Spanien: Lucía Pérez
Was für eine Odyssee hat der spanische Sender RTVE, einer der "Big Five", hinter sich, um seinen Repräsentanten für 2011 zu finden: Mehr als 600 Interpreten haben sich übers Internet beworben. 1.150 Titel standen für den Vorentscheid zur Verfügung. Am Ende hat sich die Profimusikerin Lucía Pérez durchgesetzt. Im nationalen Vorentscheid kam der vom ESC-Routinier Rafael Artesero - seit 1992 reicht er jährlich Titel bei RTVE ein - komponierte Titel "Que Me Quiten Lo Bailao" am besten bei Jury und den Televotern an. Mit 68 Prozent der Stimmen setzte sich Lucía Pérez mit sommerlich frisch-fröhlichen Rhythmen und dem einprägsamen Refrain "Uououooo Uououooo" durch.
Lucía Pérez muss sich noch an den Song gewöhnen
Ein Lied, mit dem sie sich jedoch anfangs gar "nicht so wohl fühlt", wie sie noch während des Vorentscheids zugab, "weil es nicht mein Stil ist". Trotzdem gefalle es ihr immer besser und sie werde es im Mai "bis zum Letzten verteidigen", so die Sängerin im spanischen Fernsehen. Die Vorentscheidung hieß für sie zu recht "Destino Eurovisión" - auf spanisch bedeutet "destino" sowohl Ziel, als auch Schicksal.
Im Videochat mit ESC-Fans zeigte die Musikerin, dass sie dennoch Großes vorhatte: "Ich führe Spanien unter die Top sieben", versprach sie den Lesern. Allerdings hatte Pérez mit ihrem Manager Chema Purón das Lied für die Aufnahmen Ende Februar in Barcelona "in Richtung Folk" neu arrangiert. "Que Me Quiten Lo Bailao" bedeutet wörtlich in etwa: "Sollen die mir doch das Getanzte wegnehmen", und bedeutet ungefähr "Ich lass' mir die Butter nicht mehr vom Brot nehmen". Hoffentlich denkt sie nach dem ESC-Finale noch genauso. Statt unter den ersten sieben, landete sie auf Platz 23.
Erstmals eine Galicierin für Spanien
Kurioserweise war es das erste Mal in der 50-jährigen Grand-Prix-Geschichte Iberiens, dass eine Galizierin das Land repräsentierte. Die 25-jährige Sängerin sah darin einen Vorteil. So hat sie nicht nur ihr viertes Studioalbum in ihrer Landessprache aufgenommen. Auch ihren Siegestitel hat die studierte Grundschullehrerin und gelernte Musikerin, die seit ihrem 16. Lebensjahr im Geschäft ist, auf Galicisch gesungen.
Tour durch galicische Zentren Europas
Sie kündigte an, mit dem neu arrangierten Song in galicischen Zentren Europas auf Tour zu gehen und hoffte beim Finale auf den starken Rückhalt ihrer Landsleute, die überall verstreut leben. "Ich habe da einen fundamentalen Rückhalt, denn wenn wir Galicier außer Landes leben, haben wir immer Heimweh", so Pérez. Bis zum Finale sei es ein "langer Weg, ich werde es so gut wie möglich machen". Sie habe aber auch keine Angst davor, bei der Eurovision schlecht abzuschneiden. Im Gegenteil: "Es ist ein positives und fröhliches Lied, das die Leute schon jetzt auf der Straße singen".
Für den dritten Sieg Spaniens nach 1968 und 1969 reichte dann leider nicht. Im Gegenteil: Spanien musste sich mit dem 23. Platz begnügen.