Serbien: Nina
Ein Titel mit einem einzigen Wort führte Serbien 2007 zur ESC-Krone: der Siegertitel "Mólitva" bedeutet Gebet. Inbrünstig sang sich Marija Serifovic mit der Powerballade in die Herzen von Millionen Zuschauern und bereitete ihrem Land einen unvergesslichen Einstieg in den Eurovision Song Contest als unabhängige Nation. Zuvor hatte Serbien nach dem Balkankrieg als ehemaliges jugoslawisches Land für den Song Contest einige Jahre mit Montenegro fusioniert (mehr Informationen zu Serbien beim Grand Prix finden Sie hier).
2008 führten die Gastgeber in Belgrad die erfolgversprechende Tradition - ein kurzer Titel, ein großer Erfolg - fort und Jelena Tomasevic erreichte mit der ethnischen Ballade "Oro" einen formidablen sechsten Rang. In den Folgejahren umschiffte das Land die Halbfinalhürde jedoch nicht oder landete beim Finale im Mittelfeld. 2011 sollte Nina mit dem Song "Caroban" die ehemalige Erfolgsgeschichte fortführen.
Serbische Presse titelt begeistert: Magische Nina
2011 wollte eine Pharmaziestudentin mit Kurzhaarschnitt und Twiggy-Outfit die Erfolgsgeschichte von 2007 fortsetzen. Nina heißt die wackere Wasserstoffblondine, die 1989 als Danica Radojcic in Belgrad das Licht der Welt erblickte und von Kindesbeinen an mit Vergnügen ihre Stimme bei Chören und Musikfestivals wie "Golden Mermaid" einsetzte - die sie mehrfach gewann. Sie ist Frontfrau der Popband mit dem vielversprechenden Namen "Sex Legal Department".
Ihr energiegeladener Auftritt beim serbischen Finale überzeugte die Voter dermaßen, dass sie doppelt so viele Punkte erhielt, wie ihre Konkurrenten zusammengenommen: 14.900 SMS-Stimmen konnte Nina auf sich vereinen. Das von den Beatles inspirierte Männerquintett Breeze und die Konkurrentin Aleksandra Kovac hatten das Nachsehen.
Komponistin Kovac entdeckte Nina auf Youtube
Der zweistündige Final-Abend war dank illustrer Gäste wie den ESC-Veteranen Dado Topic (Kroatien 2007), Jelena Tomasevic (Serbien 2008), Karolina Goceva (FYR Mazedonien 2002, 2007) und Boris Novkovic (Kroatien 2005) ein kurzweiliges Vergnügen. Und ein Gewinner stand von vornherein fest: Der Fernsehsender RTS hatte das berühmte Komponisten-Trio Kovac, eine Art Siegelfamilie des Balkans, damit beauftragt, die Songs fürs Finale zu schreiben. So sang Aleksandra Kovac ihren eigenen Song "Idemo Dalje", während ihre Schwester Kristina mit der jungen Nina fieberte, deren Lied sie geschrieben hat. Kristina Kovac hatte Nina übrigens auf Youtube entdeckt und zum Finale eingeladen. Ihre Siegerkomposition heißt "Caroban", zu deutsch "magisch".
Als "Magische Nina" bezeichnete auch die begeisterte heimische Presse am Folgetag die Studentin, die mit ihrem Finalsieg auf den Titelseiten der Zeitungen landete und sogleich am nächsten Morgen frisch beim Frühstücksfernsehen gastierte. "Ich bin immer noch geschockt, aber sehr, sehr stolz und glücklich", gab die 21-jährige dort zu.
"Mein Mann ist magisch"
Der Textinhalt von "Caroban" könnte indes nicht im krasseren Gegensatz zu dessen Melodie und Inszenierung stehen. Ganz in Türkis schmetterte Nina auf der Bühne in 60er-Jahre-Aufmachung zu Funky-Swing-Sound mit Bläsern eine Geschichte, die traurig beginnt und von einer Frau erzählt, die an einem eisigen Wintertag voller unhöflicher Leute total genervt vor ihrer Haustür steht. Doch dann "gehen meine Sonne, mein Mond und meine Sterne auf und mein Mann öffnet mir die Tür". Und die Glückliche weiß: "Wenn er mich umarmt, ist alles okay. Mein Mann ist magisch. Er hellt meine Dunkelheit mit bunten Farben auf".
Ein knallbunter gute Laune Song, der bei diesem Balladenjahrgang nicht nur beim Funkyfan Stefan Raab gut ankommen dürfte. Als Nina beim ersten Halbfinale auf dem sechsten Platz startete, hatte offensichtlich mehr als ein Zuhörer ein einfaches Wort im Sinn: Finale. Dorthin hat es nämlich die quirlige Pharmaziestudentin geschafft und ergatterte mit einem frabenfrohen Auftritt und Funken sprühender guter Laune Rang 14.