1 | 26 Ein bisschen zu viel Tamtam gibt's für Peter Urban bei Maltas ESC-Bühnenshow: "'Chameleon' - da haben die Set-Designer den Songtitel aber zu wörtlich genommen, es hüpft von einer schrillen Farbe zur nächsten, von einem Background zum anderen, und die gute Michela geht darin fast unter."
2 | 26 Jonida Maliqis Auftritt mit folkloristischen Elementen ist für Urban ein gelungener Song mit politischer Botschaft: "'Ktheju tokës' - 'Kehre zurück in Dein Land' - ein flammender Appell in Landessprache und Landesfarben und mit Klängen aus der eigenen Musikkultur Albaniens."
3 | 26 Und auch für die tschechische Formation Lake Malawi, die sich nach dem drittgrößten See Afrikas benannt hat, und ihren Song "Friend Of A Friend", findet Urban lobende Worte: "Erinnern an Bands wie Phoenix oder Scouting for Girls, dazu ein cleverer Text über dünne Wände, Geräusche, Gerüchte und unerfüllte Wünsche - sehr smart."
4 | 26 Das deutsche Duo S!sters sei in den vergangenen vier Monaten richtig gut zusammengewachsen, das höre man auch bei ihrem Song "Sister", findet Urban: "Wie toll sie harmonieren, zeigen sie nicht nur in dieser sympathischen Postcard mit den israelischen Synchronschwimmerinnen, sondern auch auf der großen ESC-Bühne."
5 | 26 Russlands Song "Scream" von Sergey Lazarev kann Urban trotz der aufwendigen Bühnenshow mit Video-Klonen des Künstlers nicht so recht überzeugen: "Das Phantom, der neunfache Sergey im Spiegelkabinett, auf Videowalls und im Regen - das macht Eindruck, erhöht die Qualität dieses typischen Musical-Songs aber leider nicht."
6 | 26 Die Hymne auf die ewige Liebe der dänischen Künstlerin reißt Urban, dem Bühnenbild zum Trotz, nicht vom Stuhl: "'Love Is Forever' - Leonore auf dem XXL-Stuhl mit einem süßen Kinderlied, das nach 'Lemon Tree' und Sesamstraße duftet."
7 | 26 Serhat, der bereits zum zweiten Mal für San Marino ins Rennen ging, ist für Urban mit seinem Song "Say na na na" irgendwie auf der falschen Veranstaltung gelandet: "Die bunte Ü-50-Disco auf dem Kreuzfahrtschiff mit Serhat als Animateur, heute würde man MC sagen. Haben Sie mitgezählt, wie viele Nas gesungen wurden? 183."
8 | 26 Punkte sammeln hingegen kann bei Urban die Nordmazedonierin mit ihrem Song "Proud", der sich für die Rechte junger Mädchen starkmacht: "Diesmal sechsfach reflektiert, aber das war egal, sie sang allein - Tamara Todevska mit ihrem überragend gesungenen Appell."
9 | 26 Gute Noten bekommen auch der Schwede und sein Song "Too Late For Love" von Peter Urban: "John Lundvik und die vier Gospel-Ladys, die er seine Mamas nennt. Nicht unbedingt originell, aber immer professionell - perfekter Soul-Pop aus Schweden."
10 | 26 Die Slowenen Zala Kralj und Gašper Šantl präsentieren im Finale ihren Song "Sebi", ein Plädoyer dafür, die eigenen Stärken und Schwächen zu akzeptieren. Die Bühnenshow ist Urban aber etwas zu lahm: "Sloweniger ist mehr - da stehen sie ganz entspannt wie zwei Krankenpfleger beim schüchternen ersten Date in der Mittagspause."
11 | 26 Das Lack-Outfit von Zyperns Künstlerin bei der Performance ihres Songs "Replay" ist Urban etwas zu sexy für eine Samstagabend-Show: "Passt zur Party-Hauptstadt Tel Aviv, Tamta und ihre Cowboys, mit ihrer, na ja sagen wir Regenkleidung - mehr etwas fürs Late-Night-Fernsehen. Vielleicht verlangt Madonna ja nachher backstage Lizenzgebühren für das Outfit."
12 | 26 Emotional gerührt ist Urban nach dem Song "Arcade" des Niederländers, das Lied handelt vom Verlust eines lieben Menschen: "Faszinierend, Duncan Laurence schafft es, 7.000 Menschen hier in der Halle - und ich glaube auch Millionen an den Fernsehern - zu berühren.
13 | 26 Dem Bühnenbild und der Inszenierung des griechischen Songs "Better Love" von Katerine Duska kann Urban irgendwie nichts abgewinnen: "Diese aufwendige Szene soll von Hieronymus Boschs genialem Bild 'Garten der Lüste' inspiriert sein, erinnert aber eher an 'Plötzlich Prinzessin' zu Besuch in Bollywood."
14 | 26 Zum israelischen Künstler Kobi Marimi und seinem mit mächtiger Stimme vorgetragenen Song "Home" sagt Urban: "Man hört es am Beifall, Kobi ist schon zu Hause, der Sänger hat erzählt, dass er nach diesem Heimatlied regelmäßig in Tränen ausbricht."
15 | 26 Über die norwegische Tanzhymne mit traditionellen samischen Gesangseinlagen der Band KEiiNO sagt Urban: "'Spirit In The Sky', da werden viele sagen, endlich mal wieder eine richtig altbackene Eurodance-Hymne - aber verziert mit einer feinen hypnotischen Ethno-Beilage."
16 | 26 Und auch den Briten Michael Rice und seinen Song findet Urban ganz hörbar: "'Bigger Than Us' - 'Größer als wir', Europa oder der Brexit? Michael und sein Gospelkreis, singen kann der Junge aus Hartlepool."
17 | 26 Mit ihrem schrillen und lauten Song wollen Hatari aus Island Populismus, Diktaturen und Auswüchse der Konsumgesellschaft kritisieren. Urban weiß nicht so recht, ob es ihm gefallen soll: "'Hatrið mun sigra' - Hass wird siegen, wenn wir nicht Liebe dagegenstellen. Island ist schon eine spezielle Insel. Ein Mix aus Rammstein, Grime und Abba, eine SM-Modenschau, eine radikale Theaterperformance - oder ein Joke?"
18 | 26 Dem für Estland startenden Schweden Victor Crone und seinem von Countrymusik inspirierten Popsong attestiert Urban durchaus Qualitäten: "'Storm' erinnert an den Sound einiger Avici-Hits, und ja, der Bachelor kann auch singen."
19 | 26 Mit nur 16 Jahren gehört die Weißrussin Zena zu den jüngsten Teilnehmern im Finale. Doch ihre Performance zu "Like It" löst bei Urban keine väterlichen Gefühle aus: "Junior Eurovision mit der jungen Britney und ihrem Akrobatik-Kurs und das ganze Effektgewitter, das um sie explodiert, kann schon mal beim Singen ablenken, wie man hören konnte."
20 | 26 Chingiz aus Aserbaidschan ist eigentlich ein guter Sänger, aber was soll der Technik-Overkill bei "Truth", fragt sich Peter Urban: "Das sind die Folgen der Digitalisierung: Roboter ersetzen Tänzerinnen. Ein guter, moderner R'n'B-Song - aber bitte, was soll der ganze flashende Firlefanz, Sänger und Song bräuchten das nicht!"
21 | 26 Mit seinem Song "Roi" wendet sich der für Frankreich startende Bilal Hassani gegen Ausgrenzung und plädiert für Toleranz. "Ein starker Appell im Art-déco-Ambiente, aber musikalisch vielleicht nicht stark genug", kommentiert Urban.
22 | 26 In seinem Song "Soldi" besingt der Italiener Mahmood, wie Geld die Beziehung zwischen Menschen zerstören kann. Die Bühnenshow lenkt Urban aber von der starken Botschaft des Songs ab: "Es ist kein Wunder, dass dieser eindrucksvolle Song lange an der Spitze der italienischen Charts stand - seine Wirkung wird aber hier auf der Bühne durch zu viele Bild- und Hintergrundeffekte geschwächt, die den Fokus vom Sänger nehmen."
23 | 26 Kostüm und Bühnenbild des serbischen Beitrags "Kruna" von Sängerin Nevena Božovic können bei Peter Urban nicht punkten: "Die traditionelle Powerballade versinkt in Nebel und virtuellem Sternenstaub. Der Kostümdesigner hatte eine Wildcard und durfte sich an der welligen Robe austoben."
24 | 26 Heißes Latino-Pop-Feuer lodert für Urban gar beim Schweizer Luca Hänni und seinem Song "She Got Me": "Eine sehr schicke moderne Breitwandinszenierung in Schweizer Landesfarben bei Luca Hännis feuriger Variante von 'Despacito'."
25 | 26 Die Bodenhaftung verliert Urban bei der Australierin Kate Miller-Heidke und ihrem Songtitel "Zero Gravity": "Das fünfte Element vom fünften Kontinent - atemberaubend. Fliegende Frauen im Weltraum, und kein Bildtrick: Die australische Gesangsqueen sitzt auf einer schaukelnden fünf Meter langen Stange und jubiliert dabei in höchsten Tönen, ein Wahnsinn!"
26 | 26 Guter Song, aber wirre Bühnenshow, so Urbans Fazit zum spanischen Beitrag "La venda" von Miki: "Eine hyperaktive Houseparty im Ikea-Regal vor einer Farborgie wie beim indischen Farbenfest - und dann die seltsame Riesenpuppe, die angeblich bei Fronleichnamsprozessionen herumgetragen wird."