Dänemark: Soluna Samay
"Should've Known Better" heißt der englische Popsong, mit dem Dänemark 2012 beim Eurovision Song Contest auf dem 23. Platz gelandet ist. Doch der Gedanke "Ich hätte es besser wissen sollen" wird der Interpretin Soluna Samay trotz der bescheidenen Platzierung nicht durch den Kopf schießen, wenn sie im Spätherbst ihrer Karriere auf das Abenteuer ESC zurückblicken wird.
Nur wenige Monate nach der Veröffentlichung ihres Debütalbums "Sing Out Loud" im Herbst 2011 bot sich der jungen Sängerin beim "Dansk Melodi Grand Prix" die perfekte Gelegenheit, ihr musikalisches Können einem breiten Fernsehpublikum zu präsentieren. Die Dänen waren begeistert und kürten Soluna Samay zu ihrer Favoritin. Damit hatte sich das Engagement der 22-Jährigen beim Musikwettbewerb schon gelohnt. Auch die Juroren des dänischen Vorentscheids waren der jungen Sängerin wohlgesonnen und wählten "Should‘ve Known Better" auf Platz zwei ihrer Rangliste. Soluna Samay durfte ihr unbestrittenes Talent in Baku einem Millionenpublikum präsentieren.
Tochter eines Straßenmusikanten
Vielleicht ist sie sogar schon einmal in der aserbaidschanischen Hauptstadt aufgetreten - allerdings nicht im Scheinwerferlicht, sondern unter einer Straßenlaterne. Denn Soluna ist die Tochter des deutschstämmigen Straßenmusikanten Gee Gee Kettel, der zunächst solo und dann zusammen mit seiner kleinen Familie die halbe Welt bereist hat, um die Menschen auf der Straße mit seiner Musik zu unterhalten.
Weil ihr Vater Gee Gee, mit bürgerlichem Namen Gerd George und ihre Mutter Annelis, eine Kunsthandwerkerin mit Schweizer Wurzeln, überzeugte Weltenbummler sind, liest sich Solunas noch junge Biografie wie der Roman "In 80 Tagen um die Welt".
Von Guatemala nach Bornholm
Geboren wurde sie 1990 in Guatemala, das die junge Sängerin immer noch als ihre zweite Heimat bezeichnet. Im zarten Alter von vier Jahren begann sie für die Ein-Mann-Band ihres Vaters auf der Straße den Hut kreisen zu lassen. Mit fünf Jahren begleitete sie die Auftritte von Gee Gee Kettel mit dem Schlagzeug. Als Siebenjährige übernahm sie erstmals Gesangsparts und im Jahr 2000, mittlerweile zehn Jahre alt, begleitete sie die Coversongs ihres Vaters mit dem Bass. Im selben Jahr zog es ihre Eltern von Lateinamerika zurück nach Europa.
Der Umzug auf die dänische Insel Bornholm bedeutete aber nicht, dass Solunas Leben nach Auftritten in Afrika, Asien, Lateinamerika und Europa nun sesshafter wurde. Die Ostseeinsel war nur das neue Basislager für die ausgedehnten Tourneen der Familie. Nach ihrer eigenen Einschätzung hat die junge Straßenmusikerin ein Drittel ihres Lebens damit verbracht, um die Welt zu reisen.
Vorsicht Fernweh
Drei "Leibwächter" sorgten dafür, dass Soluna Samay nicht vorzeitig vom Fernweh gepackt wird und es sie einmal länger an einem Ort hält. Da ist zum einen Texter Isam Bachiri von der dänischen Formation Outlandish, die 2003 ganz Europa mit dem Hit "Aicha" beglückt hat. Zum anderen wäre da Produzent Chief 1 alias Lars Pedersen, dem der ESC mit "Stemmen i mitt liv" seinen ersten Rap-Titel verdankt - 1997 vorgetragen vom dänischen Kandidaten Thomas Lægård.
Fehlt zu guter Letzt noch Komponist Remee. Der heißt mit bürgerlichem Namen Mikkel Johan Imer Sigvardt und gehörte zum Produzententeam der No Angels, die im Finale von 2008 mit "Disappear" einen unrühmlichen drittletzten Platz für Deutschland holten. Mit "Should've Known Better" und dem viertletzten Rang konnte er seine ESC-Bilanz nur unwesentlich verbessern.