Folkpop mit Südstaatensound aus Malta
Firelight sind mit Country-Klängen und einer Zither zum ESC gefahren. Mit "Coming Home", einem Song über den Ersten Weltkrieg und den Neubeginn, belegten sie den 23. Platz.
Eingängiger Folkrock, eine erfrischende, leicht nasale Stimme, eine kräftige Portion Mumford & Sons: Man wähnt sich beim Hören dieses Songs bei einem amerikanischen Radiosender. Kalt, kalt, geografisch kalt. Das Lied "Coming Home", das zum Mitwippen einlädt, kommt von der Mittelmeerinsel Malta. Und dieser Beitrag vom kleinen Land an der Schwelle zu Afrika erinnert an ein Ereignis, das sich 2014 zum 100. Mal jährt: der Beginn des Ersten Weltkriegs. Damit ehrt die Malteser Band Firelight, wie im Video zu sehen, all jene, die nie nach Hause kamen: "Remembering Those Who Never Came Home".
Dramatisch beginnt auch das offizielle Video der erst im Juni 2013 gegründeten Kombo. Gekleidet als Soldat im Ersten Weltkrieg im Graben, schreibt der Leadsänger und Autor des Songs, Richard Edward, Notizen in ein Büchlein. Er kann gerade noch einen Satz schreiben, als eine Bombe alles auslöscht. Die Musik feiert in den folgenden Bildern aber das Gegenteil - den Neubeginn. Es zeigt einen Vater, der von der Schlacht heimkehrt. Fröhlich blickt auch der 31-jährige Sänger im Duett mit seiner Schwester, der Keyboarderin Michelle Mifsud, in die Kamera.
Seltenes Instrument auf der Bühne
Dabei spielt er auf einem im Folk häufiger verwendeten Instrument, der Appalachian Dulcimer, einer Art Zither oder Akustikgitarre. Diese dürfte ein Debüt auf der internationalen Bühne des Eurovision Song Contest gefeiert haben. Zur Band gehören zwei weitere Geschwister: Wayne William als Backgroundsänger, mit dem Richard bereits Hits in Malta geschrieben und gelandet hat, und Daniel Micallef an der Akustikgitarre. Der Bassist Tony Polidano am Kontrabass und Leslie Decesare als Percussionist an der Mundharmonika ergänzen das Sextett. Für Leadsänger Richard geht damit ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Nach einem längeren Aufenthalt in Großbritannien mit einem gewissen Erfolg bei "X-Factor" und einer ausgiebigen Tour durch Südengland mit einer Band kehrt er 2009 nach Malta zurück. Zuvor hat er bereits 2003 und 2005 als Teil der Band The Mics vergebliche Anläufe auf den ESC beim Malta Eurovision Song Contest unternommen. 2011 landet er mit dem Song "Finally" immerhin auf Platz zwei.
Vorbilder von Stevie Wonder bis Coldplay
Firelight promoteten ihren ESC-Titel zunächst international, etwa in Amsterdam beim Event Eurovision in Concert. Dort hat ihr Vorgänger Gianlucca Bezzina, der singende Kinderarzt, auf der Bühne bereits kräftig Sympathiepunkte gesammelt. Parallel erschien das erste Album, das wie der ESC-Beitrag "Coming Home" heißt. Die musikalischen Paten der Folkrock-Pop-Songs sind für Leadsänger Richard etwa Stevie Wonder, Paul McCartney, Coldplay und Pink Floyd. Er führt aber auch seinen Vater Joe George an - ein in Malta bekannter Musiker.
Eines kann der Leadsänger, der Fan des englischen Fußballclubs Manchester United ist, nach eigenen Angaben übrigens ganz schlecht: Angeln. Er habe nie etwas gefangen, behauptet Richard. Aber Angeln ist beim Eurovision Song Contest ja in den 180 Sekunden auf der großen Bühne keine Voraussetzung, um gehäuft Anrufe der Televoter zu bekommen. Viele Stimmen gefangen haben sie trotzdem nicht. Im Finale belegten sie Platz 23.