Stand: 13.10.2014 10:05 Uhr

Nana Mouskouri: Eine Legende wird 80

Nana Mouskouri in 1966 © "Nana Mouskouri 919-2234“ von Nationaal Archief, Den Haag, Rijksfotoarchief: Fotocollectie Algemeen Nederlands Fotopersbureau (ANEFO), CC-BY-SA-3.0-nl
Von Griechenland in die Welt: Nana Mouskouri begeistert in den USA und in Deutschland.

Gelegentlich müssen eurovisionäre Dinge historisch eingeordnet werden, die Flüchtigkeit des Tages scheint unwichtig: Als die Eltern, besser Großeltern, der meisten Leser und Leserinnen von eurovision.de sehr jung waren, startete eine Griechin eine Karriere, die in ihrer Vielschichtigkeit, in ihrer Internationalität bis heute einzigartig ist. Nana Mouskouri, am 13. Oktober auf der griechischen Insel Kreta geboren, war in der Bundesrepublik und vielen anderen europäischen Ländern mit "Weiße Rosen aus Athen" über Nacht bekannt geworden. Das war 1961. Der Klang dieses Lied stimmte sehnsüchtig, er weckte Wehmut, Träume von einem schönen Leben in sonnigen Gefilden, etwa in Griechenland. Dieses Land, damals noch unter blutiger Herrschaft eines rechten Militärregimes, war künstlerisch in Mitteleuropa wenig bekannt: Maria Callas, die Sopranistin, war jenseits ihres Landes die bekannteste Griechin. Nana Mouskouri, ausgebildete Sängerin, war von der ersten Sekunde an, an mehr als Musik aus ihrer Heimat interessiert. Sie kannte, ehe sie ihre Karriere über das eigene Land hinaus begann, Rock 'n' Roll, verehrte Elvis Presley, Ella Fitzgerald, Billie Holiday und Frank Sinatra.

Beim ESC entdeckt

Nana Mouskouri bei einem Auftritt 1976 in Griechenland. Sie belegte 1963 für Luxemburg beim Grand Prix den 8. Platz  Foto: KPA/TopFoto
Nana Mouskouri vertritt 1963 Luxemburg beim ESC - und wird Achte.

Sie war stets ehrgeizig und ließ sich Anfang 1963 nicht lange bitten, für Luxemburg beim Grand Prix Eurovision anzutreten - mit einer der definitiv schwermütigsten Balladen in der ESC-Geschichte: "À force de prier" - auf Deutsch sinngemäß "Mit inbrünstigem Gebet". Varianten dieses Liedes erschienen auch auf Italienisch, Englisch und Deutsch: "La notte non lo sa", "The One That Got Away" und "Die Worte dieser Nacht". Sie wurde - immerhin - Achte, aber der eigentliche Verdienst dieses Ausflugs zum prestigeträchtigen ESC lag in dreierlei Folgen begründet. Erstens wurde der berühmte Arrangeur und Komponist Michel Legrand auf sie aufmerksam, zweitens lancierte sie die Regisseurin des Londoner ESC, Yvonne Littlewood, in weitere BBC-Shows, aber drittens saß am ESC-Abend ein amerikanischer Superstar in seinem Hotel, der sie ganz und gar prima fand: Harry Belafonte. Mouskouri hatte zwar in den USA schon mit Quincy Jones ein Album aufgenommen ("The Girl From Greece"), aber dass sie sich in Amerika damit hätte etablieren können, war nicht der Fall. Das änderte Belafonte, der in den kommenden Jahren mit ihr auf Tour ging, Jahr für Jahr - international, vor allem in den USA. Mouskouri, die sich nie auf ein Land konzentriert hatte, die echte wenige Hits hatte, aber als Figur des internationalen Entertainments zur allerersten Spitze gehörte (und ja noch gehört), konnte sich fortan aussuchen, was sie künstlerisch machen wollte.

Zum 80. Geburtstag in Hamburg

Zum ESC ging sie natürlich nicht mehr, lediglich als Stargast, quasi als brilliante Veteranin, war sie Teil der Athener ESC-Shows vor acht Jahren, nachdem Helena Paparizou die ESC-Krone erstmals nach Griechenland zu holen vermochte. Mouskouri, die eigentlich längst ihre Abschiedstournee gegeben hatte, wird ihren Geburtstag in Hamburg feiern - ein Zufall, weil der Tourplan es so bestimmte. Sie singt, so sagte sie uns bei einem Gespräch vor wenigen Tagen in Frankfurt am Main, weil sie es noch kann: "Ich liebe die Bühne, und solange mein Publikum mich mag, werde ich singen. Warum sollte ich tatenlos zuhause in Genf, Paris oder Athen sitzen?" Der Eurovision Song Contest genießt ihre Verehrung: "Ich habe dem Contest so viel zu verdanken. Meine Karriere lief gut, ja, aber ohne den ESC hätten sich international nicht so viele Türen geöffnet. Freunde wie Legrand und Belafonte habe ich seither." Wobei man nicht unerwähnt lassen sollte, dass Nana Mouskouri Bob Dylans Lieder im Repertoire hatte - sie ist mit ihm seit Langem befreundet.

Sie sieht - nebenbei - sehr, sehr lebendig aus und weiß auch sehr dunkle Sonnenbrillen in Hotellobbys elegant, ja, ästhetisch zu tragen. Ein Gutteil des Erlöses ihres Geburtstags-Konzerts in Hamburg geht an ein Hamburger Kinderhospiz, die "Sternenbrücke". Sie möchte jedenfalls keine Blumen, sondern Hilfe für dieses Projekt.

Wir wünschen ihr alles Gute, einen herzlichen Glückwunsch, viele Gläser Retsina auf eine Legende.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 18.03.1961 | 21:00 Uhr