Danke für zwölf Punkte
Die Türsteherin Vanessa hat an diesem Abend im Club Rudas Studios in Düsseldorf einen wichtigen Job. Sie mussLena bei der Party der deutschen Delegation von dem Rummel abschirmen. Die hochgewachsene Frau in dem leichten kurzen Spaghettiträgerkleid stellt sich jedem in den Weg, der Zutritt zu Lenas VIP-Lounge haben möchte. Journalisten, die Lena auf ihrer Empore interviewen wollen, werden freundlich, aber bestimmt abgewiesen.
Die Party läuft unter dem Motto "Germany 12 Points". Eingeladen sind die Delegationen aus den Ländern, die Lena 2010 die Höchstpunktzahl gegeben haben. Neun sind es insgesamt, nämlich Schweden, Dänemark, die Slowakei, Norwegen, Spanien, die Schweiz, Estland, Lettland und Finnland. Eine halbe Stunde nach Einlassbeginn taucht Getter Jaani aus Estland auf und erzählt, dass sie inzwischen völlig verrückt nach Lenas Song ist. "Taken By A Stranger" sei außergewöhnlich und der Rhythmus so schön, dass sie zu Hause oft einen Ohrwurm davon hat: "Ich singe Lenas Song dann immer vor mir her".
"Kann die Presse singen?"
Das Abendprogramm eröffnet Lena, sie tritt auf die Bühne und trägt drei eigene Songs vor - darunter auch "Satellite", den Siegertitel aus dem vergangenen Jahr. Vor der Bühne drängt sich Kamera an Kamera. Es sind vor allem Journalisten, die der Einladung zur Party gefolgt sind. Die GruppeA Friend In London aus Dänemark erkennt das während ihres Auftritts. Und weil die Pressevertreter vor lauter Kameras, Mikrofonen und Schreibblöcken kaum Hände zum Klatschen frei haben, wollen sie anders Stimmung verbreiten. "Kann die Presse denn singen?", fragen sie die Menge herausfordernd. Die etwa 400 Gäste lassen sich allerdings nicht so leicht aus der Reserve locken, richtige Feierstimmung will in den Rudas Studios nicht aufkommen.
Schöne musikalische Momente gibt es aber trotzdem: Einen davon liefert Eric Saade. Er, der im vergangenen Jahr noch die zwölf Punkte aus Schweden an Deutschland verkündet hat und in diesem Jahr sein Heimatland vertritt, lässt sich an diesem Montagabend nur von einem Klavier begleiten. Seine Stimme kommt in dieser stark reduzierten Version von "Popular" wunderbar zum Ausdruck.
Spanien schon routiniert
Stimmlich tobt sich auch die Spanierin Lucía Pérez aus. Sie singt zunächst noch "Vuelve conmigo", das Lied, mit dem Anabel Conde 1995 für Spanien den zweiten Platz beim Eurovision Song Contest holte. Pérez trägt das Lied mit so viel Gefühl vor, dass viele im Publikum ganz berührt sind. Ihr eigener diesjähriger ESC-Song "Que Me Quiten Lo Bailao", den sie anschließend vorträgt, klingt dagegen leider eher routiniert.
Unter die Gäste haben sich auch Johnny Logan - ESC-Gewinner 1980 und 1987 - und die deutsche Sängerin Katja Ebstein gemischt. Viele der Kameras ruhen die meiste Zeit - auch während der Auftritte der neun ausländischen Künstler - eher auf Lena. Die 19-Jährige tritt zu späterer Stunde noch einmal auf, mit einer Jazz-Version von "Taken by a Stranger". Ob auch diese Fassung als Ohrwurm bei der Konkurrenz hängen bleibt?