Ungarn András Kállay-Saunders © NDR Foto: Rolf Klatt
András Kállay-Saunders
"Running", 2014 in Kopenhagen (Finale) (5. Platz, 143 Punkte)
Stand: 11.05.2014 03:05 Uhr

Porträt: András Kállay-Saunders

Mit "Running" trat András Kállay-Saunders mit einer gefühlvollen R'n'B-Ballade an. Der Amerikaner mit ungarischen Wurzeln sang über das sensible Thema Kindesmisshandlung.

Wenig deutet bei diesem Sänger auf den ersten Blick darauf hin, dass er aus Ungarn kommt. Als Kállay Saunders firmiert der 29-Jährige bei einem schwedischen Poplabel, das in Malmö sitzt. Eines seiner neuen Videos zum Lied "Play My Song" spielt am Strand vor der Kulisse der Öresundbrücke. Als Eurovisionskundiger reibt man sich verwundert die Augen - 2013 war das ESC-Finale noch in Malmö und man konnte ausgiebig die berühmte Brücke bewundern. Nun braucht Saunders von seinem Studio aus nur wenige Kilometer über ebendiese zu fahren, um beim nächsten Song Contest in Kopenhagen teilzunehmen - nämlich als Kandidat Ungarns.

VIDEO: Ungarn/András Kállay-Saunders: "Running" (3 Min)

Wirklich Ungarn? Bei näherem Betrachten der Biografie springt zunächst der prominente Vater ins Auge: Fernando Saunders. Der aus Detroit stammende Sänger und Bassist hat viele Jahre mit Lou Reed musiziert, aber auch mit anderen Größen wie Jeff Beck, Marianne Faithfull, Tori Amos, Joan Baez. Selbst mit Pavarotti ist Saunders senior aufgetreten und hat seinem Sohn ein sicheres Gespür für Jazz, R'n'B und Rock mit in die Wiege gelegt, als der Junior 1985 in New York zur Welt kam.

"Er hat mich immer mit nach Detroit genommen, wo alles begonnen hat und mir die Ecken und die Lokale gezeigt, wo er gesungen hat. Ich wusste schon ganz früh, dass ich in seine Fußstapfen treten will. Ich kann mich daran erinnern, ganz klein zu sein und von Garderobe zu Garderobe gehuscht zu sein und wie ich total geflasht davon war, wie sich jeder auf die Show vorbereitet hat", sagt Saunders junior über diese Zeit.

Ungarische Mutter aus Adelsdynastie

András' Mutter Katalin ist ein ungarisches Model, das der Adelsdynastie Kállay entstammt. Für den Song Contest tritt der gebürtige Amerikaner unter seinem bürgerlichen Namen András Kállay-Saunders an. Seit 2011 lebt er nun in Ungarn. Ursprünglich wollte er dort nur seine kranke Großmutter besuchen. Doch als der junge Sänger eine Aufforderung im Fernsehen zu der Musik-Talentshow Megasztár sieht, probiert er sein Glück. Seine soulige Stimme kommt gut an, er landet auf dem vierten Platz, firmiert bei Universal und schafft es mit zwei Singles in die Top Ten der nationalen Charts. Ein Jahr später arbeitet er mit dem schwedischen Rapper Rebstar zusammen und ihre gemeinsame Single "Tonight" erklimmt ebenfalls eine Top-Platzierung in Ungarn. Ende 2012 verlässt Saunders Universal und wechselt zu Rebstars schwedischem Label Today Is Vintage nach Malmö.

Kindesmisshandlung als Balladen-Thema

Gleich mit seiner ersten Single beim neuen Label bewirbt er sich für den nationalen ESC-Vorentscheid "Dal". Zwar siegt er mit "My Baby" nicht, doch der Titel belegt wochenlang Platz eins der Charts. Mit seinem wiederholten Anlauf bei "Dal 2014" in einem qualitativ guten und bunten Teilnehmerfeld schafft András dann das Ticket nach Kopenhagen zu lösen. Sein Beitrag "Running", eine Ballade aus der Feder von Krisztián Szakos und Kállay-Saunders selbst, behandelt ein schwieriges Thema: Kindesmisshandlung.

Mit seiner R'n'B-geschulten Stimme kann András das Flehen der Kinder nach Hilfe gut ausdrücken, ohne allzu sehr auf Betroffenheit zu setzen. Sein Lied basiert auf einer wahren Geschichte, sagt der Sänger in einem Video-Interview nach seinem Sieg bei "Dal". Mit dem sensiblen Thema setzt sich "Running" inhaltlich gewaltig von anderen Balladen ab. Ein dramatischer Auftritt mit einer jungen Frau auf der Bühne und einer Geisterfigur, die den Schmerz ausdrückt, plus ein Klavier, gaben schon im 1. Halbfinale in Kopenhagen ein gutes Bühnenbild ab. Genau wie sein Vorgänger ByeAlex schaffte András damit den Sprung ins Finale. Und belegte schließlich einen starken Platz 5.

Weitere Informationen
Magdi Ruzsa © NDR Foto: Rolf Klatt

Ungarn: Klischee und Romantik

In der ungarischen Musik fließt die wechselvolle Geschichte des Landes ein. Hunnen, Osmanen und die Habsburger beeinflussten Ungarn auch musikalisch. mehr

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 10.05.2014 | 21:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

2014

Ungarn