Isländischer Quotenflop
Kurz nachdem der isländische Fernsehsender RUV das Reglement der nationalen Vorentscheidung bekanntgegeben hatte, ging ein Aufschrei durch die Musikszene des nordischen Landes: Mithilfe einer Quote sollte - ähnlich wie beim schwedischen Melodifestival - der Anteil weiblicher Autoren unter den Einreichern erhöht werden. Doch die Forderung, dass in jedem Team mindestens eine Frau vertreten sein sollte, stieß bei ehemaligen ESC-Teilnehmern wie Paul Oscar oder Friðrik Ómar von Euroband auf scharfe Kritik: Die Regel sei für Frauen erniedrigend, denn die Qualität der Songs solle im Vordergrund stehen, nicht das Geschlecht des Komponisten. Greta Salóme, eine der wenigen weiblichen Komponistinnen, die bislang den isländischen Söngvakeppni gewinnen konnte, kommentierte auf ihrer Facebook-Seite, dass die Regel wohl keine große Wirkung zeigen werde, befürwortete sie aber angesichts der Männerdominanz im isländischen Musikbusiness dennoch.
Männliches Produzententeam setzt sich durch
Obwohl die Regel am Ende gekippt wurde, zeichneten für fünf der zwölf Beiträge, die sich anschließend durch die Vorrunden kämpfen mussten, weibliche Autoren (mit)verantwortlich. Zwei davon schafften den Sprung ins Finale, während die Männer das Superfinale unter sich ausmachten. Die beiden Songs, aus denen das Publikum nach der ersten Abstimmungsrunde per Televoting wählen durfte, stammten sogar von ein und demselben Produzententeam, wobei Ásgeir Orri Ásgeirsson, Pálmi Ragnar Ásgeirsson und Sæþór Kristjánsson, alias StopWaitGo, in Sachen ESC bislang noch unbeschriebene Blätter sind - ebenso wie Sängerin María Ólafsdóttir. Ihr Song "Unbroken" gehört zu der Art perfekt produzierter, moderner Popmusik, die man aus dem Radio gerne an sein Ohr plätschern lässt. Auf der Bühne allerdings sorgt das stromlinienförmige Werk für gepflegte Langeweile und dürfte den Isländern die Finalqualifikation nicht unbedingt leicht machen.