Halbe Macht der Jury
Der Sieger des 54. Eurovision Song Contest 2009 in Moskau wird seinen Triumph in der Olympiski Arena zu 50 Prozent den Experten verdanken, meldet eurovision.tv. Die offizielle Homepage der European Broadcasting Union (EBU) hat damit wenige Tage vor der Zusammenkunft der Reference Group eines der wichtigsten Ergebnisse der Beratungen vorweg genommen. Das Gremium der Teilnehmerländer, das über wichtige Regeländerungen berät, kommt am 10. und 11. Dezember in Moskau zusammen.
Nachdem die Vertreter europäischer Fernsehanstalten sich bereits bei einer Zusammenkunft im September darauf geeinigt hatten, dass nationale Jurys zukünftig den Ausgang des Finales mit beeinflussen sollen, steht offenbar jetzt eine Gewichtung von 50 zu 50 fest. Das Votum der Experten wird in den einzelnen Ländern also gleichwertig neben den Stimmen der Televoter stehen. Ab Mittwoch soll in der russischen Hauptstadt lediglich noch über die Zusammensetzung der Jurys beraten werden.
Die Show soll "interessanter" werden
Svante Stockselius, Generalsekretär des Eurovision Song Contest für die EBU, hatte bereits im September die Einführung einer Expertenabstimmung verteidigt: "Nichts ist demokratischer als eine Abstimmung der europäischen Zuschauer. Aber eine Jury hat die Möglichkeit, sich Lieder mehrfach anzuhören, bevor sie eine Entscheidung fällt. In Belgrad gab es Unterschiede zwischen dem Votum der Öffentlichkeit und dem der Back-up-Jurys. Wir glauben, dass eine Kombination die Show interessanter machen wird." Der Regeländerung war eine hitzige Debatte um Nachbarschafts- und Diaspora-Stimmen vorausgegangen.
Erstmals seit 1996 kommen damit beim Grand Prix wieder flächendeckend Jurys zum Einsatz. In den folgenden Jahren war es teilweise den Ländern selbst überlassen gewesen, ob sie ihre Punkte von einer Jury oder den Zuschauern vergeben lassen wollten. Von 2002 an wurde des ESC-Sieger in einem reinen Televoting-Verfahren bestimmt. Erst im vergangenen Jahr hatten die Organisatoren wieder Jurys eingeführt, jedoch nur für die Halbfinal-Shows.
Die Regeln der Halbfinals bleiben bestehen wie 2008: Die ersten neun Plätze werden durch das Votum der Zuschauer bestimmt. Parallel vergibt eine Back-up-Jury ihre Punkte. Platz zehn erhält derjenige Teilnehmer, der es im Televoting nicht unter die ersten neun geschafft hat, von der Jury jedoch auf einen vorderen Platz gewählt wurde. In Belgrad stimmten die Entscheidung von Jury und Televotern im ersten Halbfinale überein, im zweiten konnte die schwedische Sängerin Charlotte Perelli über die Jury ihren Platz im Finale sichern.
Die Termine für den ESC 2009 in der Moskauer Olympiski Arena sind der 12. Mai 2009 für das erste Halbfinale, am 14. Mai folgt das zweite Halbfinale und am Samstag den 16. Mai findet das große Finale statt.