW Bus aus den 60er Jahren.
Karte: Alle Stationen von Düsseldorf bis Baku
Man kann schlafen wo man will, ist auf niemanden angewiesen und die unzerstörbare Technik des VW kann mit wenigen Handgriffen und etwas gutem Willen schnell wieder zum Laufen gebracht werden. Ein Blick auf den Anschaffungspreis und den Benzinverbrauch haben diesen Teil des Traums jedoch schnell wie eine Seifenblase zerplatzen lassen. Für zwei Studenten ist ein Bulli schlicht zu teuer. Leider!
Wunsch und Wirklichkeit
Von unseren Illusionen kuriert, haben wir also eine nüchterne Liste mit Kriterien aufgestellt, die unser zukünftiges Automobil zu erfüllen hatte. Natürlich sollten die Kosten nicht utopisch sein. Mit Versicherung und Steuer kommen neben dem Anschaffungspreis ja noch zwei nicht unwesentliche Punkte hinzu. Auch sollte es auf jeden Fall leicht zu reparieren sein. Da wir selber nicht viel Ahnung von Autos haben, sollte jeder KFZ-Mechaniker im noch so kleinsten Dorf auf den ersten Blick den Fehler finden und beheben können. Aber auch der Komfort durfte nicht zu kurz kommen. Wer will schon 5.000 Kilometer auf einem Schleifstein sitzen? Eine gute Federung und gute Stoßdämpfer waren ohnehin wegen der ungewissen Straßenverhältnisse notwendig.
Ein Deal in Delmenhorst
Nur welcher Wagen erfüllt alle diese Kriterien? Wir haben unsere Lösung recht schnell gefunden: Ein Audi 80 der zweiten oder dritten Generation sollte es sein. Bei einer ersten Probefahrt war klar, dass wir uns für das richtige Modell entschieden haben. Es war Liebe auf den ersten Blick. Er war urgemütlich, lief hervorragend und war erstaunlich geräumig. Leider ging dieser Wagen an einen anderen Käufer. Ein ähnliches Modell war schnell in Delmenhorst gefunden und nach der Probefahrt haben wir sofort zugeschlagen. Da wir selber nicht auf einen so spontanen Kauf vorbereitet waren, mussten wir am nächsten Tag zurückkommen, ausgerüstet mit Kassetten von Bruce Springsteen und den Beatles für das originale Kassettendeck und 840 Euro in bar.
Die Boxen funktionierten einwandfrei, aber ganz ohne Fehler war unser neuer Audi nicht: Da die Gasfedern vom Kofferraum defekt waren, wurde die Klappe nur mit einem Holzstab aufgehalten. Auch wenn wir es sehr charmant fanden, wurde sie aus Rücksicht auf neugierige Zöllner repariert. Wir wollen ja nicht, dass sie durch die improvisierte Konstruktion verletzt werden. Auch bei den hinteren Türgriffen hat der Zahn der Zeit seine Spuren hinterlassen. Ohne genügend Feingefühl hätte man sie bald in der Hand gehabt - und zwar ohne Tür. Ein kurzer Test beim ADAC bestätigte aber, dass alle relevanten Komponenten in gutem Zustand sind, nur der Auspuff hatte ein Loch zu viel und musste geflickt werden. Für die notwendigen Reparaturen mussten wir noch einmal 450 Euro investieren.
Wer braucht schon einen Bulli?
Unser Wagen für die Reise ist somit ein Audi 80 von 1986, mit bequemen Velourspolster, genügend Platz, um zur Not auch mal ein Nickerchen zu ermöglichen. Bei ersten Spritztouren durch das Osnabrücker Land kam schon richtiges Roadtrip-Feeling auf. Fenster runter, Musik laut und gemütliches Segeln auf ruhigen Landstraßen ließen die Vorfreude ins unermessliche steigen – ein Traum! Wer braucht schon einen Bulli für einen Roadtrip?