ESC 2017 in der Ukraine: Noch drei Städte im Rennen
Am 20. Juli präsentierten sich in der Ukraine, in einer erstmals öffentlich ausgetragenen Show des TV-Senders NTU, jene sechs Kandidatenstädte, die im kommenden Jahr den 62. Eurovision Song Contest austragen möchten. Es waren die Hauptstadt Kiew, außerdem Cherson, Charkiw, Odessa, Lviv und Dnipro. Die Kandidatenkür, zu der die Städte mit kommunal höchstrangigem Personal anreisten, als sei es die Kür für die Olympischen Spiele, gestaltete sich aufwändig. Jede Stadt hatte Werbefilmchen gezeigt - und alle hohen Vertreter der Städte lobten ihre Bewerbungen zum höchsten Gut hoch.
Hallenfrage noch nicht geklärt
Man fragt sich aus mitteleuropäischer Sicht: Wo kann überhaupt das Problem liegen? Schließlich ist Kiew die Hauptstadt, verfügt über einen internationalen Flughafen, umfängliche Hotelkapazitäten, und außerdem lebt die Metropole am Dnjpr vom Ruf, die Heimat der Maidanrevolution gewesen zu sein. Aber Kiew hat ein Manko, wie auch alle anderen Kandidaten: eine funktionsfähige, riesige Halle hat es nicht.
Doch alle Städte gelobten, Neues zu schaffen. Zwei Tage später ist in einer abermals opulenten Show, wieder von NTU live übertragen, bekannt geworden, welche Städte ihre Hoffnungen begraben können. Es sind, eine kleine Überraschung, nicht vier Städte, die ihre Promotionbudgets nun schonen können, sondern nur drei. Denn drei Städte befinden sich im "Kandidatenfinale". Und, noch eine Überraschung: Lviv in der Westukraine nahe der polnischen Grenze gehört nicht zu den Finalisten. Liegt es daran, dass diese historisch entzückende, einst habsburgische Stadt keinen Hallenneubau versprach? Man weiß es nicht - das Expertengremium erläutert das nicht. Überhaupt: Nähere Erklärungen zu den Finalisten gibt es nicht, die Beschlüsse sind nicht öffentlich gefasst worden.
Außenseiter chancenreich
UMFRAGE
Mithin ist dies das Resultat: Kiew ist eine Runde weiter, ebenfalls das berühmte Odessa am Schwarzen Meer sowie Dnipro (einst bekannt als Dnjepropetrowsk). Letztere beiden Städten haben womöglich den Nachteil, sehr nah an der russischen Grenze zu liegen - eventuell könnte das das Gefühl der Sicherheit beeinträchtigen, immerhin herrscht in der Ostukraine noch ein russisch entfachter Krieg. Paul Hrosul vom Fanclub OGAE Ukraine sagt: "Ich bin wirklich bezaubert von der Präsentation der Stadt Dnipro. Es gibt dort so viele Ideen und einen großen Wunsch der Stadtbewohner, den Zuschlag zu erhalten. Der Oberbürgermeister konnte dies glaubwürdig darlegen. Ich wäre nicht enttäuscht, wenn es nicht Kiew wird, vielleicht wäre es auch richtig, den Provinzstädten eine Chance zu geben, sich international zu präsentieren."
Heute reisen die Gremiumsmitglieder des Senders NTU und die der European Broadcasting Union nach Kiew, um sich ein Bild zu machen, tags darauf besuchen sie Odessa und Dnipro. Am 27. Juli, so erfuhr eurovision.de, nicht am 1. August, wird die ESC-Stadt des kommenden Jahres bekannt gegeben - aller Voraussicht nach in einer öffentlichen Show des NTU.
Nachtrag, 26.07.2016, 20.30 Uhr: Der ukrainische Sender NTU hat entschieden, erst am 1. August die ESC-Stadt 2017 bekanntzugeben.