"Das Schöne fesselt mich nicht"
Du wirst momentan häufig als große Nachwuchshoffnung gehandelt. Wie fühlt sich das an?
Juno: Es ist auf jeden Fall eine große Ehre, dass die Menschen das über mich sagen, aber das setzt einen auch unter Druck. Ich kenne so viele Musiker, die genauso gut oder viel besser sind und dann betitelt man meine Wenigkeit als die neue Hoffnung am Musikhimmel. Und dann sitze ich da und denke: Ich habe noch so viel zu lernen. Ich will noch so viel besser werden und noch mehr Instrumente können.
Welche Instrumente sind das?
Juno: Ich spiele alle möglichen Zupfinstrumente - Gitarre, Ukulele und Banjo - und Klavier. Ich würde aber gerne noch Geige oder auch Cello lernen. Ich bin auch gerade dabei, Mundharmonika zu spielen. Ich hätte nicht gedacht, dass das so schwierig ist.
Hattest du denn schon genug Zeit, dir über den ESC-Vorentscheid Gedanken zu machen?
Juno: Ja, klar. Da denke ich jeden Tag drüber nach. Auf jeden Fall habe ich riesengroßen Respekt vor der Veranstaltung und auch vor der Konkurrenz. Da sind Menschen wie Unheilig dabei, die Millionen Fans haben - das kann ich von mir nicht behaupten. Meine Band und ich, wir proben wie die Verrückten. Wenn es funktioniert, dann ist es das Wunderschönste, was passieren kann und wenn es nicht klappt, dann haben wir trotzdem unser Bestes gegeben.
Wie war denn bisher dein Verhältnis zum ESC?
Juno: Meine Mama hat erzählt, dass es für sie als Kind jedes Jahr ein Highlight war. Es war auch bei mir mein Leben lang so, dass ich mich immer darauf gefreut habe - auch wenn viel Kitsch dabei ist und manche Länder mit verrückten Liedern antreten. Aber es ist ja auch einfach ein Spektakel, das lustig anzusehen ist. Ich finde es fantastisch.
Du trittst mit "Error" und "Like Lovers Do" beim Vorentscheid an. Warum diese beiden Songs?
Juno: "Error" war der Song, der so viel möglich gemacht hat und der von allem der Anfang war. "Like Lovers Do" ist mein liebster Song auf dem Album. Den habe ich im November erst geschrieben. Es ist ein Neuanfang, also nicht so düster wie "Error". "Like Lovers Do" ist die Hoffnung auf eine neue Liebe.
Im Vergleich zu anderen Kandidaten wie Unheilig oder den Baseballs hast du noch nicht ganz so viel Erfahrung auf großen Bühnen. Bist du sehr nervös, wenn du an den Auftritt denkst?
Juno: Nein, aber das ist ein Kopfding. Ich bin ein elendiger Ehrgeiz-Freak. Ich habe mir angewöhnt, meinem Körper das Lampenfieber komplett zu verbieten. Bei meinem allerersten Auftritt war ich so nervös, dass ich zu viel geredet und mich auch zwei-, dreimal verspielt habe. Das war der Tag, an dem ich verstanden habe, dass ich einen Weg finden muss, auf der Bühne Spaß zu haben und mich nicht zu quälen - erst dann kann ich von anderen Leuten erwarten, dass sie auch Spaß daran haben. Ich habe mir einfach gesagt: Du kriegst das jetzt in den Griff! Klar wird die Stunde, bevor es auf die Bühne geht, ein bisschen hibbelig. Aber ich freue mich trotzdem und sage mir, dass es gut wird. Auf der Bühne sieht man diese ganzen Menschen eh nicht, weil das Licht so hell ist. Dann ist es fast, als würde man zu Hause im Wohnzimmer singen - und die Nervosität ist wie weggeblasen.
Das Interview führte Simone Nebelsieck.
- Teil 1: "Mein Leben hat sich auf den Kopf gestellt."
- Teil 2: "Ich denke jeden Tag an den ESC-Vorentscheid."