Lars Ingwersen: "Beste Songwriter im Camp"
Mehr Komponisten, mehr Tage Zeit: Das Song Writing Camp zum deutschen Vorentscheid "Unser Lied für Israel" wird größer als im vergangenen Jahr. Lars Ingwersen ist einer der Köpfe hinter dem Camp in Berlin. Der Hamburger ist Musikverleger, Manager und leitet ein Musiklabel. Daher ist er gut vernetzt und will nun das bestmögliche Song Writing Camp veranstalten.
Lars Ingwersen, welche Idee steckt hinter dem Song Writing Camp?
Lars Ingwersen: Wir wollen etwas zusammen mit den Kandidaten machen. Wir haben super Songwriter aus der ganzen Welt ausgewählt, die jeden Tag in neuen Gruppen mit den Kandidaten Songs entwickeln. In der Vergangenheit hat man sich selten mit den Kandidaten in der Form zusammengesetzt, wie wir das jetzt in dem Song Writing Camp machen. Häufig standen die Kandidaten fest und man überlegte, welche Songs am besten zu ihnen passen oder sie haben selbst eigene Songs mitgebracht. Das ist aber auch weiterhin möglich.
Kann man Sie als Leiter des Camps bezeichnen?
Ingwersen: Ich bin auf jeden Fall Ideengeber und fühle mich verantwortlich dafür, dass diese auch umgesetzt werden. Das ist aber auf jeden Fall Teamwork. Ich habe neben den Verantwortlichen des NDR noch echte Cracks aus Musikverlagen dabei und habe mir eine Art Dream-Team aus Kollegen zusammengestellt. Die haben dann aus ihren Reihen ihre Top-Autoren ausgewählt und die haben wir hierhin eingeladen.
Können Sie denn hier alles neutral beurteilen, wenn Sie auch selber Songschreiber unter Vertrag haben?
Ingwersen: Meine Rolle ist die des Qualitätssichernden und ich bin nicht hier, um meine eigenen Interessen ins Spiel zu bringen. Mir war wichtig, dass wir die besten Songwriter hierher bekommen. Dabei habe ich mich auch bewusst zurückgehalten und eben die Verlagskollegen nach ihren Autoren gefragt.
Wie sehr nehmen die Kandidaten denn dieses Angebot an?
Ingwersen: Es hängt immer davon ab. Letztes Jahr wollte ein Kandidat auch lieber selbst in seinem Studio und mit seinem Team komponieren. Dieses Jahr ist es so, soweit ich es am Anfang bewerten kann, dass jeder hier mit Freude und mit Offenheit hineingeht und das überträgt sich natürlich auf alle Beteiligten. Und das ist meine Rolle: eine gute Atmosphäre zu schaffen und die richtigen Leute an den Start zu bringen.
Gibt es einen Unterschied zwischen diesem Song Writing Camp und dem vergangenen?
Ingwersen: Es gibt überall Optimierungen. Wir haben letztes Mal in allen Bereichen ein extrem sportliches Timing gehabt. Wir haben sehr spät angefangen, der gesamte neu aufgerollte Votingprozess lief über die Weihnachtszeit und wir hatten einen enormen Zeitdruck. Als die Kandidaten und die Songs feststanden, mussten diese auch noch fertig produziert werden - auch das war sehr eng. Jetzt haben wir einen mindestens acht Wochen größeren Vorlauf. Wir haben statt drei Tagen Camp eine ganze Woche, was auch eine besondere Verpflichtung aller Beteiligten ist, sich eine Woche lang dieser Sache zur Verfügung zu stellen. Danach haben wir auch noch mehr Zeit, die Ergebnisse zu bewerten, an ihnen zu feilen und schließlich zu produzieren.
Wie geht es nach dem Camp weiter?
Ingwersen: Die Produktionen werden dann noch fertiggestellt, denn das, was hier herauskommt, sind sehr gut hörbare und für jeden bewertbare Resultate, aber sie sind noch keine finalen Produktionen. Meine Kernarbeit ist sicherlich mit dem Camp gemacht, die Frage ist aber: Werden Songs aus dem Camp durch das Voting der Jurys auch bestätigt? Fühlen sich die Kandidaten mit ihnen wohl? Am Ende treffen ja sie die Entscheidung, mit welchem Song sie sich dem Wettbewerb stellen wollen.
Wie groß war der Einfluss des Camps im vergangenen Jahr auf Michael Schultes ESC-Song "You Let Me Walk Alone"? Kam er nicht schon mit dieser Komposition ins Camp?
Lars Ingwersen: Nein, er hat diese Idee, über den frühen Tod seines Vaters zu schreiben, schon lange im Kopf gehabt und es gab auch mindestens einen Song, der dieses Thema schon behandelte. Aber dieser gesamte Song und dessen Struktur, die sind tatsächlich erst in diesem Camp entstanden.