Italiens Antwort auf Amy Winehouse
Jahrelang hielt sich Italien vom Eurovision Song Contest fern, bis 2011 der Komponist, Pianist und Sänger Raphael Gualazzi der fulminante Wiedereinstieg gelang. Er katapultierte sein Land vor allem durch die Juryvoten auf Platz zwei, tourte danach durch Europa und überzeugte die Verantwortlichen beim staatlichen Sender RAI, beim größten musikalischen Wettbewerb der Welt als einer der Big Five bei der Stange zu bleiben. Erneut bestimmte der Sender jemanden aus dem nationalen Musikfestival Sanremo: die 32-jährige Nina Zilli.
Wechsel von Ballade zu Retro-Coolness
Zunächst hieß es, die im norditalienischen Piacenza geborene Sängerin sollte auch beim Song Contest in Baku ihren Sanremo-Beitrag "Per Sempre" (Für immer) wiederholen. Doch in Absprache mit ihrem Plattenlabel fiel die Wahl auf den Titelsong ihrer jüngst erschienenen CD "L'Amore È Femmina" (Die Liebe ist weiblich). Das von Zilli nebst dem skandinavischen Autorentrio Christian Rabb, Kristoffer Sjökvist, Frida Molander sowie dem Amerikaner Charlie Mason geschriebene Lied ist eine 60er-Jahre Komposition im Motown-Stil, der wie Zillis Styling stark an Amy Winehouse erinnert.
Die Rechnung der Verantwortlichen ging auf. Der coole Retro-Song sicherte Nina Zilli den neunten Platz. Das Stück, halb auf Italienisch, halb auf Englisch gesungen, war der Künstlerin wie auf den Leib geschneidert: Schließlich wuchs Zilli in Italien und Irland auf und siedelte später nach Chicago und New York über.
Hommage an Nina Simone
Von jüngster Kindheit an beeinflusst wurde die als Maria Chiara Fraschetta geborene Sängerin eher durch Rock- und Punkmusik. Erst während ihres zweijährigen Aufenthaltes an der Ostküste der USA wuchsen ihr die Musikstile R&B, Reggae und Soul ans Herz. 2001 gründete sie ihre zweite Band Chiara & Gliscuri. Erst 2009 nahm sie als Hommage an Nina Simone den Künstlernamen Nina Zilli an, wobei Zilli der Mädchenname ihrer Mutter ist.
Bühnen- und Fernseherfahrung hat Nina Zilli reichlich. Im Vorfeld des ESC tourte sie durch Italien. In der Vergangenheit moderierte sie das Musikprogramm beim italienischen MTV-Ableger und hatte auch im Radio eine eigene Sendung. Entsprechend souverän meisterte die 32-Jährige ihren Finalauftritt in Baku.