Santiano: "Boygroup" aus Schleswig-Holstein
Anfang 2012 heißt es "Leinen los!" für eine Band, die alle überrascht: Santiano. Fünf Männer singen eine Mischung aus Shanty, Volkslied und Irish Folk - ein Stil-Mix aus dem eigentlich nicht die klassischen Hits gemacht sind. Die erste CD "Bis ans Ende der Welt" katapultiert die fünf Herren in die Charts. Doch wer sind die Shooting-Stars aus Norddeutschland eigentlich?
Der Erfolg kommt über Nacht
Hans-Timm Hinrichsen, Pete Sage, Björn Both, Axel Stosberg und Andreas Fehnert sind Santiano. Passend zur Musik, die sie machen, sind sie alle waschechte Küstenjungs. Die Band-Mitglieder sind zwischen vierzig und sechzig Jahre alt und kennen sich zum größten Teil nur flüchtig aus der Musikerszene - bis zu jenem Abend, an dem der Produzent Hartmut Krech von Elephant Music ein Fest gibt. Es wird spät, es wird später und irgendwann formiert sich aus den fünf Männern eine Gruppe, die die Stimmung musikalisch ordentlich aufmischt. Der Gastgeber fackelt nicht lange und lädt die Jungs direkt für den nächsten Tag in sein Studio ein. Santiano ist geboren.
Der Name geht zurück auf ein Shanty aus dem 19. Jahrhundert. "In dem geht es um einen mexikanischen General, der Santiano hieß", erklärt Pete Sage.
Fünf Flensburger erleben einen Traum
Die Mitglieder der "ältesten Boygroup der Welt", wie sie sich selber bezeichnen, stehen alle mitten im Leben und haben bereits musikalische Erfahrungen. An den großen Durchbruch mit Santiano glaubt zunächst keiner von ihnen. "Der plötzliche Erfolg hat uns hintenübergeschmissen", sagt Hans-Timm Hinrichsen. Es ist offenbar die Authentizität, die beim Publikum gut ankommt. 35 Wochen ist das Album in den Charts, schafft es sogar auf Platz eins. Nach einem Monat reichen die Verkaufszahlen bereits für eine Goldene Schallplatte, kurze Zeit später wird Platin nachgereicht. Die Tournee ist vielerorts ausverkauft. Es gibt kaum eine TV-Musiksendung - von der Echo-Verleihung bis zu Carmen Nebel - in der die fünf Musiker nicht zu Gast sind. Sogar bis zum weltgrößten Heavy-Metal-Festival in Wacken schaffen sie es und werden dort ordentlich gefeiert.
Salzwasser-Pop oder Fluch der Nordsee?
Die Frage, welche Musikrichtung da eigentlich gespielt wird, das kann keiner richtig beantworten. Aber die Band möchte sich auf keinen Fall in die "Shanty-Ecke" drängen lassen. "Shantys darf man eigentlich nur auf dem Wasser singen und wir bezeichnen uns auch nicht als Seemannschor", werden die Herren nicht müde zu erklären."
"Es geistern so Begriffe zwischen Salzwasser-Pop und Fluch der Nordsee herum. Ich denke, wir machen einfach nur Seemannslieder", sagt Björn Both. Der Seefahrt fühlen sich alle verbunden. Björn Both entstammt einer Familie mit Seemännern, Pete Sage liebt die alten Kähne und ist engagierter Segler im Flensburger Museumshafen. "Bei uns haben alle Salzwasser im Blut", sagt Axel Stosberg. Vielleicht ist das der Grund, warum sie die Musik von Fernweh und Sehnsucht nach der Heimat so authentisch rüber bringen - denn als reine Landratte könnte man das sicher nicht.