ESC 2017: Großbritannien schickt Lucie Jones
Großbritannien hat entschieden: Die 25-jährige Lucie Jones fährt mit "Never Give Up On You" zum ESC nach Kiew. Doch irgendwie wirken das Vereinigte Königreich und der Eurovision Song Contest wie ein altes Ehepaar, das sich nicht mehr wirklich viel zu sagen hat, aber aus alter Gewohnheit versucht, wenigstens am Hochzeitstag ein wenig Interesse füreinander zu heucheln. Zugegeben: Die BBC bemühte sich redlich, eine unterhaltsame Vorentscheidungsshow auf die Beine zu stellen. Doch weder die gute Stimmung im Saal noch die routinierte Moderation von Mel Giedroyc konnten darüber hinwegtäuschen, dass dem Mutterland der Popmusik das Gespür für mitreißende Songs abhandengekommen zu sein scheint. Zumal heimische Autorenteams offenbar wenig Interesse an der Veranstaltung zeigen - anders lässt sich kaum erklären, dass gut die Hälfte der Songschreiber, die Beiträge für die Vorentscheidungsshow "You Decide" eingereicht hatten, aus Skandinavien stammt.
Britain’s Got Talent
Dem musikalischen Angebot gelang es, fast sämtliche Facetten des unauffälligen Mainstreams abzubilden. Im Gegenzug sorgten sechs ehemalige Castingshow-Kandidaten zumindest für stimmliche Brillanz - junge Künstler, denen es in vergangenen "X-Factor"-Staffeln an dem erforderlichen Quäntchen Glück mangelte, um ganz nach oben zu kommen. An den Gesangsleistungen gab es entsprechend wenig auszusetzen, wobei nach dem Vortrag von Lucie Jones kein Zweifel darüber herrschte, dass die Sängerin und Schauspielerin mit der dramatischen Ballade "Never Give Up On You“ das Rennen für sich entscheiden würde. Dass der Song von der Hardrock-Band The Treatment geschrieben wurde, hört man ihm allerdings nicht an. Das liegt womöglich an Emmelie de Forrest, der ESC-Gewinnerin von Malmö 2013, die als Co-Autorin ebenfalls mit im Boot ist und dem Vereinigten Königreich nach längerer Zeit mal wieder einen Platz in der linken Hälfte der Punktetafel bescheren könnte.