ESC-Bühne "in kurzer Zeit gestemmt"
Trotz enormer Zeitverzögerungen haben die Bühnenbauer der Firma Unbranded Experience das Unmögliche möglich gemacht und das "Raumschiff" in Kiew rechtzeitig vor Beginn der Proben fertiggestellt. Seit sieben Wochen arbeiten Marco Kempen und seine Kollegen ununterbrochen an den Aufbauten von Bühne und Greenroom. Für ein Interview mit eurovision.de hat der 47-Jährige dennoch Zeit gefunden.
Ihr wart ja schon beim ESC 2015 in Wien für die Bühne zuständig. Was war in diesem Jahr anders?
Marco Kempen: Normalerweise sind die Ausschreibungen für die ESC-Bühne schon vor Weihnachten abgeschlossen, sodass man im Januar loslegen kann. In diesem Jahr wurden wir erst Anfang Februar angefragt und haben den Zuschlag dann Anfang März bekommen - vier Wochen, bevor es mit dem Aufbau losgehen sollte. Aber wir sind ein gut eingespieltes Team, darum haben wir das auch innerhalb einer so kurzen Frist gestemmt.
Was ist das Besondere an der Bühne?
Kempen: Das Besondere ist natürlich der große Bogen, der mit Licht und Projektionen viele Möglichkeiten bietet. Aber auch die anderen Gewerke haben tolle Arbeit geleistet: Der LED-Boden, der beleuchtete Außenring - das ist was fürs Auge und man kann unheimlich viel damit machen. Von unserer Seite aus stecken etwa 2.000 Arbeitsstunden in den Aufbauten. Wir haben alles an unserem Standort in Hilversum vorproduziert, wo etwa 60 Leute beschäftigt sind. Anschließend brauchten wir die fertigen Teile vor Ort nur noch zusammenzufügen, ein bisschen nachlackieren und fertig! (lacht)
Wie habt ihr das alles denn nach Kiew bekommen?
Kempen: Auf 18 Lastwagen, die ungefähr eine Woche lang unterwegs waren. Das Material muss in einer bestimmten Reihenfolge eingeführt und hinterher auch in der gleichen Reihenfolge wieder ausgeführt werden, denn wir sind hier nicht innerhalb der EU. Insgesamt wurden für den ESC über 200 Lkw-Ladungen mit Equipment nach Kiew transportiert.
Was passiert dann mit den ganzen Sachen, die ihr speziell für den ESC angefertigt habt - zum Beispiel mit dem Bogen und der Greenroom-Ausstattung? Verwendet ihr das für andere Aufträge noch einmal?
Kempen: Das wird hinterher tatsächlich alles verschrottet. Aber wenn es Interessenten gibt: Die Länderinseln im Greenroom können in Hilversum bei uns abgeholt werden. Der Durchmesser beträgt ungefähr 3,5 Meter. Wir haben 25 Stück im Angebot … (lacht) (Anm. d. Red.: Das Angebot ist ernst gemeint, wir leiten eure Anfragen gerne weiter.)
Jetzt, wo alles aufgebaut ist, habt ihr da eigentlich noch was zu tun?
Kempen: Da kommt jeden Tag etwas Neues. Seit dem 22. April sind wir eigentlich fertig, aber bei den Kameraproben stellte sich dann heraus, dass hier und da noch nachgearbeitet werden muss. Wir sind jetzt noch mit sechs Personen vor Ort, um solche Änderungen in letzter Minute durchführen zu können.
Ihr macht ja nicht nur den ESC, sondern auch andere Fernsehproduktionen …
Kempen: Letztes Jahr im November haben wir zum Beispiel die "Helene-Fischer-Show" gemacht, die Weihnachtsshow in Düsseldorf. Das war fast noch eine größere Produktion als der Eurovision Song Contest. Wir haben auch für Carmen Nebel gearbeitet. Aber der ESC ist natürlich trotzdem etwas Besonderes: Wie viele Sendungen mit 200 Millionen Zuschauern gibt es denn sonst? Das ist hier eine ganz andere Welt, aber es macht richtig Spaß! Dafür nimmt man auch gerne in Kauf, sieben Wochen von zu Hause weg zu sein.