Fünf Freunde und ein Flaggenmeer
Das Zelt im Eurovision Village in der Malmöer Innenstadt ist an diesem lauen Mai-Abend gut gefüllt, dicht gedrängt stehen die Fans und warten - auf die Big Five. Die Teilnehmer aus Spanien, Frankreich, Italien, Deutschland und Großbritannien präsentieren sich heute den ESC-Fans - kostenlos. Als der schwedische Moderator alle fünf auf die Bühne bittet, fällt vor allem eines auf beziehungsweise ins Ohr: die begeisterten Bonnie-Tyler-Rufe im Publikum.
Die Fans der Rocklady müssen sich allerdings noch einen Moment gedulden, der erste Auftritt gehört El sueño de Morfeo aus Spanien. Zwei Songs performt die Band - und die Stimmung im Publikum ist super. Das Publikum schwenkt spanische Flaggen und klatscht enthusiastisch mit. Und dann folgt noch ein dritter Song, den wirklich jeder mitsingen kann: David von El sueño de Morfeo hat Geburtstag und neben einer Torte bekommt er auch ein "Happy Birthday" - vorgetragen von der Menge.
Erst Ruhe vor dem Sturm, dann Sturm vor der Ruhe
Amandine Bourgeois aus Frankreich scheint an diesem Abend ein wenig ihre Stimme zu schonen: Zwar trägt auch sie neben "L'enfer et moi" noch einen zweiten Song vor, aber nicht ganz so kraftvoll wie man es von ihr kennt. Ihr Auftritt wirkt ein wenig wie die Ruhe vor dem Sturm, der dann ja vielleicht am Sonnabend losgeht. Großen Beifall erhält sie trotzdem.
Der donnert auch direkt los, als der Moderator den nächsten Act mit den Worten "Evacuate The Dancefloor" ankündigt - Cascadas großem Hit aus 2009. Und dann kommt Natalie Horler auch schon auf die Bühne und trägt den Song - zu großem Jubel und einem Meer aus deutschen Fähnchen und Flaggen - vor. Die deutschen Fans scheinen an diesem Abend in der Überzahl zu sein. Viele singen schon jetzt mit - noch mehr aber als die Band "Glorious" schmettert. Und schmettern ist wörtlich zu nehmen: Natalie Horler hatte schon am Nachmittag in einer Pressekonferenz gesagt, dass sie Probleme habe, sich zu schonen - und jetzt zeigt sie, was sie damit meint.
Rocklady und Südländer mit wenig Feuer
Auch Bonnie Tyler wird begeistert auf der Bühne empfangen, was nach den anfänglichen Rufen nicht weiter verwundert. Die britischen Flaggen müssen allerdings nur einen Song lang geschwenkt werden: Die Sängerin ist die einzige, die sich auf ihren ESC-Song beschränkt, obwohl gerade sie ja aus einem reichhaltigen Repertoire hätte wählen können.
Der Applaus, der zum Ende ihres Auftritts ertönt, setzt leider nicht so recht wieder ein als Marco Mengoniangekündigt wird. Und auch während seines Auftrittes will der Funke auf das Publikum im Eurovision Village nicht so richtig überspringen. Dass zu seinen zwei Songs nur wenige mitsingen, mag daran liegen, dass Italienisch nicht sehr stark verbreitet ist, aber auch sonst sind die Reaktionen eher verhalten. So endet der Abend der Big Five mit weniger Begeisterung als er begonnen hat, die ESC-Fans entschwinden aber trotzdem mit zufriedenen Gesichtern in den Abend.