Griechischer Phoenix 2.0
Dank der Zusammenarbeit des griechischen Staatsfernsehens mit dem privaten Musiksender Mad TV gehören die tristen Jahre, in denen die nationale Vorentscheidung aus finanziellen Gründen in obskuren Einkaufszentren ausgerichtet werden musste, ein für allemal der Vergangenheit an. Die Vorentscheidung 2015 war so glamourös und unterhaltsam wie eh und je, und das ganz ohne 40-jähriges Teilnahmejubiläum wie im Vorjahr.
Zum Auftakt wurden die beiden Moderatorinnen Mary Sinatsaki und Doretta Papadimitriou von ESC-Veteranen wie Elpida (ESC 1979) oder dem zypriotischen Kandidaten von 1996 Constantinos Christoforou auf ihre Song-Contest-Tauglichkeit geprüft. Griechenlands ESC-Gewinnerin von 2005, Helena Paparizou, gab ihnen schließlich sogar mit auf den Weg, dass sie ihr Deutsch aufpolieren sollten - sie könnten es in Wien gut brauchen. Anschließend ließ sie es sich nicht nehmen, "Rise Like A Phoenix" zu interpretieren, während Bang! (ESC 1996) und Loucas Yiorkas (2011) ihre ESC-Hits in ausgesprochen reizvollen Neuinterpretationen vortrugen.
Bouzouki-Overkill
Auch die fünf Kandidaten um das Ticket nach Wien stimmten in den Cover-Reigen ein und interpretierten gemeinsam "My Number One".
Bedauerlicherweise konnte keiner der von ihnen gesungenen Wettbewerbsbeiträge Helena Papaizous ESC-Siegertitel auch nur annähernd das Wasser reichen. Weit und breit keine Spur von Originalität, nur völlig aus dem Zusammenhang gerissene Bouzouki-Klänge, die den wüst zusammengestückelten Songs wohl ein wenig lokale Würze verleihen sollten. Der einzige Titel, der sich dieser Versatzstücke nicht bediente, war die dramatische Ballade "One Last Breath" von Maria Elena Kiriakou, die dafür auch den wohlverdienten Sieg einheimste. Eine für Griechenland ungewöhnliche Entscheidung, die in Wien allerdings nicht unbedingt belohnt werden dürfte - dafür klingt das Lied im Jahr eins nach "Rise Like A Phoenix" einen Tick zu sehr nach dem Vorjahressieger.