"ESC vor acht": Hit-Faktoren des ESC mit Malik Harris
In "ESC vor acht" spricht Alina Stiegler mit Vorentscheid-Kandidat Malik Harris über die Zutaten, die ein ESC-Gewinnertitel braucht. "Dr. Eurovision" Irving Wolther hat sich die Formel für den perfekten Song noch etwas genauer angeschaut.
Während in früheren Zeiten Menschen nach dem Stein der Weisen suchten, also dem Mittel, mit dem sich Dinge in Gold verwandeln ließen, jagen heute Musikerinnen und Musiker der ultimativen Erfolgsformel für den Eurovision Song Contest hinterher. Und die ist mindestens ebenso schwierig zu finden wie der Wunderstein der Alchemisten. Bei der Suche nach dem perfekten Song spielen nämlich viele verschiedene Faktoren eine Rolle. Dazu gehören neben Genre, Tonart, Tempo und Takt auch Dynamik und Tanzbarkeit. Dabei haben diese Faktoren für das Hitpotenzial eines Songs von Land zu Land ein sehr unterschiedliches Gewicht. Wer also einen garantierten ESC-Gewinnerbeitrag schreiben möchte, muss musikalisch jede Menge berücksichtigen. Ganz zu schweigen vom Text oder der Sprache, in der gesungen wird.
Die Buchmacherformel
Der deutsche Sportwettenanbieter betway hat internationale Nummer-1-Hits im Zeitraum 2010 bis 2019 auf ihre Hitfaktoren untersucht und kam zu erstaunlichen Ergebnissen: Tatsächlich unterschieden sich die Erfolgsformeln in den 22 untersuchten Ländern deutlich, auch wenn einige Songs wie "Despacito" von Luis Fonsi in fast allen Ländercharts vertreten waren. Einzige Gemeinsamkeit: Die Vorliebe für den 4/4-Takt, wobei angemerkt werden muss, dass die Zahl der Songs, die in anderen Taktarten geschrieben werden, ohnehin recht gering ist. In Sachen Genre hatte Popmusik fast überall in Europa die Nase vorn, mit Ausnahme von Portugal und Spanien, wo Hip-Hop beziehungsweise Latin die bevorzugten Musikrichtungen waren. In Portugal mochte man es tendenziell auch eher langsamer mit durchschnittlich 104 Beats per Minute (BPM), während die Belgier mit 121 BPM im Schnitt eher temporeiche Hits bevorzugten.
ESC hat eigene Spielregeln
So interessant diese Rechenspiele auch sein mögen: Ob ein Song Nummer eins in den Charts wird oder beim Eurovision Song Contest, sind bekanntermaßen zweierlei Paar Schuhe. Beim ESC verspricht ein gemäßigtes Tempo deutlich mehr Erfolg: Die BPM lagen bei immerhin 20 Siegersongs zwischen 60 und 70. Und während bei den Charterfolgen eher Dur-Tonarten dominieren, mögen es ESC-Jurys und Zuschauer tendenziell eher mollig - also in Moll. Ungeachtet dessen spielt, anders als bei Charterfolgen, die Live-Performance der einzelnen Musikstücke eine entscheidende Rolle: Wie sieht die Choreografie aus? Gibt es Props und Pyrotechnik? Und vor allem: Wie ist der Gesang? Dazu kommen personen- und länderspezifische Vorlieben und Abneigungen, aber auch kulturelle und geografische Faktoren, die die Aufmerksamkeit von Jury und Publikum lenken. Die ultimative Erfolgsformel für den ESC scheint daher genauso unerreichbar wie der Stein der Weisen.