Stand: 11.06.2019 13:47 Uhr

Amsterdam nicht konkurrenzlos unter Bewerberstädten

Nur noch wenige Tage können niederländische Städte beim Senderverbund NPO, AVROTROS und NOS Bewerbungen anmelden, um Gastgeberstadt des Eurovision Song Contest 2020 zu werden. Es gibt eine Fülle von Kandidaten, denn ein ESC verheißt den meisten von ihnen internationales Prestige und öffentliche Aufmerksamkeit. Duncan Laurence hatte beim ESC in Tel Aviv noch nicht seinen letzten Ton gesungen, da wurden in unserem Nachbarland schon Städte wie Rotterdam, Den Haag und Amsterdam gehandelt, letztere 1980 beim ESC in Den Haag sogar von Maggie McNeal besungen.

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Die Erasmusbrücke in Rotterdam © picture alliance Foto: Peter Schickert

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Neun Städte im Bewerbungsrennen

Inzwischen ist es eine ganze Riege an Regionen und Städten, die vom holländischen Senderverbund die exakten Anforderungen an eine ESC-Gastgeberschaft zugeschickt bekommen haben. Neben den genannten drei Städten sind dies noch Arnheim (ziemlich nah an der Grenze zu Deutschland), Utrecht, Leeuwarden (im nördlichen Friesland), Den Bosch, Maastricht (im äußersten Süden des Landes, viel näher an Aachen als an irgendeiner anderen niederländischen Stadt) sowie die Gemeinde Breda. Sie alle müssen nachweisen, dass sie über eine große überdachte Arena verfügen - und über passende Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft für das Medienzentrum und die TV-Logistik. Auch haben sie zu belegen, dass ihr Ort über ausreichende Hotelkapazitäten verfügt, ein internationaler Flughafen sollte ebenfalls nicht weit entfernt sein. Außerdem, und darauf wird es wahrscheinlich bei der finalen Entscheidung ankommen, wird darum ersucht, finanzielle Garantien für ein werbewirksames Rahmenprogramm abzugeben: das Eurovillage, den Euroclub und populäre Aktionen in der ESC-Gastgeberstadt, die sie als würdig ausweisen.

Für kleinere Orte wird es schwer

Niamh Kavanagh für Irland im 2. Halbfinale des ESC. © NDR Foto: Rolf Klatt
Sieg im eigenen Land: 1993 ersang sich die Irin Niamh Kavanagh in einer Pferdeauktionshalle in Millstreet den ESC-Sieg.

Die Niederlande haben bislang vier Mal den ESC ausgerichtet: 1958 in Hilversum, 1970 in Amsterdam sowie 1976 und 1980 (für Israel eingesprungen) am Regierungssitz in Den Haag. Hilversum wäre heute als Stadt viel zu klein, zumal sie ohnehin zum Großraum Amsterdam gezählt wird. Überhaupt wäre es heutzutage für kleinere Ortschaften ohne große Halle oder wenigstens opulentes Messegelände unmöglich, einen ESC auszurichten. Dörflich oder nur halbmetropol anmutende Flecken - und das ist nicht unhöflich gemeint - wie Harrogate (1982), Lausanne (1989) oder das irische Millstreet (1993), in dem der ESC in einer Pferdeauktionshalle stattfand, haben schlechte Karten: Der ESC ist ja längst viel mehr als "nur" eine internationale TV-Show. Romantisch klang es natürlich, als es Ende 1981 hieß, in Harrogate habe die BBC den ESC 1982 angesiedelt. Da musste man auf Landkarten nachschlagen, um zu ermitteln, wo das überhaupt liegt. Andererseits wäre es gut möglich gewesen, im jütländischen Herning statt in Kopenhagen 2014 den ESC auszurichten: Herning, das ist ein Kaff inmitten von Wiesen, aber mit monströsem Messegelände und einem Flughafen, der für mehr taugt als für Segelflieger.

Amsterdam muss es nicht werden

Gracht in Amsterdam. © © NDR/Thomas Schimmack
Amsterdam war ESC-Gastgeberstadt 1970. An Touristen mangelt es der Stadt auch ohne Song Contest nicht.

Der Bürgermeister des Touristenhotspots des Landes schlechthin hat sich schon geäußert und gesagt, Amsterdam habe schon sehr viele Besucher das ganze Jahr über - und man freue sich, wenn schon nicht selbst man den Zuschlag erhielte, ein anderer niederländischer Ort das Eurovisionsfestival ausrichten werde. Das entspricht ungefähr der Haltung, die 2010, nach Lenas Sieg in Oslo, Städte wie Hamburg (Hauptsitz des NDR) und Berlin an den Tag legten: Der ESC wäre schön, muss aber nicht sein. So wurde es Düsseldorf - was in jeder Hinsicht eine gute Wahl war.

In diesem Sinne halte ich nur eine Stadt für den Favoriten um das Gastgeberstadt-Rennen: Rotterdam mit seiner Ahoy-Arena. Die Stadt würde alles tun, um sich in die historische ESC-Landkarte einzuschreiben, sie ist modern und nicht von Touristen überlaufen wie Amsterdam. Auch die Anforderungen an Hotels und einen nahe gelegenen Flughafen passen. Amsterdam hätte zwar die beste Halle - aber ein Umfeld, das dem ESC keine besondere Aufmerksamkeit schenkt. Es ist dort ohnehin ganzjährig viel los. Die Entscheidung fällt im Spätsommer, bis dahin ziehen auch noch Breda und alle anderen Ortschaften ohne echte Chance ihren Nutzen: Sie werden international erwähnt.

Dieses Thema im Programm:

NDR Blue | ESC Update | 29.06.2019 | 19:05 Uhr

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