"Kampf der Kulturen" - Irving Wolther über den ESC
Im zarten Alter von fünf Jahren sieht Irving Wolther im Fernsehen seinen ersten Grand Prix d'Eurovision. Mit neun Jahren schläft er zum ersten Mal während der Marathon-Sendung nicht ein und infiziert sich prompt für den Rest seines Lebens mit dem "De-la-Chanson"-Virus.
Wir schreiben das Jahr 1979. "Damals habe ich den Song Contest auf Tonband aufgenommen und dann hat es 'klick' gemacht. Ich war so begeistert von dieser Veranstaltung, von der Musik, von den vielen Sprachen, dass ich beschlossen habe, das will ich jetzt sammeln, da will ich mehr darüber erfahren und vor allem, ich will alle diese Sprachen lernen."
Angehäuftes Wissen
Es bleibt nicht beim bloßen Vorsatz: Irving Wolther erlernt den Beruf des Übersetzers, gründet 1987 noch vor dem Studium den OGAE-Fanclub Germany, arbeitet später als Journalist und häuft im Laufe der Jahre - nach eigenem Bekunden - immer mehr "nutzloses" Wissen über den Contest an. Soviel Expertise braucht ein Ventil: 2006 promoviert Wolther an der Hochschule für Musik und Theater Hannover mit der Arbeit "Kampf der Kulturen - Der Eurovision Song Contest als Mittel national-kultureller Repräsentation".
Wissenschaftliche Betrachtung
"Die größte Frage für mich war immer: In Skandinavien sind am Finalabend die Straßen leergefegt. In Südosteuropa können die Leute, wenn man sie auf ihre Song-Contest-Beiträge anspricht, diese alle mitsingen. Aber in Deutschland sind wir weit davon entfernt. Und ich habe mich immer gefragt, warum ist das so?"
Die Antwort auf diese Frage verbirgt sich in einem 255-Seiten-starken Werk, dass 2006 im Verlag Königshausen & Neumann erschienen ist. Laut Klappentext liefert Irving Wolthers Doktorarbeit "die erste wissenschaftliche Gesamtdarstellung des ESC".