1970: Deutscher Vorentscheid in Frankfurt am Main
Dieser deutsche Vorentscheid war ein Meilenstein in der Geschichte des Grand Prix: Nicht nur die Show des Hessischen Rundfunks im Fernsehen sah zeitgemäßer als die vorangegangenen aus, mit Katja Ebstein gewann auch noch eine junge Künstlerin, die aus der Studentenbewegung und Liedermacherszene kam. Ihren ersten Eurovisions-Song "Wunder gibt es immer wieder" komponierte ihr damaliger Lebensgefährte Christian Bruhn, der auch schon den früheren Beitrag "Zwei kleine Italiener" für Conny Froboess geschrieben hatte.
Politik interessiert die Ebstein mehr als Schlager
Demos gegen Notstandsgesetze, Atom, Vietnamkrieg und Mauerbau - das interessierte Katja Ebstein mehr als der Schlager. Mit Christian Bruhn versuchte sie ab 1968, ambitionierte Musik zu machen, die den Leuten trotzdem gefallen sollte: deutsche Popmusik. "Wunder gibt es immer wieder" unterschied sich mit einer Bluesnote als Intro, einem furiosen Schluss und einer Weltverbesserer-Attitüde von den herkömmlichen Schlagern: ein Popsong mit Mitteln des Soul und des Blues.
Den sieben Experten aus dem TV- und Musikbusiness gefiel es. Im Finale des Vorentscheids vergaben sie alle ihre Punkte an Katja Ebstein. Der Hair-Darsteller Reiner Schöne mit "Allein unter Millionen" und Mary Roos mit "Bei jedem Kuss" blieben chancenlos. Der Song Contest war Katja Ebsteins Sprungbrett für ihre Gesangskarriere, die gut zehn Jahre lang anhielt.