Großbritannien: Engelbert Humperdinck
Engelbert Humperdinck, oder - wie er sich zur Verwirrung einiger in Deutschland nur nennen darf - Engelbert, wird vor allem den älteren Fans gepflegter Musik etwas sagen. Denn der Sänger, den Großbritannien nach Aserbaidschan geschickt hat, hatte echte Hits - und auch echt viele Hits. Allerdings liegen diese auch schon eine ganze Weile zurück. Seinen letzten Top-Ten-Song hatte er in Großbritannien vor etwa 40 Jahren, Engelberts wohl berühmtester Schlager "Please, Release Me" erschien 1966. Weil es ein echter Evergreen wurde, ist das Lied aber auch einigen Jüngeren bekannt - zumindest denen, die schon einmal eine Schlagerparty besucht haben.
Engelbert Humperdinck, der Zweite
Geboren wurde Engelbert Humperdinck als Arnold George Dorsey 1936 in Indien, wo sein Vater damals mit der britischen Armee stationiert war. Mitte der 1940er-Jahre zog die Familie nach Leicester. Mit elf Jahren lernte er Saxofon spielen, mit 17 nahm er in einem Pub an einem ersten Gesangswettbewerb teil. Mitte der 1950er-Jahre zog es den jungen Dorsey in die Vereinigten Staaten, wo er als Sänger durchzustarten hoffte.
Als das anfangs nur mäßig gelingen wollte - und am Talent offenbar kein Zweifel bestand - musste ein Künstlername her: Engelbert Humperdinck war geboren. Allerdings schon der zweite, denn den Namen hatte zuvor auch der deutsche Komponist getragen, aus dessen Feder die Märchenoper "Hänsel und Gretel" stammt. Dessen Nachfahren sind es dann auch, die dafür gesorgt haben, dass der britische Engelbert Humperdinck sich in Deutschland eben nur Engelbert nennen darf.
Der Name alleine war es aber natürlich ohnehin nicht, der dem Sänger, der sich den Schnulzen verschrieben hat, seinen großen Erfolg einbrachte - dafür allein erhält schließlich niemand 63 Goldene und 24 Platin-Schallplatten und die hat Engelbert (Humperdinck) sich ersungen.
Erfahrener Sänger und erfahrene Songwriter
Optisch erinnert er durchaus noch an die Zeiten seiner großen Erfolge. Zum einen hat sich sein Gesicht nur wenig verändert, weil er altersbedingte Veränderungen Gerüchten zufolge ausbessern ließ, zum anderen hat er für sein Alter noch sehr viele Haare, mit den großen Koteletten vor allem auch im Gesicht. Nun also sollte er Großbritannien beim ESC vertreten. So wollte es der Fernsehsender BBC.
Als Songwriter hat man dazu Martin Terefe und Sacha Skarbek an Bord geholt, die bereits mit Popgrößen wie James Blunt, Adele und Duffy zusammengearbeitet haben. Es gibt auch eine Verbindung zum deutschen Beitrag für Baku: Terefe hat auch schon für Jamie Cullum produziert, der wiederum Roman Lobs "Standing Still" mitkomponiert hat. Der britische ESC-Song "Love Will Set You Free" ist ein echtes Engelbert-Stück, das von Küssen im Mondlicht, Liebe und Schmerz handelt.
Erfolgstendenz eher abnehmend
Großbritannien, das seit 1957 am ESC teilnimmt, gehört den erfolgreichsten in diesem Contest, fünf Siege hat Großbritannien im Laufe der Zeit eingefahren, 41 Mal erlangte es eine Top-Ten-Platzierung. Und nach Punkten ist es insgesamt das erfolgreichste Land der Grand Prix-Geschichte. In den letzten Jahren war der Inselstaat zwar nicht immer erfolgreich, ein Tiefpunkt waren ganze 10 Punkte im Finale 2010 für Josh Dubovie.
Aber Jade Ewen hatte 2009 doch immerhin einen guten fünften Platz eingefahren, und auch Blue schrammten 2011 nur knapp an der Top Ten vorbei, mit Rang 11. Ein Sieg ist jedoch in der Tat schon länger her, den letzten holten Katrina and The Waves 1997 in Dublin. Und auch Engelbert konnte 2012 die Hoffnungen nicht erfüllen, er belegte den vorletzten Platz in Baku.