ESC 2023: Tvorchi aus der Ukraine werden Sechste
Das Duo Tvorchi sind für Vorjahressieger Ukraine beim Eurovision Song Contest 2023 Sechster geworden. In ihrem Elektro-Song "Heart Of Steel" geht es um die Standhaftigkeit der Menschen im Angesicht nuklearer Bedrohung.
In einem spannenden Rennen im Vorentscheid "Vidbir" hatten sich Andrii Hutsuliak und Jimoh Augustus Kehinde mit den Stimmen der Zuschauer gegen die von der Jury favorisierte Singer-Songwriterin Maryna Krut durchgesetzt. Hutsuliak und Kehinde, dessen Künstlername Jeffrey Kenny ist, lernten sich im Studium kennen. Seit 2018 haben sie zusammen unter dem Namen Tvorchi vier Alben veröffentlicht. Mit ihrem aktuellen Album "Road" setzten sich die beiden beim Kampf um Platz 1 der ukrainischen Albumcharts sogar gegen Drake durch.
Vorentscheid im Zeichen des Krieges
Ausgewählt wurden die beiden im bedrückenden Ausnahmezustand. Um Künstler, Zuschauer und Team vor russischen Bombardements zu schützen, wurde der diesjährige Vorentscheid in die symbolträchtige Metrostation Maidan Nesaleschnosti in 102 Meter Tiefe verlegt - einschließlich vorbeiratternder U-Bahnen. Die Show, durch die neben Timur Miroshnychenko auch Zlata Ognevich (ESC 2013) und Go_A-Sängerin Kateryna Pavlenko (ESC 2021) führten, stand ganz im Zeichen des Krieges.
Dramatischer Saisonauftakt
Ungewöhnlich früh hatte der öffentlich-rechtliche ukrainische Sender Suspilne das nationale Vorentscheidungsformat "Vidbir" in 2022 auf den Weg gebracht und jede Menge Neuerungen angekündigt. Vor allem sollte das ukrainische Volk stärker an der Auswahl des ESC-Beitrag beteiligt werden, wie Delegationsleiterin Oksana Skybinska bei der öffentlichen Vorstellung der zehn Beiträge Anfang Dezember erklärte. Nach den skandalerschütterten Shows der Vorjahre durften die Bürgerinnen und Bürger mithilfe der App Diia, die sonst dazu dient, Behördengänge mit dem Handy zu erledigen, auch über die Zusammensetzung der dreiköpfigen Fachjury entscheiden. Musikproduzent Dmytro Shurov wurde die Aufgabe übertragen, die aus insgesamt 384 Einsendungen gepickten Finalsongs für die Show aufzubereiten.
Geschichten aus einer schweren Zeit
Dabei versuchte Shurov, einen von den Vorjahreserfolgen "Shum" und "Stefania" möglichst unterschiedlichen Sound zu wählen, was im Vorfeld auf Kritik von Kalush-Orchestra-Frontmann Oleh Psiuk stieß. Im Gegenzug sollte der Schwerpunkt auf Songs liegen, die von den Sorgen und Nöten der Menschen in der Ukraine erzählen. Entsprechend düster, aber auch kämpferisch lauteten die Botschaften der insgesamt zehn Beiträge, in denen es mal um Gott ging, der eine Tür schließt und dafür eine andere öffnet, mal um in Wiegenlieder verpackte Durchhalteparolen. Tvorchi, die nach ihrer ersten "Vidbir"-Teilnahme 2020 in ihrer Heimat richtig durchstarten konnten und dort mittlerweile zu den beliebtesten Bands zählen, ließen sich von der Tapferkeit der ukrainischen Soldaten im Stahlwerk Azovstal zu "Heart Of Steel" inspirieren.
Da die Ukraine den ESC 2022 gewonnen hatte, waren Tvorchi für das Finale in Liverpool automatisch qualifiziert. Dort waren sie als Nummer 19 an den Start gegangen.