1976: Deutscher Vorentscheid
In diesem Jahr durften allein die Zuschauer entscheiden, wer zum Eurovision Song Contest nach Den Haag fahren sollte. Per Postkarte stimmten sie über die zwölf Titel beim deutschen Vorentscheid ab, der - anders als in den Vorjahren - keine Livesendung war. Stattdessen wurden Videos der Kandidaten gespielt, der Moderator Max Schautzer kommentierte. Der Sieger hieß Tony Marshall mit "Der Star", einem nachdenklichen Lied über das Dasein als Star.
Trotzdem sollte er nicht beim Grand Prix in den Niederlanden antreten, denn nach der Auszählung der Stimmen kam es zu einem handfesten Skandal: Niza Thobi, eine eher unbekannte Sängerin aus München, konnte beweisen, dass sie das Lied bereits vier Jahre vorher vor Publikum gesungen hatte. Tony Marshall wurde disqualifiziert, die zweitplatzierten Les Humphries Singers - eine multikulturelle Hippie-Gruppe, in der auch Jürgen Drews sang - rückten mit dem von Ralph Siegel komponierten "Sing Sang Song" nach. Behauptungen, dieser Song sei aus dem Musical "Hair" geklaut, konnten nicht belegt werden.
Les Humphries Singers hatten in den Jahren vor ihrer Grand-Prix-Teilnahme 1976 in allen Hitparaden abgeräumt. Mit dem Auftritt beim deutschen Vorentscheid wollten sie ihrer schwächelnden Karriere wieder auf die Sprünge helfen. Doch der Auftritt in Den Haag misslang, vielleicht auch weil auf der Bühne nur sechs Gruppenmitglieder erlaubt waren. So reichte es nur zu einem 15. Platz. Die Formation verschwand daraufhin in der Versenkung.