Zypriotischer Kraftakt
Nachdem das zypriotische Fernsehen im vergangenen Jahr aufgrund finanzieller Schwierigkeiten von einer ESC-Teilnahme Abstand nehmen musste, kehrt die Mittelmeerinsel in diesem Jahr mit umso mehr Elan ins Eurovisionsgeschehen zurück. Eine aufwendigere Vorentscheidung hat es in der zypriotischen Geschichte noch nicht gegeben: In sechs Audition-Shows und zwei K.o.-Runden destillierten Alex Panayi (1995 & 2000), Despina Olympiou (2013), Elena Patroklou (1991) und der DJ Tasos Trifonos gemeinsam mit wechselnden Gastjuroren aus über 100 Einreichungen die sechs Teilnehmer heraus, die im Finale um die Fahrkarte nach Wien kämpfen durften. Dabei waren sie nicht unbedingt zu beneiden, denn die Vorrunden förderten allerlei erschütternde Defizite bei der zypriotischen Musikerziehung zutage.
Sympathischer Nerd
Im Finale war dann von unbekümmert schlecht gesungenen Backstreet-Boys-Kopien über gähnend langweilige Wimmer-Performances so einiges zu sehen, was im professionellen Musikgeschäft nichts zu suchen hat. Im Gegenzug waren aber auch feiner Indie-Rock und anrührende Balladen im Angebot. Eine gnadenlos schlechte Linda-Woodruff-Kopie (Heidi aus Österreich - da hatte wohl jemand keine Ahnung von dem was er tut) vermochte ohnehin, die Fremdschäm-Momente der Veranstaltung ganz auf sich zu konzentrieren. Unterhaltsam dagegen die Idee, die Wertungspause mit Eurovision-Medleys zu überbrücken, die von Teilnehmern und Juroren gemeinsam gesungen wurden. Das Rennen machte am Ende der sympathisch-nerdige John Karagiannis mit dem Titel "One Thing I Should Have Done", geschrieben von Mike Connaris, der schon für Lisa Andreas’ ESC-Beitrag "Stronger Every Minute" 2004 verantwortlich zeichnete. Ein angenehm relaxter Song, der durchaus Chancen auf einen guten Platz hätte, wenn er nicht so verdammt an "To Be With You" von Mr. Big erinnern würde.