Schweden: Eric Saade
Eric Saade trug 2011 eine große Verantwortung: Er sollte seinem Land in Sachen Eurovision Song Contest den Stolz zurückerobern. Seit genau einem halben Jahrhundert ist Schweden Teilnehmer des ESC und hat mit Abba die größten aller Gewinner hervorgebracht.
Die vierköpfige Popformation war aber nur einer von vier Siegern. Zuletzt hatte Charlotte Nilsson 1999 die ESC-Krone nach Hause geholt. Und dann passierte 2010 das größte Debakel, das nationale Zeitungen am nächsten Tag mit Schlagzeilen wie "Neeeeej" (Nein!) und "Fiasko" betitelten: Schweden hatte es mit seiner Kandidatin Anna Bergendahl zum ersten Mal in seiner ESC-Geschichte nicht ins Finale geschafft. Ausgerechnet im Nachbarland Norwegen. Die Fans waren ratlos.
Eine Aufgabe nationaler Tragweite
Nun schickte sich ein Zwanzigjähriger an, diese große Herausforderung zu meistern und das Wort Halbfinalhürde schnell wieder aus dem schwedischen Wortschatz zu streichen. Das gelang ihm mühelos im zweiten Halbfinale mit einer bombastischen Bühnenshow.
Und im Finale dürfte er den Stolz der Schweden in Sachen endgültig wiederhergestellt haben - mit 185 lagen er nur drei Zähler hinter dem zweitplatzierten Italien.
Gute Voraussetzungen für eine Top-Platzierung brachte Eric Khaled Saade mit. Er hat mit dem Ticket für Düsseldorf ein internationales Sprungbrett erreicht. Der Schwede stammt aus einfachen Verhältnissen, wurde am 29. Oktober 1990 als zweitältestes von acht Geschwistern und Halbgeschwistern in eine schwedisch-libanesische Familie geboren.
Aufgewachsen ist er in Kattarp, einem kleinen Ort in der Nähe des südschwedischen Helsinborg. Schon früh musste der Fußballverrückte Verantwortung übernehmen. Seine Eltern - eine Angestellte im Einzelhandel und ein Selbständiger - hatten sich scheiden lassen, als Eric vier Jahre alt war. Er sorgte für seine Geschwister und kämpfte sich alleine durch die Schullaufbahn. Als Kind beeindruckte ihn ein Video mit Michael Jackson derart, dass er nur noch singen wollte.
Kreativer Kontrollfreak
Bereits als Teenager schrieb der Südschwede seine ersten Songs und ergatterte seinen ersten Plattenvertrag im Alter von 15 Jahren. Seine größten Einflüsse: Michael Jackson, Justin Timberlake und Robbie Williams, wie Saade auf der eigenen Homepage erzählt. 2009 wurde ein entscheidendes Jahr für den "kreativen und positiven Kontrollfreak", wie er sich selbst nennt. Mittlerweile gehört er der Casting-Boyband What’s Up an, die den Titelsong zu einem Musikwettbewerb auf dem Disney-Channel liefert. Dank dieses Kontaktes geht er dazu über, besagte Kindershow zu moderieren. Den Job macht er so gut, dass er bald eine weitere TV-Castingshow moderiert.
2010: Erster Anlauf beim Melodifestivalen
Im selben Jahr nimmt ihn eine von Schwedens größten Plattenfirmen als Solokünstler unter Vertrag. Das Label Roxy Recordings produziert Musiker wie die ESC-Kandidatin und Opernsängerin Malena Ernman. Dort trifft Saade auf Fredrik Kempe, eine Art Ralph Siegel Skandinaviens. Der Komponist hat in den letzten Jahren mehrfach Grand-Prix-Lieder geliefert, darunter für die oben erwähnte Malena Ernman. Mit dessen Hilfe entsteht Saades Debütalbum "Masquerade".
Mit der Singleauskopplung "Manboy", die ebenfalls von Kempe geschrieben wurde, versucht der 18-Jährige sein Glück beim schwedischen ESC-Vorentscheid Melodifestivalen. Zwar kommt der sportliche Sänger gut an, nicht zuletzt, weil ihm am Schluss ein gewaltiger Wasserschwall über den Kopf gegossen wird. Noch überzeugter ist das Publikum aber von Anna Bergendahl. Seine Popularität bringt ihm jedoch einen dankbare Aufgabe ein: Er darf von Stockholm aus, wo er mittlerweile lebt, die schwedischen Punkte zum Eurovisionsfinale nach Oslo übermitteln. Unvergesslich ist seine Aufregung, als er Schwedens zwölf Punkte an Deutschland vergibt.
Metaphorischer Befreiiungsschlag
Beim Melodifestivalen 2011 übertrumpfte er seine Konkurrenten dank der Televoter und der insgesamt elf Jurys aus anderen Nationen, darunter übrigens einer deutschen. Sein Song, dem ihm erneut Fredrik Kempe geschrieben hat, ist eine Disco-Popnummer mit dem Titel "Popular". Sie startet mit den hoffnungsvollen Worten: "Stop, don’t say that it’s impossible, 'cause I know, it’s possible" (Hör auf zu sagen, es sei unmöglich, weil ich weiß, es ist möglich).
In einer bombastischen Show mit anspruchsvoller Breakdance-Choreografie tanzte Saade mit roter Lederjacke und nur einem schwarzen Lederhandschuh. Zum Schluss zertrümmerte er damit in einer Art metaphorischem Befreiungsschlag die Glaswände eines lebensgroßen Terrariums.
Songtext: "Popular"
Verse
Stop don't say that it's impossible
'cos I know
It's possible
Though I know
You never look my way
I can say
You will one day
I can say
You will one day
Chorus
I will be Popular
I will be popular
I'm gonna get there popular
My body wants you girl
My body wants you girl
I'll get ya when I'm popular
I'll put my hands up in the lights
You'll see me dancing for my life
I will be Popular
I will be popular
I'm gonna get there popular
Verse
Spread the news - I'm gonna take the fight
(For) the spotlight
Day and night
I can take this to the number one
Be someone
Before you're gone
Be someone before you're gone
Chorus
I will be Popular
I will be popular
I'm gonna get there popular
My body wants you girl
My body wants you girl
I'll get ya when I'm popular
I'll put my hands up in the lights
You'll see me dancing for my life
I will be Popular
I will be popular
Popular