Stand: 13.10.2014 12:03 Uhr

ESC-Teilnehmer: Wie viele sind's denn nun?

ESC-Publikum schwenkt Fahnen verschiedener Länder © NDR/Rolf Klatt Foto: Rolf Klatt
Wer wird alles in Wien dabei sein und um die ESC-Krone singen? Diese Frage lässt sich noch nicht eindeutig beantworten.

Echte ESC-Interessierte hatten sich natürlich das Datum des vorigen Freitags notiert: Der 10. Oktober, das war der Tag, an dem jene Länder, die bis zum September ihre Teilnahme am Contest in Wien 2015 erklärten, noch einen Rückzieher machen konnten, ohne eine Strafgebühr berappen zu müssen. Stellt sich also nun die Frage: Wie viele Länder werden sich denn nun in Österreichs Hauptstadt am Hofe Conchita Wursts einfinden?

Die Frage lässt sich nicht präzise beantworten, und das ist nur scheinbar seltsam. Unterschiedliche Quellen sagen Verschiedenes. Die akkurat betreuten Wikipedia-Seiten differieren schon in ihren Sprachversionen: Die englische Fassung erzählt in Details anderes als etwa die deutsche. Der nicht von der EBU abhängige Dienst www.esctoday.com hat auch eine Fassung, die Fragen offen lässt: Bei denen taucht Griechenland bei den Zusagen auf, Russland aber nicht. In der Summe kommt dieser Nachrichtendienst des ESC auf 36 Länder, was wenig wäre. Aber unter den noch offenen Ländern finden sich auch Russland sowie San Marino und Albanien.

Ein Gang über die ESC-Landkarte

Die Informationen von eurovision.de sind inzwischen andere - und so gehen wir mal über die Landkarte: Die skandinavischen Länder haben zugesagt, ebenso Irland, Portugal, Belgien, die Niederlande, die Schweiz, Malta, San Marino, Zypern, Slowenien, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Mazedonien, Montenegro, Moldawien, Aserbaidschan, Armenien, Georgien, die drei baltischen Länder Litauen, Estland und Lettland sowie Polen, Weißrussland, Rumänien, Ungarn, Russland und die Big Five (Spanien, Frankreich, United Kingdom, Italien und Deutschland) sowie Österreich.

Griechenland fehlt noch ein Rundfunksender, der EBU-Mitglied ist - die Wahl dazu kann jedoch erst im Dezember stattfinden. Dieser Sender müsste den ESC dann auch übertragen. Aber die Sache scheint positiv klar. Und auch Israel hat nicht zum 10. Oktober zurückgezogen. Allerdings hat das Land ebenfalls noch keinen Sender für die Übertragung des Contests, weil der klassische öffentlich-rechtliche Sender aus finanziellen Gründen dicht gemacht hat. Dabei sein wird auch Albanien, schließlich wird deren traditionelles Festival Kenges veranstaltet - seit Jahren die Vorentscheidung für den ESC.

Ein ESC ohne die Türkei, Kroatien und die Ukraine?

Fehlen werden nach Lage der Dinge Kroatien (kein Geld), Bulgarien (sagte zunächst zu, vorigen Freitag jedoch zog man sich wieder zurück), die Türkei (die islamisch getragenen, Präsident Erdogan nahen Kräfte beim Sender TRT haben kein Interesse an dieser Show mehr, heißt es) und die Ukraine (kein Geld, politische Krisen noch und noch). Außerdem sind natürlich jene Länder, die sich seit Jahren zurückgezogen haben, aus unterschiedlichen Gründen wieder nicht dabei: die Slowakei, Tschechien, Andorra, Luxemburg und Monaco.

Can Bonomo für die Türkei auf der Bühne © NDR Foto: Rolf Klatt
Can Bonomo ging 2012 für die Türkei ins Rennen, seitdem war das Land nicht mehr beim ESC dabei - und will auch 2014 nicht starten.

Aber das ist die Lage der Dinge nur, denn jetzt wird es kompliziert. Aus dem Kreis der Reference Group wurde mir gegenüber angedeutet, dass der 10. Oktober ein Stichtag war, der damit zu tun hat, dass der ORF und die EBU planen müssten - schließlich werde es der 60. ESC, eine Jubiläumsshow. Aber, das gehört zum Grundwissen auch nur mäßig begabter Diplomaten: Zu einer guten Regel gehört die Fähigkeit zur leichten Regelverschiebung - um den Eingeladenen Chancen zur Gesichtswahrung zu geben. In diesem Fall muss man sagen: Bei der Türkei wird es aussichtslos sein, Israel wird alles tun, um teilnehmen zu können, Griechenland ebenso - aber auch, und das ist die Sensation, auch die Ukraine ist noch nicht ganz aus dem Rennen.

Noch ist nichts entschieden

Denn noch laufen hinter den Kulissen Gespräche, um das Teilnehmerfeld von Wien 2015 so groß es irgend geht zu bekommen. Der Sinn: Einen 60. ESC als europäisches Friedenszeichen, als proeuropäisches Ding zu inszenieren. Nun bedeutet dies, dass - sofern ein Kiewer Sender noch überzeugt werden kann, den ESC zu übertragen - auch die Ukraine noch nicht ganz aus dem Rennen ist. Frank-Dieter Freiling (eigentlich dem ZDF angehörend, aber Chairman der Reference Group des ESC) sagte uns am Wochenende: "Wenn Russland teilnimmt, wird sich die Ukraine nicht fernhalten wollen." Letztlich weiß man die genaue Länderzahl von Wien erst im kommenden Jahr: Wenn die Lostöpfe bereitstehen, um die Semifinals zusammenzustellen.

Ukraine: Maria Yaremchuk © NDR Foto: Rolf Klatt
2014 vertrat Maria Yaremchuk die Ukraine beim ESC. Für 2015 hat die Ukraine abgesagt - aber vielleicht ist das nicht das letzte Wort.

Das ist insofern eine überraschende - ja, eine gute - Nachricht, weil es doch traurig wäre, ohne die Ukraine den 60. Eurovision Song Contest zu zelebrieren. Sogar, darauf weisen einige ESC-Foren hin, Marokko hat noch keinen endgültigen Verzicht erklärt. Wir wissen natürlich, dass dieses nordafrikanische Land üblicherweise nur teilnehmen würde, wenn Israel verzichtet. Wird es nach meiner Einschätzung nicht: Dafür ist ein ESC für alle Länder viel zu wichtig für die Außendarstellung.

Mit anderen Worten: Der 10. Oktober, der vorige Freitag, war ein Stichtag, der durch diplomatische Mühen noch umgangen werden könnte. Bislang sind es 38 Länder, deren Zusagen mehr oder weniger definitiv vorliegt. Es könnten noch weitere werden, eben auch: die Ukraine. Das ist eine ziemlich gute Nachricht für einen ESC, der schließlich allen Grund hat, sich selbst als bekennend europäisch zu feiern.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 23.05.2015 | 21:00 Uhr

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