"Crno I Belo", 2012 in Baku (Finale) (13. Platz, 71 Punkte)
Kaliopi: Drei ESC-Anläufe für Mazedonien
Für ihr Heimatland Mazedonien (FYR) ist Kaliopi beim Eurosvision Song Contest 2016 erneut angetreten. Der Sender MKRTV bestimmte sie intern als mazedonische Kandidatin. Leider mit nur mäßigem Erfolg. Kaliopi scheidet nach dem zweiten Halbfinale aus dem ESC und muss nun die Koffer packen. In Stockholm ging sie mit dem Song "Dona" an den Start.
Die Tragödie von 1996
Was haben der Frisör Jürgen Göbel aus Lippetal-Hovestadt und die mazedonische Künstlerin Kaliopi gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht viel, aber hätte es das Schicksal ein bisschen besser mit ihnen gemeint, wären sich die beiden 1996 beim Finale des Eurovision Song Contest in Oslo über den Weg gelaufen. Jürgen Göbel alias Leon hatte mit dem Song "Blauer Planet" in jenem Jahr den deutschen Vorentscheid gewonnen, während Kaliopi das gleiche Kunststück in Mazedonien (FYR) mit "Samo ti" - auf Deutsch "Nur du" - gelang. Dass die beiden Kandidaten die Reise nach Oslo jedoch nie antraten, hatte mit dem damaligen Regelwerk zu tun. Weil 29 Länder sich um 22 Startplätze stritten - Norwegen war als Gastgeber gesetzt - musste die Zahl der Bewerber im Vorfeld reduziert werden. 240 Juroren, die von den einzelnen Teilnehmerländern bestellt worden waren, übernahmen diese undankbare Aufgabe. Und der Rest ist Geschichte.
Deutschland versäumte sein erstes und bislang einziges ESC-Finale und Mazedonien feierte sein Debüt erst 1998 in Birmingham. Doch während die Karriere für Leon mit dieser Schmach beendet war, bevor sie richtig begann, kann Kaliopi nach über 30 erfolgreichen Jahren im Showgeschäft über diese Episode nur lächeln. Zumal sie in Baku 2012 ihr Heimatland mit der rockigen Ballade "Crno I Belo" - die ins Deutsche übersetzt "Schwarz und Weiß" heißt - doch noch beim Grand Prix vertrat und Platz 13 erreichte.
Aufstieg in Jugoslawien
Warum Kaliopi 2012 bei der internen Auswahl des mazedonischen Fernsehens erste Wahl war, ist schnell erzählt. Sie kam am 28. Dezember 1966 als geborene Sängerin auf die Welt und trat im Alter von neun Jahren beim Festival "Goldene Nachtigall" erstmals öffentlich auf. Sie gewann und stieg in den 80er-Jahren im ehemaligen Jugoslawien zu einem gefeierten Star auf. Bereits damals stand an ihrer Seite der Komponist von "Crno I Belo", Romeo Grill.
Comeback in den 90ern
Nach zwei erfolgreichen Alben mussten die Fans 1988 die offizielle die Auflösung von Kaliopis Band verkraften, doch Hits wie "Bato" oder "Kofer ljubavi" entwickelten sich in der Folgezeit zu Klassikern. Der Sieg beim mazedonischen Vorentscheid 1996 markierte dann das Comeback der Sängerin und 1999 veröffentlichte sie ihr erstes Soloalbum "Oboi me".
Obwohl die Bezeichnung "Soloalbum" etwas verwundert, da sich Kaliopi für ihr erstes "eigenes" Werk wieder mit Romeo Grill zusammengetan hatte. Nicht minder verwirrend ist die private Beziehung der beiden Künstler: Für einen nicht näher bestimmbaren Zeitraum waren Kaliopi und Romeo, der 1961 in Skopje geboren wurde, sogar verheiratet.
Ballet, Theater, Musical
Im Jahr 2000 emanzipiert sich Kaliopi dann doch von ihrem kongenialen Partner Grill. Sie gründete ihre eigene Plattenfirma und komponierte die meisten Songs auf ihren nächsten acht Alben komplett selbst. Neben der Arbeit in eigener Sache fand Kaliopi immer wieder Zeit für andere Projekte. Sie kollaborierte beispielsweise mit dem Lautenspieler und Weltmusiker Edin Karamazov, schrieb die Musik für ein Ballett und zwei Theaterstücke, übernahm die Hauptrolle in dem mazedonischen Musical "Chija si" und engagierte sich als Botschafterin des Flüchtlingswerks der Vereinten Nationen UNHCR.
Wer könnte angesichts dieser Vita Kaliopi ernsthaft das Recht absprechen, sich selbst als große Diva der mazedonischen Musikszene zu bezeichnen? Gleich, ob früh ausgeschieden oder nicht.