Jessy Matador
"Allez! Ola! Olé!", 2010 in Oslo (Finale) (12. Platz, 82 Punkte)
Sendedatum: 29.05.2010 21:00 Uhr

Frankreich: Jessy Matador

von Marco Lambrecht

Frankreich gehört als einer der größten Geldgeber des Eurovision Song Contest zu den so genannten "Big Four". Die anderen Mitglieder dieses Clubs sind Spanien, Großbritannien und Deutschland - und alle vier genießen wegen ihres großen finanziellen Einsatzes ein direktes Startrecht im Finale. Versiegt nur eine dieser Quellen, dürfte der ganze Wettbewerb ins Wanken geraten. Grund genug, für viele Grand Prix Fans panisch zu werden, als im März 2010 der Anmeldeschluss für die 55. Auflage des Wettbewerbs immer näher rückte und in Frankreich zum Thema Kandidatensuche das große Schweigen herrschte.

VIDEO: Frankreich: Jessy Matador - "Allez! Ola! Olé!" ( Min)

Erlösung in letzter Minute

Würde Frankreich, ausgerechnet ein Jahr nachdem Patricia Kaas mit Rang acht endlich wieder ein respektables Ergebnis erzielen konnte, einen Rückzieher machen? Die Auflösung folgte kurz vor Toresschluss. Am 22. März 2010 versammelten sich die Delegationen aller Teilnehmerländer in Oslo, um ihre Interpreten zu präsentieren. Laut Reglement sollte am folgenden Tag die Startreihenfolge ausgelost werden. Und siehe da, die Franzosen zauberten mit Jessy Matador einen respektablen Kandidaten aus dem Hut.

Ein Matador aus Kinshasa

Frankreich: Jessy Matador  Foto: tino C
Frankreich: Jessy Matador.

Insider hatten den 27-jährigen Kongolesen im Vorfeld tatsächlich zum Kreis der Anwärter gezählt, aber vom französischen Fernsehen waren die Gerüchte nie offiziell kommentiert worden. Jessy Matador, dessen richtiger Nachname Kimbangi lautet, kam am 27. Oktober 1982 in Kinshasa zur Welt. Mit 18 Jahren startete er seine Künstlerkarriere als Tänzer. Sein erstes Engagement gab ihm der Sänger Dany Engobo in seiner französisch-afrikanischen Tanztruppe "Les cœurs brisés". Mit den "Gebrochenen Herzen" tourte Matador unter anderem in den Vereinigten Staaten, Kanada, Großbritannien, Italien und im Kongo.

Schwing deine Hüften

Das Markenzeichen der Gruppe ist der aus dem Kongo stammende und in Afrika sehr populäre Stil Ndombolo - zu einem schnellen, der Rumba verwandten Rhythmus lassen die Tänzer ihre Hüften und Hintern kreisen. Diesem Stil blieb Jessy Matador ab 2005 auch mit der Formation "La Sélésao" treu. 2008 griff der "Capitaine" der "Sélésao", für den Song "Décalé gwada" zum Mikrofon und landete in seiner Wahlheimat Frankreich einen überraschenden Sommerhit. Auch die zweite Single "Mini kawoulé" schaffte es für 39 Wochen in die französischen Top-100-Charts.

Windjammertour der Big Four und Norwegen
Windjammertour der Big Four und Norwegen.

Beide Titel finden sich auf Matadors Debütalbum "African New Style". Sein "neuer afrikanischer Stil" verbindet Sounds und Rhythmen, die afrikanische Immigranten in Europa populär gemacht haben: Coupé décalé wurde von Einwanderern der Elfenbeinküste in Frankreich entwickelt. Kuduru, mit seinen angolanischen Wurzeln, ist in Portugal groß geworden. Dazu mischt Jessy Matador Ndombolo aus seiner kongolesischen Heimat sowie die karibischen Stile Zouk und Dancehall Reggae. Zum Schluss würzt er das ganze mit einer Prise amerikanischem Hiphop.

Allez! Ola! Olé!

Diese explosive Mischung gibt auch Matadors Grand Prix Titel "Allez! Ola! Olé!" seinen unwiderstehlichen Schwung. In Oslo haben nicht wenige Televoter mit kreisenden Hüften ihre Stimme an Frankreich vergeben: mit 82 Länderpunkten sprang ein respektabler zwölfter Rang heraus. Das französische Fernsehen dürfte die Platzierung allerdings nur beiläufig registriert haben, denn bei der Auswahl des Songs hatte man nicht nur den Contest im Hinterkopf. Die Fernsehmacher wollen "Allez! Ola! Olé!" bei Übertragungen der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika einsetzen und Matador so zu einem weiteren Sommerhit verhelfen.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 29.05.2010 | 21:00 Uhr

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