Slowakei: Max Jason Mai
Was für ein Fest! Als nach 28 Jahren 2011 endlich wieder ein ESC-Finale in Deutschland stattfand, zählte auch die Slowakei zu den geladenen Gästen. Wegen der chronischen Geldsorgen des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders RTVS machte das Land damals aber einen kurzfristigen Rückzieher - dachten zumindest die slowakischen Funktionäre. Bis sie herausfanden, dass sie ihre Absage zu spät abgeschickt hatten. Weil in diesem Fall die Teilnahmegebühren auch bei Nichterscheinen fällig wären, zauberten sie die TWiiNS Daniela und Veronika aus dem Hut und schickten sie nach Düsseldorf.
Den Zwillingen gelang zwar nicht der Sprung ins Finale, aber offenbar waren die Slowaken von der Grand-Prix-Party in Deutschland derart angetan, dass sie ihren Kandidaten für Baku bereits im November 2011 verkündeten. Der junge aufstrebende Musiker Miroslav Smajda sollte das Ticket nach Aserbaidschan erhalten.
Zittern um die Slowakei
Doch der Ankündigung folgte monatelang das große Schweigen. Es war zu befürchten, dass die Verantwortlichen des Senders RTVS mehr damit beschäftigt wären, Haushaltslöcher zu stopfen als sich nach einem aussichtsreichen Song für Smjada umzuschauen. Weit gefehlt! Im März 2012 wurde der überraschten Öffentlichkeit ein komplett runderneuerter Kandidat präsentiert, der die Slowakei mit seiner selbst komponierten Heavy-Metal-Nummer "Don't Close Your Eyes" auf die vorderen Plätze katapultieren sollte.
Neues Image, neuer Name
Dem Image-Wandel fielen zum einen Vor- und Zuname zum Opfer. Aus Miroslav Smajda, der am 27. November 1988 in Kosice zur Welt kam und der den slowakischen Fernsehzuschauern spätestens seit seinen Auftritten bei "Tschechien & die Slowakei suchen den Superstar 2009" und "Let's Dance 2010" ein Begriff ist, wurde die Kunstfigur Max Jason Mai. Zum anderen macht ein Blick auf die offiziellen Pressefotos deutlich, dass MJM in den vergangenen Monaten ebenso viel Zeit im Fitness- wie im Tonstudio verbracht haben muss. Ganz zu schweigen von dem Besuch bei einem neuen Hairstylisten!
Als Max Jason Mai noch Miroslav Smajda hieß und statt Farah-Fawcett-Fönwelle eine Zottelfrisur à la Rod Stewart trug, sammelte er 2006 in seiner Heimatstadt Kosice erstmals Erfahrungen bei einem Musikwettbewerb. Bei der 22. Ausgabe des ebenfalls vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen organisierten Festival "Goldschatz" soll er mit seiner damaligen Band Skivers zwar einen beeindruckenden Auftritt hingelegt haben, doch der Titel "Suchy l'ad" - auf Deutsch "Trockeneis" - konnte bei der Jury keinen Blumentopf gewinnen.
Auch Rocker haben zarte Seiten
Wer sich selbst ein Urteil über die Komposition bilden will, muss sich nur Smjadas Debüt-Album besorgen. "Suchy l'ad" ist einer von neun teils englischen, teils slowakischen Hardrocksongs auf dem im November 2010 veröffentlichten Longplayer "Čo sa týka lásky", was ins Deutsche übersetzt "Was ist die Liebe" bedeutet. Zwar hat Miroslav Smjada das Material quasi im Alleingang geschrieben, aber offiziell wurde das Album unter dem Bandnamen Rosemaid eingespielt.
Smajda, Skivers, Rosemaid. Auch der Name Max Jason Mai wird international wohl bald vergessen sein. Denn auf ein überstandenes Halbfinale beim Eurovision Song Contest muss die Slowakei leider weiter warten - am 24. Mai schied sie im Halbfinale aus.