Moran Mazor: Israelin mit georgischen Wurzeln
In Israel wollte man in diesem Jahr offenbar nichts dem Zufall überlassen. Das neue Auswahlverfahren zum Eurovision Song Contest war höchst ausgeklügelt: Neben drei Vorrunden gab es eine "Second Chance"-Runde und das große Finale am Ende. Orientiert hatte man sich beim Staatsrundfunk IBA offenbar am schwedischen Melodifestivalen. Der Kdam Erovizyon 2013 wollte aber wohl auch anknüpfen an die Zeiten, in denen der Vorentscheid in Israel noch von nationaler Bedeutung war. Entsprechend saßen ESC-Stars von einst - Ilanit, Dafna Dekel, Moshe Datz - in der Jury. Sie und die Zuschauer, die per SMS-Voting beteiligt waren, wählten am Ende das junge Stimmwunder Moran Mazor und ihre Ballade "Rak Bishvilo" ("Nur für ihn"). Damit lagen sie allerdings daneben: Ihre Wunschkandidatin scheiterte im Halbfinale.
Das Talent aus der Militärkapelle
Moran Mazors Eltern waren einst von Georgien nach Israel emigriert. Sie selbst wuchs mit zwei kleinen Brüdern in einem Vorort von Tel Aviv auf. Die ganze Familie, so berichtet die 21-Jährige, liebe die georgische Kultur und Sprache sehr. Bereits mit vier Jahren spielte Moran Klavier und sang. Als sie 17 war, rief die Armee, Moran wurde in die Militärkapelle der israelischen Luftwaffe aufgenommen. Eigentlich wollte sie später Arzneikunde studieren. Doch dann kam alles völlig anders.
Denn dann kam Eyal Golan. Der israelische Starsänger und höchst erfolgreiche Vertreter des orientalischen Misrachit-Musikstils suchte mithilfe seiner eigenen Reality-TV-Show ein neues Talent. Moran bewarb sich - und wurde zum Star von "Eyal Golan is Calling You". Nach ihrem Sieg dort nahmen sie und Golan ihr erstes Album auf und tourten gemeinsam durch Israel.
"Für mich wird ein Traum wahr"
Mit diesem Erfolg im Rücken ging es für Moran zum ESC-Vorentscheid. Dort stand sie in einem Outfit auf der Bühne, das sich mit gutem Willen als eine Mischung aus gewagter Abendgarderobe und Sekretärinnen-Look beschreiben ließe: Moran trug auftoupiertes Haar und eine strenge, schwarz umrandete Brille zum bodenlangen, schwarzen Kleid mit weit ausgeschnittenem Dekolleté. Wenn die 21-Jährige ihre Stimme erhebt, dann mag dem ein oder anderen die britische Ausnahmekünstlerin Adele in den Sinn kommen. Mit sicherer, reifer Stimme singt Moran ihr "Rak Bishvilo". Geschrieben wurde die Liebesballade von Han Harari, der hebräische Text stammt von Gal Sarig.
Israel nimmt seit 1973 am ESC teil und gewann den Contest drei Mal:1978, 1979 und zuletzt 1998, als aus der zunächst skandalumwitterten Teilnahme vonDana Internationalam Ende ein triumphaler Sieg wurde. Doch seitdem bleiben Israels Beiträge meist im Mittelfeld hängen. Doch Moran gab sich im Vorfeld bescheiden. Für sie werde mit der Teilnahme am ESC "ein Traum wahr", sagt sie. Hoffentlich nimmt sie ihr Scheitern im Halbfinale tatsächlich so sportlich wie angekündigt.