Bulgarien: Deep Zone & Balthazar
In der über 50-jährigen Geschichte des Grand Prix hat es viele Regeländerungen gegeben, aber keine Entscheidung der European Broadcasting Union hat eine so nachhaltige Wirkung entfaltet wie die Einführung des Halbfinales 2004 in Istanbul. Die EBU als Ausrichter reagierte damals ganz pragmatisch auf die wachsende Begeisterung ihrer Mitgliedsländer für die Teilnahme am Contest - aber gleichzeitig schuf sie mehr Raum für musikalische Experimente. Bestes Beispiel dafür ist in diesem Jahr Bulgarien.
Das DJ-Projekt Deep Zone & Balthazar sicherte sich mit "DJ, Take Me Away" beim bulgarischen Vorentscheid am 23. Februar mit hauchdünnem Vorsprung den Sieg vor dem Duo Georgi Hristov und Gianni Fiorelino und seinem Beitrag "Sogno". Eine Elektro-Nummer mit Reggae-Anleihen schlägt einen Italo-Pop-Song - wohlgemerkt in Sofia. Die bulgarischen Televoter segneten damit ganz demokratisch ab, was wir seit dem Gewinn der finnischen Monsterrocker Lordi immer schon geahnt haben: Beim Eurovision Song Contest gibt es keine musikalischen Grenzen mehr. Alles ist erlaubt, will ein Land in dem vielköpfigen Teilnehmerfeld des Wettbewerbs bestehen.
Deep Zone Project
Hinter Deep Zone verbergen sich Rossko alias Rosen Stoev, DJ Dian alias Dian Savov und sein Vater Lyubomir. Bereits seit dem Jahr 2000 tüftelt das Trio unter dem Namen Deep Zone Project an elektronischen Sounds. Was zunächst fehlte, war eine charakteristische Stimme. Abhilfe schaffte die junge Sängerin Joanna Dragneva. Sie übernahm auf dem Debütalbum der Gruppe "Ela Izgeiin" 2002 den Gesang und dieser Mix schlug auf den Diskotanzflächen in Osteuropa sehr erfolgreich ein: Die Singleauskoppelung "Ela Izgrei" wurde vom Musiksender MM Television Bulgaria als "Bester Song des Jahres" ausgezeichnet. 2003 wurden Deep Zone bei der selben Veranstaltung für "Without Caffeine" mit dem Preis "Bester Club Track des Jahres" belohnt.
DJ Balthazar
Balthazar steht seit 1998 hinter den Turntables und es gibt in Bulgarien sicherlich keinen großen Club, in dem der 30-Jährige DJ und Produzent noch nicht aufgelegt hat. Bei seinen Sets bewegt er sich zwischen Minimal-Techno und Electro-House - ein musikalisches Genre, das bislang noch nicht mit dem Eurovision Song Contest in Verbindung gebracht wurde. 2007 tat sich Balthazar erstmals mit dem Deep Zone Project zusammen. Die Club-Tour "Welcome To The Loop" führte das Team durch ganz Bulgarien.
Offenbar hatten Deep Zone & Balthazar dabei so viel Spaß, dass sie sich für den Vorentscheid zum Grand Prix bewarben - mit Erfolg. Am 22. Mai präsentierten sie den House-Mix "DJ, Take Me Away" im zweiten Belgrader Halbfinale. Doch möglicherweise war der Sound von Deep Zone für die Grand Prix Fans dann doch zu ungewöhnlich - trotz brennender Plattenteller und einer Sängerin im raffinierten knallig roten Kleid konnte sich die Truppe nicht für das Finale qualifizieren.